Aufgeschlossenheit des Mittelstands steigt

Erhebliches Entwicklungspotenzial besonders im Mittelstand sehen Experten im Bereich der Beteiligungsfinanzierungen. Wie die bereits eingangs erwähnte Studie der HANNOVER-Finanz-Gruppe zeigt, steigt in diesem Bereich die Aufgeschlossenheit der Mittelständler gegenüber Finanzinvestoren. Dabei ist die Finanzierung von Expansion und Wachstum für mittelständische Unternehmen von zentraler Bedeutung. Nachfolgefragen und der hohe Kapitalbedarf bei der Regelung der Unternehmensnachfolge verstärken diesen Trend nach externem Eigenkapital und neuen Eigentümerstrukturen.

2.2.1 Erwartungen des Mittelstands an Finanzinvestoren

Mittelstand sucht langfristige Partnerschaft ohne Kontrollverlust

Der Mittelstand hat dabei klare Vorstellungen und Erwartungen an die Finanzinvestoren. Es werden verlässliche Partner mit Kompetenz für Produkt- und Geschäftsmodell sowie die Märkte gesucht. Dabei spielt die Dauer der Beteiligung eine entscheidende Rolle. Beteiligungen mit einer Dauer von weniger als drei Jahren sind so gut wie nicht gefragt. Ein Großteil der Mittelständler baut auf Langfristigkeit zur Finanzierung von nachhaltigem Wachstum und möchte eine Beteiligungsdauer von sieben Jahren oder mehr. Auch geben mittelständische Unternehmen, besonders diejenigen, die in Familienbesitz sind, äußerst ungern Mehrheiten ab. Sie wollen die Kontrolle behalten und ihre operative Entscheidungsmacht nicht verlieren. Daher sind sie an Minderheitsbeteiligungen (unter 25 %) externer Investoren interessiert. Ebenso wichtig wird oftmals die Möglichkeit gesehen, Anteile nach Ausstieg des Finanzinvestors zurückzukaufen.

2.2.2 Besonderheiten von Private Equity im Mittelstand

Immer noch problematisch, aber zunehmende Gesprächs­bereitschaft

Neben diesen Vorstellungen vonseiten der Mittelständler gibt es noch weitere Faktoren, die die Entwicklung von Private Equity im Mittelstand vor besondere Herausforderungen stellen. Als problematisch betrachten Finanzinvestoren die teils sehr hohen Preise, die Mittelständler für Anteile ihres Unternehmens verlangen. Das Achtfache des EBITDA ist dabei keine Seltenheit.[1]

Ein weiteres Problem ist der mit dem Prüfungsprozess verbundene Aufwand. Dieser ist in den vergangenen Jahren zunehmend größer geworden und führt dazu, dass er sich für kleinere Beteiligungen eventuell nicht mehr lohnt. Kleine Übernahmen sind oftmals nicht viel weniger aufwendig als der Kauf größerer Unternehmen. Ein zentraler Grund hierfür ist, dass die Ermittlung der Werthaltigkeit solcher Unternehmen (technischer Stand der Produktionsprozesse, Qualität der Produkte, Qualifikation der Beschäftigten, wirtschaftliche Erfolgspotenziale etc.), wie sie im Rahmen einer Due Dilligence üblicherweise vor Beteiligungsnahme durchgeführt wird, sehr komplex ist, z. B. weil das Controlling des Unternehmens wenig leistungsfähig ist und die erforderlichen Zahlen nicht liefern kann.

Schlechtes Image und unterschied­liche Kulturen

Zusätzlich erschwerend kommt für Beteiligungen an kleineren Unternehmen hinzu, dass der Umgang mit den Private-Equity-Investoren für die Altgesellschafter oftmals ungeübt ist und als Eingriff in die gewohnte Autonomie der Geschäftsführung empfunden wird. Erschwerend kommt für die Kooperation von Alteigentümern und Private-Equity-Gesellschaften das schlechte Image gerade angelsächsischer Private-Equity-Gesellschaften hinzu. Die Metapher von der "Heuschrecke" symbolisiert auch heute noch bei vielen Mittelständlern eine Vorstellung kurzfristig orientierter, Kapital auszehrender und Arbeitsplätze vernichtender Beteiligungsgesellschaften. Hier liegt sicherlich noch viel Vertrauen bildende und Reputation steigernde Arbeit der Private-Equity-Gesellschaften an.

[1] Vgl. Wattendrup/Herz-Eichenrode (2007), S. 58 – 59.

2.2.3 Unterschiedliche Vorstellungen auf beiden Seiten

Doch die Zeichen scheinen gut dafür zu stehen, dass sich Mittelständler immer mehr unabhängig von Banken machen, indem immer mehr Unternehmen zunehmend zu Verhandlungen mit externen Investoren bereit sind. Gerade wenn es um Nachfolgeregelungen oder größere Expansionen geht, besteht immer mehr der Wunsch nach externen Finanzinvestoren.[1]

Grundsätzlich bleibt der Bereich Private Equity in Deutschland aber kritisch und besonders im Mittelstand unterentwickelt. Besonders die Tatsache, dass die Mittelständler nur an Minderheitsbeteiligungen der Private-Equity-Unternehmen interessiert sind, ist dabei problematisch: Dies passt doch so gar nicht in das Geschäftsmodell der Private-Equity-Gesellschaften, da ein Minderheitsanteil die Durchführung von Anpassungsmaßnahmen zur Förderung der Ertragskraft, der Erfüllung der Renditeerwartungen und der Ermöglichung der oft hohen Ausschüttungswünsche erschwert.

Unabhängigkeit und Flexibilität haben höchsten Stellenwert

Der Wunsch nach Unabhängigkeit und Flexibilität scheint für Mittelständler in Familienbesitz ein zentrales Anliegen zu sein. Dies äußert sich nicht nur, wenn es um den Einstieg von Finanzinvestoren geht, sondern auch bei der Kreditfinanzierung von langfristigen Investitionen.

[1] Vgl. FAZ vom 29.12.2010, S. 14.

2.2.4 Kurzfristige Kredite bei Familienunternehmen beliebt

Im Rahmen einer Studie des Zentrums für Europäische ...

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