Das Life Cycle Inventory (LCI, manchmal auch als Sachbilanz bezeichnet), umfasst die quantitative Beschreibung einzelner Module des Produktsystems in Form von Input/Output-Tabellen.

Abb. 4: Inputs und Outputs eines Prozessmoduls

Die Sachbilanz stellt den technischen Kern der PCF-Analyse dar und bildet die quantitative Grundlage für die weiteren Berechnungen. Für jedes Prozessmodul im Vordergrundsystem werden z. B. auf Basis von Messungen oder Erhebungen die tatsächlich bei der Herstellung verwendeten Mengen an Rohstoffen und Materialien erfasst. Ein Prozessmodul ist die kleinste definierte Betrachtungseinheit, für die Input- und Outputdaten quantifiziert vorliegen (z. B. die Entschlichtung oder das Kalandern in der Textilveredelung).

Schritte zur Erstellung einer Sachbilanz

Die folgenden Schritte sind für die Erstellung der Sachbilanz notwendig (siehe auch Abb. 5):

  • Datenerfassung: Erhebung von qualitativen und quantitativen Daten zur Erstellung einer Input/Outputbilanz für jedes Prozessmodul innerhalb der Systemgrenzen. Der Fokus sollte auf den eigenen Herstellungsprozessen liegen.
  • Datenvalidierung, z. B. über Masse- und Energiebilanzen sowie Prüfung der Datenqualität
  • Bezug der Daten auf Prozessmodul und funktionelle Einheit über Stoffstrommodellierungen
  • Ggf. Anpassung der Systemgrenze im Falle unzureichender Datenverfügbarkeit, diese Anpassungen müssten dokumentiert werden
  • Allokation: Je nach Aggregationsniveau müssen ggf. Input-/Output-Daten auf verschiedene Produkte verteilt werden (z. B. bei Multiproduktsystemen oder Koppelproduktion). Allokationen sind mitunter auch nötig, um Vorteile aus dem Recycling auf die beteiligten Produktsysteme zu verteilen.

Abb. 5: Einzelschritte bei der Sachbilanzierung nach ISO 14044

Gewinnung und Qualität der Daten

Die Daten basieren entweder auf kontinuierlichen und diskontinuierlichen Messungen aus dem Energie- oder Umweltmanagement oder auf Datenbank- und Literaturwerten, wobei zwischen verschiedenen Datenkategorien unterschieden wird (vgl. Tabelle 2).

 
Datenkategorie Beschreibung
Standortspezifische Daten (SPD)
  • Primärdaten auf Basis von direkten Messungen oder Berechnungen auf Basis vor Ort
Primärdaten (PD)
  • Primärdaten aus äquivalenten Prozessen vergleichbarer Produktsysteme
Sekundärdaten (SD)
  • Literaturwerte oder Werte aus Datenbanken
  • Standardemissionsfaktoren aus nationalen THG-Inventaren
  • Berechnet oder geschätzte Daten mit ausreichender Repräsentativität

Tab. 2: Datenkategorien nach DIN EN ISO 14067

Ausreichende Primärdaten sollten aus bestehenden Warenwirtschafts- und ERP-Systemen oder aus dem Umwelt-/Energiemanagement zur Verfügung stehen. Für die vorgelagerten upstream-Prozesse müssen Daten von den Lieferanten eingeholt werden. Dies kann über direkte Befragungen in der Lieferkette (Supply Chain) erfolgen. Unterstützend bieten Dienstleister entsprechende Services an (z. B. Carbmee GmbH, pacemaker® by thyssenkrupp, Makersite GmbH oder Catena-X im Automobilsektor). Sollten keine Daten für upstream oder downstream-Prozesse vorliegen, können LCI-Datenbanken genutzt werden (z. B. LCA-Commons, European Platform on LCA – EPLCA, ProBAS – Prozessorientierte Basisdaten für Umweltmanagementsysteme, GEMIS – Globales Emissions Modell integrierter Systeme, ecoinvent Database). Oftmals wird die Sachbilanz mit einer speziellen Ökobilanz-Software erstellt, die auch mit entsprechenden Datenbanken verbunden ist (z. B. oder openLCA, Umberto LCA+, sphera/GaBi, Sima Pro, One Click LCA, makersite).

Es muss davon ausgegangen werden, dass Daten nicht immer in der erforderlichen Genauigkeit oder Qualität vorliegen. Allerdings wird in der Norm die Forderung erhoben, dass für Prozesse die unter finanzieller oder operativer Kontrolle stehen oder für Prozesse mit hoher Bedeutung (d. h. mind. 80 % zum CFP beitragen) standortspezifische Daten erfasst werden müssen (ISO 14067 6.3.5.). Es wird empfohlen, immer die Datenqualität zu bewerten, um zu erkennen, wo ggf. genauere Daten erhoben werden müssen. Durch ein iteratives Vorgehen können Datenlücken sukzessive geschlossen und eine bessere Datenqualität erreicht werden (siehe Abb. 6).

Abb. 6: Iteratives Vorgehen bei der Erstellung von Footprints und Ökobilanzen

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