Curved Monitore: Ergonomische Vorteile für den Arbeitsalltag?
Ein Curved Monitor ist ein Computermonitor, dessen Bildschirm nicht flach, sondern leicht zur Mitte des Bildschirms geborgen ist. Diese Krümmung führt zu einem intensiveren Seherlebnis und einer größeren Tiefenwahrnehmung, weshalb diese Monitore zunächst im Online-Gaming zum Einsatz kamen.
Büroarbeitsplätze
Diese Effekte des gekrümmten Bildschirms waren aber weniger dafür ausschlaggebend, dass sie mittlerweile auch zunehmend an Büroarbeitsplätzen verwendet werden. Vielmehr werden Curved Monitore aufgrund ihrer Vorteile für „Multitasking“-Arbeiten eingesetzt. Beispielsweise, wenn auf einem Monitor mehr als nur ein Dokument geöffnet werden soll und man gleichzeitig an mehreren Dokumenten arbeiten möchte. Bislang wurden für solche Arbeitsprozesse in der Regel zwei flache Monitore nebeneinandergestellt. Hierbei stellt sich für den Nutzer aber oft das Problem, dass Ränder und Ecken am extremen linken und rechten Ende der Monitore für den zentriert sitzenden Beschäftigten nicht gut einsehbar sind. Bei Curved Monitoren lassen sich dagegen die kompletten Bildschirme jederzeit gut überblicken. Für Büros und andere Arbeitsplätze wie Kontroll- und Leitstellen werden üblicherweise Monitore mit Radien zwischen r = 1000 mm und r = 4200 mm verwendet. Je größer der Radius, desto „krummer“ ist auch der Bildschirm.
Ergonomische Probleme
Die Vorteile für das Sehen liegen bei den Curved Monitoren auf der Hand. Doch gibt es aus Sicht des Arbeitsschutzes auch Bedenken hinsichtlich der Ergonomie. So kann die Bildschirmneigung eines Curved Monitore zu einer „Übervisualisierung“ führen. Studien konnten feststellen, dass bei einer stärkeren Krümmung der Seitenbereiche teilweise bereits die Grenzen empfohlener Blickbereiche erreicht werden. Der Beschäftigte ist dann oft zu unnatürlichen Kopfhaltungen gezwungen, die wiederum zu muskulären Verspannungen an Hals und Nacken führen können. Diese Gefährdung besteht speziell dann, wenn zwei dieser gekrümmten Monitore nebeneinandergestellt werden. Im Gegensatz zu den konventionellen flachen Bildschirmen kann aber bei den gekrümmten Monitoren nur sehr umständlich eine ergonomische bessere Positionierung eingestellt werden. Der Grund: Die stabile Biegevorrichtung dieser Monitore schränkt die ergonomischen Einstellungsmöglichkeiten vergleichsweise stärker ein.
Studie
Ob die Nutzung von Curved Monitoren tatsächlich zu ergonomischen Problemen führt, ist in der Forschung aber dennoch umstritten. Bisherige Studien erbrachten hierzu unterschiedliche, teils widersprüchliche Ergebnisse. Anlass genug, für ein Forschungsteam des Arbeitsgebiets Arbeitswissenschaft/Arbeitspsychologie (Awip) der Brandenburgischen Technischen Universität (BTU) Cottbus-Senftenberg die ergonomischen Herausforderungen von Curved Monitore speziell für den Bereiche der Arbeitsplätze an Leitwarten, Steuerzentralen und Leitstellen genauer auf den Grund zu gehen. Im Vorfeld der Studie an Curved Monitoren wurde von derselben Forschungsgruppe auch eine Untersuchung an flachen Bildschirmen durchgeführt, um beide Systeme vergleichen zu können. Dabei wurden beide Systeme zum einen mit Probanden (34 Personen mit Altersdurchschnitt von rund 27 Jahren, die während der Untersuchung eine Arbeitsaufgabe an den Bildschirmen zu erledigen hatten) und zum anderen mit Messungen unter verschiedenen Beleuchtungs- und Akustikbedingungen getestet. Ziel war es, „peripheres Reiz-Reaktionsverhalten“ durch die Probandenstudie sowie Beeinträchtigen durch Beleuchtungs- und Akustikwechselwirkungen mittels der Messreihen zu identifizieren und zu quantifizieren.
