Eingebettet in eine Gesamtstruktur lässt sich der Lösungsprozess als ein Prozess mit 3 Hauptphasen darstellen. Dieser findet sich sowohl in Einzelgesprächen wieder, als auch – hier oft weiter unterteilt – in größeren Moderations- bzw. Mediationsprozessen. Grundsätzlich sollte die Leitfrage sein: Wer braucht was von wem, damit es weitergehen kann?

Phase 1: Einleitung (Richtung geben – Lösungssystem aufbauen)

Ziel dieser Phase ist die Schaffung eines lösungsermöglichenden Systems. Das bedeutet, sowohl die Bereitschaft der Partner zu einer Lösungsfindung sicherzustellen, als auch eine Kultur zwischen den Partnern zu implementieren, die die Weichen in Richtung Kooperation stellt. Konkret bedeutet das, dass die folgenden Elemente, möglichst auch in dieser Reihenfolge, enthalten sein sollten:

  • Rahmen (Warum treffen wir uns, Vorgeschichte, grundlegender Ablauf (sehr hohe Flughöhe), Bedanken für Bereitschaft): In Moderationsprozessen kann es hier bereits mehrere Schleifen geben, in denen der Moderator überhaupt klärt, unter welchen Bedingungen die Parteien bereit sind, sich noch einmal zusammenzusetzen.
  • Themen (Worum geht es konkret?): Themen nur sammeln, visualisieren, Einigung über Themen.
  • Ziele (Was soll erreicht werden?): Die Palette kann von Ideensammlung über Lösung eines Sachproblems bis Umgang mit persönlicher Unverträglichkeit bzw. Unlösbarkeit eines Sachproblems reichen.
  • Vorgehen (Mit welchen Schritten soll eine Lösung gefunden werden?) Vorschlag: Erst gegenseitiges Landkartenerkunden, Optionen sammeln, Lösungen vereinbaren.

    Die Tiefe der Diskussion beim Vorgehen hängt selbstverständlich auch von der Komplexität des Problems ab. Wichtig: Hier noch nicht in inhaltliche Detaildiskussionen abgleiten. Immer wieder deutlich machen: Das Ziel dieses Schrittes ist es, ein Vorgehen zu vereinbaren und nicht, die Lösung zu finden.

Phase 2: Landkarten erkunden (Verstehen)

Ziel dieser Phase ist, ein möglichst gemeinsam getragenes Bild der Gesamtsituation zu entwickeln. Inklusive gemeinsamer Basis und Trennendem. Im Idealfall wird dabei auch auf die hinter den zunächst geäußerten Forderungen liegenden Bedürfnisse fokussiert. (Warum will die/der andere, das, was sie/er will?). Hier sollte auch Raum für eventuell aufgestaute Emotionen sein ("Ich habe mich darüber geärgert, dass...", "Bei mir hat sich eine Frustration darüber aufgestaut, dass ..."), sodass diese "versorgt" werden können. Versorgt werden bedeutet: Was braucht der jeweils andere, damit die Emotionen jetzt im Prozess nicht störend wirken?

Neben der verbalen Darstellung können hier durchaus die oben angesprochenen unterschiedlichen Methoden zur Anwendung kommen. Ganz wichtig: Visualisierung. Minimumausstattung aus eigener Erfahrung: Festhalten wesentlicher Punkte der jeweiligen Landkarte auf Post-Ist.

  • Landkarte des Partners verstehen

    Eigener Modus: suchend, fragend, forschend (Entdeckerhaltung: Wie sieht die Landkarte aus, in der jemand zu völlig anderen Schlussfolgerungen kommt als ich selbst?)

    Wichtig: Wenn die andere Partei Dinge äußert, die weit außerhalb meines Wertesystems oder Verständnisses liegen: Trotzdem im Entdeckermodus bleiben. Nachfragen, hinterfragen – nicht kommentieren oder werten. Vorwürfe der Gegenseite umwandeln in zu lösende Bedürfnisse: "Ah, heißt das, Ihnen wäre wichtig, dass wir folgendes sicherstellen/lösen/klären...? Dann sollten wir das festhalten."

  • Eigene Landkarte darstellen

    In der Regel beginnen mit Gemeinsamkeiten, dann übergehen zu den trennenden, unterschiedlichen Teilen der Landkarte.

    Wichtig: Nicht die absolute Wahrheit für sich in Anspruch nehmen, sondern stets aus der subjektiven Perspektive heraus darstellen ("Für mich bedeutet das ...", "meine Schlussfolgerung ist ...", "ich habe wahrgenommen ...").

Phase 3: Vereinbarungen treffen (Lösen)

Ziel dieser Phase ist gemeinsam getragene Ideen und Vereinbarungen über zumindest nächste Schritte zu erzielen. Der Kunstgriff besteht auch hier wieder darin, nicht die erste Lösung, die auf den Tisch kommt, zu nehmen. Für eine nachhaltige Wirksamkeit von Vereinbarungen sollte es immer eine Wahl geben, sodass klar ist: "Wir haben uns entschieden". Hinter alternativlos hingestellten Lösungen steht in der Regel ein: "Der Preis für die anderen Optionen war uns zu hoch". Tatsächlich ist es so, dass es immer eine Alternative gibt. . Es verändert etwas an der Bereitschaft, sich an Vereinbarungen zu halten, wenn allen Beteiligten klar ist, warum sich für genau diese Option entschieden wurde. Alternativloses wird zumindest unbewusst als unnötige Einengung von Freiheitsgraden empfunden und löst eher Widerstand aus, bzw. es leitet oft verdeckte Tänze ein.

  • Optionen sammeln

    Am besten visualisiert; oft ist es sinnvoll, vorher Bewertungskriterien festzulegen.

  • Vereinbarungen treffen

    Im Idealfall werden diese Vereinbarungen im Konsens getroffen. Sollte das nicht möglich sein können Projektmitarbeiter besser damit leben, wenn der Projektleiter eine Entscheidung trifft, als das Gefühl zu haben, in einer basisdemokratisc...

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