Betriebliches Gesundheitsmanagement

Diagnoseinstrumente der Organisationsberatung: Grundlage für ein wirkungsvolles BGM


Diagnoseinstrumente der Organisationsberatung im BGM

Eine fundierte Organisationsdiagnose ist der Schlüssel zu nachhaltigen Veränderungen im Betrieblichen Gesundheitsmanagement. Sie bietet Orientierung, schafft Vertrauen und legt die Basis für wirksame Maßnahmen. Indem unterschiedliche Perspektiven berücksichtigt werden, können Beratende gemeinsam mit Unternehmen gesunde Strukturen und Prozesse etablieren.

Die Organisationsdiagnose ist ein zentraler Baustein der Organisationsberatung, da sie Beratenden und Unternehmen Orientierung bietet und essenzielle Informationen liefert. Diese bilden die Grundlage für die Hypothesenbildung und die Planung von Interventionen. Zudem fördert eine gut durchgeführte Diagnose den Aufbau von Vertrauen zwischen Beratenden und dem Klientensystem. Durch die Reflexion und Berücksichtigung unterschiedlicher Perspektiven ermöglicht sie eine ganzheitliche Betrachtung des IST-Zustands. Im Kontext des Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) spielt die Organisationsdiagnose eine entscheidende Rolle, um psychische Belastungen zu identifizieren, gesundheitsförderliche Strukturen zu schaffen und langfristige Maßnahmen zu etablieren. Edgar Scheins Konzept der organisationalen Kultur unterstreicht die Relevanz der Analyse von Artefakten, Werten und Grundannahmen, um die Dynamiken und Bedürfnisse des Systems zu verstehen.

Diagnoseinstrumente: Ein vielseitiges Repertoire

Die Wahl der Diagnoseinstrumente richtet sich nach der Zielsetzung und den spezifischen Rahmenbedingungen des Klientensystems. Zu den zentralen Instrumenten gehören:

  • Einzel- und Gruppeninterviews: Qualitative Einblicke in individuelle Perspektiven, um beispielsweise die Wahrnehmung von Arbeitsbelastungen, Beanspruchungen und Ressourcen zu erfassen.
  • Fragebögen: Standardisierte, breit angelegte Datenerhebung zur Identifikation von Gesundheitsrisiken, wie etwa durch das COPSOQ-Instrument, den WAI-Fragebogen usw.
  • Beobachtungen: Direkte Analyse von Verhaltensmustern und Arbeitsprozessen, um physische und psychische Belastungen zu erkennen.
  • Workshops: Gemeinsame Reflexion und Planung von Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen und Gesundheit.
  • Stärken-Schwächen-Analysen: Strukturierte Bewertung von Potenzialen und Herausforderungen, um gezielte BGM-Strategien zu entwickeln (z. B. mit Hilfe einer SWOT Matrix).
  • Umfeldanalysen: Untersuchung externer Faktoren und Wechselwirkungen, die die Gesundheit von Mitarbeitenden beeinflussen.
  • Kreative Methoden: Aufstellungen oder Sketche zur intuitiven Bearbeitung komplexer Themen wie Teamkonflikten oder Kommunikationsproblemen.

Peter Senge betont, dass Diagnosen nicht nur der Problemanalyse dienen, sondern auch Lernprozesse innerhalb des Systems anregen sollten. Dies ist insbesondere im BGM-Kontext relevant, da hier ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess angestrebt wird, der entsprechend dem PDCA-Zyklus sowohl Analyse als auch Planung und Umsetzung erfordert.

Praktische Anwendungen und Empfehlungen

Die Effektivität der Instrumente hängt von der Bereitschaft und Erfahrung der Beteiligten sowie von den verfügbaren Ressourcen ab. Beispielhafte Einsatzszenarien:

  • Umfeldanalyse: Bei der Untersuchung externer Einflüsse auf die Gesundheit der Mitarbeitenden, wie Lärm- oder Lichtverhältnisse.
  • Workshops: Zur Identifikation von Themen wie Work-Life-Balance und der Planung von Gesundheitsmaßnahmen.
  • Fragebögen: Zur Evaluation von Team- und Organisationsklima, wie z. B. das Teamklima-Inventar (TKI).
  • Kreative Ansätze: Methoden wie die SOFT-Analyse ermöglichen strukturierte Reflexion und Systematisierung von Erfahrungen.

Instrumentenübersicht und Fallbeispiele

  1. SOFT-Analyse: Strukturierte Selbsteinschätzung anhand von Zufriedenheit, Chancen, Fehlern und Bedrohungen. Zeitaufwand: 2–4 Stunden. Besonders geeignet, um gesundheitsfördernde Potenziale und Belastungsfaktoren zu identifizieren.
  2. Workshops: Ideal bei diffusen Ausgangslagen oder zur vertieften Bearbeitung bekannter Themenfelder wie Stressmanagement oder ergonomische Arbeitsgestaltung. Dauer: Halbtägig bis mehrtägig.
  3. Systemdarstellungen mit Figuren: Visualisieren von Beziehungen und Positionen in der Organisation, um Herausforderungen im Gesundheitsmanagement anschaulich darzustellen.

Fazit

Die Auswahl der Diagnoseinstrumente sollte stets an die spezifischen Anforderungen des Klientensystems angepasst werden. Im BGM sind fundierte Diagnosen unverzichtbar, um psychische und physische Belastungen gezielt anzugehen und nachhaltige Lösungen zu entwickeln. Durch die Kombination verschiedener Ansätze können Beratende sowohl Probleme identifizieren als auch das Lernen und die Gesundheitsförderung innerhalb des Systems unterstützen.

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