Austauschverfahren in der Kfz-Wirtschaft bedeutet, dass die Kfz-Werkstatt ein aufbereitetes funktionsfähiges Austauschteil (z. B. einen Motor, Aggregat, Achse, Benzinpumpe, Kurbelwelle oder Vergaser) in das Fahrzeug einbaut und vom Kunden das reparaturbedürftige Altteil in Zahlung nimmt. Das heißt, der Kunde

  • zahlt einen Geldbetrag und
  • überlässt das Altteil der Kfz-Werkstatt.

Es handelt sich somit um einen Tausch mit Baraufgabe. Das bedeutet, dass das Entgelt, das die Kfz-Werkstatt erhält, sich aus der Summe von Geldzahlung und dem subjektiven Wert des Altteils zusammensetzt.

3.1 Grundsätzlich ist die Angabe "Gutschrift" erforderlich

Rechnet der Leistungsempfänger über eine bezogene Leistung ab, muss die Angabe "Gutschrift" auf der Abrechnung stehen.

Es ist auch die Verwendung adäquater Fachausdrücke möglich. Somit kann auch z. B. der Begriff "Eigenfaktura" verwendet werden, ohne dass das zum Ausschluss des Vorsteuerabzugs führt.

Allerdings gibt es hiervon eine Ausnahme:

Wird in einer Abrechnung sowohl über eine empfangene Leistung (Gutschrift) als auch über eine erbrachte Leistung (Rechnung) abgerechnet, muss in der Abrechnung die Angabe "Gutschrift" enthalten sein.

Außerdem muss aus dem Dokument klar ersichtlich sein, über welche Leistung als Leistender (Rechnung) und über welche Leistung als Empfänger (Gutschrift) abgerechnet wird. Auch ist eine Saldierung der gegenseitigen Leistungen unzulässig.

Tauscht bspw. der Werkstattinhaber im Auto eines Kunden den Motor aus und nimmt den kaputten Motor in Zahlung, handelt es sich um 2 gegenseitige Leistungsaustausche. Der Werkstattinhaber liefert den neuen Motor, während der Kunde den defekten Motor liefert. Für die Lieferung des neuen Motors erhält der Werkstattinhaber einen Geldbetrag und den (Wert des) defekten Motor(s).

Beträgt die Barzahlung 1.000 EUR und der Wert des defekten Motors 250 EUR, muss er wie folgt abrechnen:

 
Rechnung: Lieferung des neuen Motors  
Barzahlung: 1.000,00 EUR
Inzahlungnahme Altmotor   250,00 EUR
  1.250,00 EUR
USt 19 %   237,50 EUR
Gesamtbetrag 1.487,50 EUR
Gutschrift: Empfang Altmotor  
Wert netto 250,00 EUR
USt 19 %    47,50 EUR
Gesamtbetrag 297,50 EUR
Vom Kunden zu zahlender Betrag 1.190,00 EUR
Der Betrag von 1.190 EUR ergibt sich wie folgt: Rechnungsbetrag 1.487,50 EUR
abzüglich Gutschrift   297,50 EUR
  1.190,00 EUR

In der Praxis gilt eine Vereinfachungsregelung

Da diese Vorgehensweise zu umständlich und zeitraubend ist und viele Kfz-Betriebe vor große Probleme stellen würde, kommt in der Praxis die Vereinfachungsregelung des Abschn. 10.5 Abs. 3 S. 9 UStAE zur Anwendung.

Danach können Kfz-Betriebe die Altteile mit einem Durchschnittswert in Höhe von 10 % des Bruttoaustauschentgelts bewerten. Das hat folgende Auswirkungen:

  • Die Lieferung des Altteils wird nicht der Umsatzsteuer unterworfen[1] und
  • in der Rechnung über die Lieferung des Austauschteils braucht der Wert des Altteils nicht in den Rechnungsbetrag einbezogen zu werden.

Umsatzsteuerlich handelt es sich damit nur um einen einfachen und nicht um einen zweifachen Leistungsaustausch, nämlich Lieferung des Austauschteils. Es genügt, den auf den Wert des Altteils entfallenden Steuerbetrag anzugeben.

Im obigen Beispiel sähe die Rechnung so aus:

 
Rechnung: Lieferung des Austauschmotors  
Barbetrag: 1.000,00 EUR
USt 19 %   190,00 EUR
  1.190,00 EUR
USt 19 % auf Wert des Altteils von 125 EUR (1.250 × 10 % × 19 %)    23,75 EUR
Zu zahlender Betrag 1.213,75 EUR

Im Ergebnis muss aus der Lieferung des Austauschmotors 213,75 EUR Umsatzsteuer an das Finanzamt abgeführt werden. Ist der Kunde Unternehmer, steht ihm der Vorsteuerabzug von 213,75 EUR zu.

Der Werkstattinhaber muss den auf den Altmotor entfallenden Umsatzsteuerbetrag (hier 23,75 EUR) gesondert aufzeichnen.

3.2 Berechnung des Bruttoaustauschentgelts

Das Bruttoaustauschentgelt, von dem die 10 % berechnet werden, ist der Betrag, den der Endabnehmer für den Erwerb eines aufbereiteten funktionsfähigen Austauschteils ohne Umsatzsteuer zahlt, das dem zurückgegebenen Altteil entspricht. Rabatte bleiben in diesem Zusammenhang unberücksichtigt.

 
Praxis-Beispiel

Berechnung des Bruttoaustauschentgelts

Herr Huber baut in den Pkw seines Kunden Friedhelm Schmitz einen Austauschmotor ein. Herr Huber übernimmt den alten defekten Motor, der repariert werden kann. Das Bruttoaustauschentgelt ist wie folgt zu ermitteln:

 
Einbau eines Austauschmotors für brutto 5.950 EUR
abzüglich 19 % Umsatzsteuer   950 EUR
Bruttoaustauschentgelt 5.000 EUR
5.000 EUR × 10 % = gemeiner Wert des Altteils =   500 EUR

Der Durchschnittswert (10 % vom Bruttoaustauschentgelt) ist auf allen Stufen gleich. Er kann beim Austauschverfahren sowohl für Pkw als auch für andere Kfz, insbesondere auch Traktoren, Mähdrescher und andere selbst fahrende Arbeitsmaschinen angewendet werden.

Wenn der Unternehmer einen anderen als den Durchschnittswert ansetzen will, muss er die tatsächlichen Werte ansetzen. Es ist also nicht möglich, ein anderes Schätzungsverfahren einzuführen.

 
Praxis-Tipp

Pauschale Vereinfachungsregel nutzen

Um den gemeinen Wert des Altteils zu ermittel...

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