Versuchsaufbau
Für die Untersuchung an Flachbildschirmen wurden fünf Monitore verwendet, die bogenförmig mit einem Radius von r = 766 mm aufgebaut waren. Für die nachgelagerte Studie an den gekrümmten Geräten fanden drei Monitore Verwendung, die mit einem Wölbungsradius von r = 1000 mm den engsten, marktverfügbaren Radius aufwiesen, um größtmögliche Vergleichbarkeit zwischen beiden Versuchsaufbauen zu garantieren. Dabei wurde mittig ein ultrabreiter 49-inch Monitor verwendet, ergänzt durch seitlich jeweils einen 27-inch Bildschirm in gleichem Radius. In der Kombination der Geräte entstand in beiden Studien somit eine nahezu 180 ° umspannende Visualisierungsfläche. Dabei saßen die Probanden zentriert vor den aufgestellten Monitoren. Es herrschten bei jedem Versuchsdesign dieselben Arbeitsplatzbedingungen (keine Geräusche, Beleuchtung ohne Blendung, kein Tageslicht). Beim „Curved-Setting“ wurde in einem weiteren Untersuchungsschritt unter einer Dunkelbedingung von 200 Lux gearbeitet.
Meinungen der Probanden
In beiden Untersuchungen mussten die Probanden unter anderem zwei 15-minütige Durchläufe unter einer Hell- und einer Dunkelbedingung absolvieren, wobei sie stets eine Arbeitsaufgabe erledigen mussten. In den Randbereichen der Monitore wurden in der Folge optische Elemente (Zeichen, Muster) als Zielreize in zufälliger Abfolge eingeblendet. Sobald ein Proband während der Erledigung seiner Arbeitsaufgabe, diese kurzen Einblendungen bemerkte, musste er dies per Tastendruck dokumentieren. Danach wurden die Probanden befragt, was für sie die Vor- und Nachteile der Arbeit an den diversen Monitorsystemen gewesen seien. Die Arbeit an den Curved Monitore wirkte für nicht wenige Probanden zunächst befremdlich (27,8 %). Rund 39 % klagten über Ermüdungserscheinungen. Von einem „Unwohlsein“ berichteten 11,1 % der Probanden, ein Proband musste den Versuch sogar abbrechen. Besonders problematisch erschien den meisten Probanden, die Position des Mauszeigers auf der hochauflösenden Visualisierungsfläche der Curved Monitore zu finden.
Ergebnisse für Arbeitsschutz
Trotz der teilweise verhaltenen und manchmal sogar eher negativen Einschätzung der Probanden zeigte sich, dass die Erledigung der Arbeitsaufgaben insgesamt an den Curved Monitoren etwas besser gelang als an den konventionellen flachen Bildschirmen. Allerdings konnte das Forscherteam bei der Auswertung der Messreihen „Akustikbündelungen“ und „Blendanfälligkeiten“ feststellen. Diese seien aber mit entsprechenden Anpassungen am individuellen Bildschirmarbeitsplatz relativ einfach auszuräumen. Generell sollte bei ultrabreiten oder kombinierten Monitoraufstellungen auf Radien < 1800 mm verzichtet werden. Insgesamt zeigt sich, dass:
- Monitore mit geringer Krümmung für alle Anwendungsbereiche aus ergonomischer Sicht grundsätzlich nutzbar seien,
- keine eindeutig belegbaren ergonomischen Nachteile gegenüber konventionellen Monitoren auftreten und
- zumindest in Hinsicht auf das Arbeitsoutput der Beschäftigten sogar leichte Vorteile festzustellen seien.
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