Wenn Deutschland seinen Beitrag leisten will, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, muss es bis spätestens 2050 klimaneutral werden. Auf dem Weg dorthin gilt es, die Etappenziele des nationalen Klimaschutzplans von 2019 zu erreichen. Im Energiesektor soll der Bruttostromverbrauch bis 2030 zu 80 % von erneuerbaren Energien gedeckt werden, damit die jährlichen Treibhausgasemissionen des Sektors auf 175 bis 183 Mt CO2-Äquivalente sinken.

Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. 2021 fiel der Anteil der erneuerbaren Energien im Stromsektor von 45,2 % (2020) auf 42,3 % (2021) des Bruttostromverbrauchs. Insgesamt wurden im Jahr 2021 etwa 233,6 Milliarden kWh Strom aus erneuerbaren Energieträgern erzeugt. Konnten bisher einzelne wind- und sonnenärmere Jahre durch Zubau neuer Stromerzeugungsanlagen ausgeglichen werden, war dies 2021 nicht mehr der Fall. Doch der Rückgang erwies sich als kleine Delle in einem kontinuierlichen Anstieg. 2023 wurde mit fast 56 % erstmals über die Hälfte des verbrauchten Stroms (251,8 Milliarden Kilowattstunden) durch erneuerbare Energieträger erzeugt. 2023 wurden in Deutschland 449,8 Milliarden Kilowattstunden Strom erzeugt und in das Netz eingespeist. Nach vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamts (Destatis) waren das 11,8 % weniger als im Jahr 2022. Gründe für den Rückgang waren insbesondere ein geringerer Strombedarf infolge der konjunkturellen Abschwächung in den energieintensiven Industriezweigen sowie der gestiegene Import von Strom aus dem Ausland.

Mit einem Anteil von 56 % stammte der im Jahr 2023 erzeugte und ins Netz eingespeiste Strom mehrheitlich aus erneuerbaren Energieträgern. 2022 hatte der Anteil noch 46,3 % betragen. Die Stromerzeugung aus diesen Quellen stieg im Jahr 2023 um 6,7 %. Die Einspeisung von Strom aus konventionellen Energien sank dagegen um 27,8 % auf einen Anteil von 44 % (2022: 53,7 %). Während 2018 noch 62,8 % der Stromeinspeisung aus konventionellen Energieträgern erzeugt wurde, waren es 2023 nur noch 44 %. Dabei muss allerdings beachtet werden, dass der Strommarkt 2023 von der geringeren Stromnachfrage und den gestiegenen Importen beeinflusst wurde.

Die Stromeinspeisung aus Windkraft stieg im Jahr 2023 gegenüber dem Jahr 2022 um 13,8 %. Windkraft war damit mit einem Anteil von 31 % (139,9 Milliarden Kilowattstunden) der wichtigste Energieträger für die Stromerzeugung in Deutschland. Im Jahr 2022 war noch Kohle mit 33,2 % der wichtigste Energieträger und der Anteil der Windkraft an der Stromerzeugung mit 24 % deutlich niedriger gewesen. Die Gründe für den deutlichen Anstieg des Anteils waren ein gutes Windjahr 2023 sowie der Leistungszubau um 4,3 % bei gleichzeitig geringerer Gesamtstromerzeugung. Der Anteil der Stromeinspeisung aus Photovoltaik stieg im Jahr 2023 leicht auf 11,9 % (2022: 10,6 %). Dieser Anstieg ist jedoch ausschließlich auf die geringere Gesamtstromerzeugung zurückzuführen. Die eingespeiste Strommenge war mit 53,6 Milliarden Kilowattstunden trotz eines Zubaus an Photovoltaikleistung von 18 % rückläufig (-1,3 %). 2022 hatte die eingespeiste Strommenge aus Photovoltaik bei 54,3 Milliarden Kilowattstunden gelegen, was vor allem auf ein ungewöhnlich sonnenreiches Jahr zurückzuführen war.

Die Erzeugung und Einspeisung von Strom aus Kohlekraftwerken verzeichnete 2023 einen deutlichen Rückgang (-30,8 %) und fiel im Juni 2023 sogar unter den bisherigen Tiefststand vom April 2020. Der Anteil von Kohlestrom an der Gesamterzeugung sank auf 26,1 % (2022: 33,2 %). Kohle war damit im Jahr 2023 aber immer noch der zweitwichtigste Energieträger für die Stromerzeugung in Deutschland. Die Stromeinspeisung aus Erdgas stieg im Jahr 2023 um 3,9 % auf einen Anteil von 13,6 %, nachdem sie 2022 mit einem Anteil von 11,5 % infolge der angespannten Situation auf dem Gasmarkt auf einen mehrjährigen Tiefstand gefallen war.

Durch die Abschaltung der letzten Kernkraftwerke am 15.4.2023 ist die Stromeinspeisung aus Kernenergie im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr deutlich gesunken und machte nur noch 1,5 % an der eingespeisten Strommenge aus (2022: 6,4 %).

Zu etwas anderen Ergebnissen kommt das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE. Dessen Auswertung basiert auf der Datenplattform energy-charts.info. Nach deren vorgelegter Jahresauswertung 2022 zur Stromerzeugung in Deutschland war das Jahr von extremen Preisen und einem starken Wachstum bei den erneuerbaren Energien geprägt. Danach lag der Anteil der Erneuerbaren Energien an der Nettostromerzeugung sogar bei 49,6 %. Die Photovoltaik erreichte die von der Bundesregierung vorgegebenen Ausbauziele und konnte ihren Beitrag zur Stromerzeugung um 19 % steigern (siehe Abb. 1).

Abb. 1: Öffentliche Nettostromerzeugung in Deutschland 2022; Quelle: Fraunhofer ISE/Bruno Burger[1]

Um den gesamten Energiebedarf aus erneuerbaren Energien zu decken, ist neben anderen Maßnahmen vor allem ein massiver Ausbau der installierten PV-Leistung erforderlich. Denn nur bei der Photovoltaik leisten nicht nur Großanlage...

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Haufe Sustainability Office. Sie wollen mehr?

Anmelden und Beitrag in meinem Produkt lesen


Meistgelesene beiträge