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Umweltallergene: Höhere Belastung am Arbeitsplatz?


Umweltallergene: Höhere Belastung am Arbeitsplatz?

Wie groß ist die Belastung durch Umweltallergene und Endotoxine an Arbeitsplätzen? Ist sie sogar höher als in den privaten Haushalten? Eine Studie der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG) und dem Institut für Prävention und Arbeitsmedizin (IPA) hat 2022 die Belastungswerte durch Allergene und Endotoxine zwischen Büroräumen und privaten Haushalten verglichen.

Mindestens 25 % der deutschen Bevölkerung leiden an Allergien, ein Großteil davon wird durch Umweltallergene wie Pollen, Schimmelpilzsporen und Tierhaare ausgelöst. In der Luft von Innenräumen sind vor allem Milben oder Haustiere die Verursacher von allergischen Beschwerden. Ein weiterer Belastungsfaktor in der Innenraumluft sind die sogenannten Endotoxine, chemische Zerfallsprodukte von Bakterien, die allergieähnliche Reaktionen wie Entzündungen und Fieber beim Menschen hervorrufen können.

Umweltallergene auch am Arbeitsplatz

Es gab aber bislang keine umfassenden belastbaren Daten, die Aufschluss darüber gaben, ob die Allergen- und die Endotoxinbelastungen in den Büroräumen allgemein genauso hoch sind wie in privaten Haushalten und Wohnungen. Untersuchungen der vergangenen Jahre haben allerdings bereits gezeigt, dass zumindest die Innenluft von Kindergärten, Schulen und öffentlichen Gebäuden teils hohe Konzentrationen von Katzen- und Hundeallergene enthält. Dies gilt auch, wenn sich dort Tiere nie aufgehalten haben.

Studie

Deshalb hat die Verwaltungs-Berufs-Genossenschaft (VBG) zusammen mit dem Institut für Prävention und Arbeitsmedizin (IPA) eine groß angelegte Studie durchgeführt, deren Ergebnisse 2022 veröffentlicht wurden. Dabei wurden ein Großraumbüro mit rund 450 Arbeitsplätzen, 29 Einzelbüros, 28 Büros mit zwei bis vier Plätzen sowie zehn Büros mit fünf bis 28 Arbeitsplätze untersucht. Insgesamt wurden 900 Proben genommen. Die Studienteilnehmer bekamen Passivsammler ausgehändigt, um sie zuhause in verschiedenen Räumen, wie Schlaf- und Wohnzimmer auszulegen. Zusätzlich füllten sie Fragebögen aus, in denen unter anderem Angaben zu besonderen Merkmalen der Häuser beziehungsweise Wohnungen, zur Reinigung sowie zu Haustieren abgefragt wurden. Daraus ergab sich, dass in 30 der teilnehmenden 145 Haushalte Katzen (20,4 %) und in 14 Hunde (9,5 %) gehalten wurden.

Wichtigste Ergebnisse

Die Staubproben wurden auf das Vorhandensein von Hausstaubmilben, die wichtigsten Katzen- und Hundeallergene sowie auf Endotoxine untersucht. Grundsätzlich waren die Endotoxinwerte im Sommer höher als zu den anderen Jahreszeiten, während die Milben- und Katzenallergene im Herbst und Hundeallergene im Winter am höchsten waren. Die Konzentration der Endotoxine in den Privathaushalten lag über denen der Büros und hing von der Anzahl der dort lebenden bzw. arbeitenden Personen ab. Katzen- und Hundeallergene waren mit Abstand höher als in den Haushalten. Allerdings wurden sie auch in manchen Büros in hoher Konzentration nachgewiesen, nämlich dort, wo Beschäftigte arbeiteten, die Katzen- oder Hundebesitzer waren. In einigen dieser Büros lag die Belastung dagegen über der in den Wohnungen. Bei diesen Büros handelte es sich in der Mehrzahl um Großraumbüros. Die Belastung durch Hausstaubmilben schließlich war im Büro generell wesentlich geringer als im häuslichen Umfeld.

Häufigkeit der Reinigung und Bürotausch

Neben der Anzahl der Beschäftigten in einem Büro und dem Besitz von Katzen oder Hunden waren aber auch weitere Faktoren ausschlaggebend für der Grad der Innenraumluftbelastung. Dies waren vor allem die Reinigungshäufigkeit, die Häufigkeit von Lüftung sowie ob in einem Gebäude Renovierungsarbeiten stattfanden oder nicht. Die tägliche Reinigung der Büros, zumindest aber eine Reinigung alle ein bis zwei Tage, konnte die Staubkonzentration und die Belastung durch Milben besonders effektiv reduzieren. In einigen der Büros, vor allem Großraumbüros, stieg die Belastung trotz häufiger Reinigungen für Allergiker immer wieder schnell an. Sind besonders viele Allergene in der Luft, so empfahlen die Studienmacher, sollten Allergiker einen Bürotausch in ein weniger belastetes Büro vornehmen, so etwa in ein Büro mit weniger Hunde- und Katzenbesitzern.

Referenzdatenbasis für Arbeitsplätze

Die Feststellung von hohen Allergenwerten in der Raumluft ist die eine Sache. Die andere aber ist, daraus Schlüsse im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung zu ziehen. Denn für Umweltallergene gibt es nach wie vor keine Arbeitsplatzgrenzwerte. Das macht es problematisch, zu urteilen, ob die Allergenexposition am Arbeitsplatz tatsächlich kritisch erhöht ist. Solange es keine offiziellen Grenzwerte für Innenraumluft an Arbeitsplätzen gibt, hilft auch in diesem Fall primär der Vergleich mit der Exposition in Privatwohnungen. Beispielsweise sind Hunde- und Katzenallergenkonzentrationen in Kindertagesstätten fast immer um ein Vielfaches höher als in Wohnungen ohne diese Tiere, aber etwa um den Faktor 10 niedriger als in Wohnungen mit diesen Haustieren. Hauptziel der aktuellen, ebenfalls vom IPA initiierten Studie „Haushaltsreferenzen“ ist es daher, erstmalig eine Referenzdatenbasis zur Beurteilung der Allergenexposition am Arbeitsplatz zu erstellen. Dabei soll der Staub in Privatwohnungen sowohl stationär im Wohn- und Schlafzimmer (Raumbelastung) als auch personengetragen bei der Hausarbeit (Personenbelastung) mit unterschiedlichen Methoden parallel gesammelt werden. Bei den Verfahren handelt es sich um die Nasenfilter- und Apolloverfahren sowie die bislang zumeist angewandte Gesamtstaubprobeentnahme (GSP), die bisher das Standardverfahren bei den Untersuchungen der Berufsgenossenschaften ist. Die Studie wurde 2024 in Angriff genommen, Ergebnisse waren im November 2025 aber noch nicht veröffentlicht.


Schlagworte zum Thema:  Arbeitsschutz , Studie , Prävention
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