Aufgrund des fortschreitenden Klimawandels und der damit verbundenen Risiken für Organisationen und die Gesellschaft ist es für Unternehmen zukünftig unerlässlich, eine sogenannte Treibhausgasbilanz (THG-Bilanz) zu erstellen.

Larry Fink, Gründer und Chef von Blackrock Inc., schrieb in einem Brief an die Aktionäre des weltgrößten Vermögensverwalters dieser Welt im Januar 2022:

"Wir haben Nachhaltigkeit ins Zentrum unseres Handelns gerückt. Nicht etwa, weil wir Umweltschützer, sondern weil wir Kapitalisten und Treuhänder unserer Kunden sind".

Klimaschutz als eines der zentralen Handlungsfelder der ökologischen Nachhaltigkeit wird mit dieser Aussage auf die gleiche Ebene wie die finanzielle Performance gehoben. Aber nicht nur Investoren, auch Mitarbeitende, Kunden und weitere Stakeholder verlangen heute von Unternehmen klare Aussagen, inwieweit sie zum Klimaschutz beitragen.

Deutschland möchte bis zum Jahr 2030 seinen Treibhausgas-Ausstoß gegenüber dem Jahr 1990 um 65 % verringern und bis zum Jahr 2050 um 100 %. Damit leistet Deutschland seinen Beitrag zur Erreichung der Ziele des Klima-Abkommen von Paris, die Begrenzung der Erderwärmung auf deutlich unter 2 Grad zu halten.

Als Unternehmen heute in Klimaschutz zu investieren, wird sich langfristig rechnen. Damit werden Abhängigkeiten reduziert, Risiken minimiert und durch die Reduktion von Treibhausgasen auch finanzielle Anreize geschaffen.

 

Im allgemeinen Sprachgebrauch sprechen wir, wenn wir Treibhausgase meinen, von CO2. Es gibt aber weitere klimaschädliche Gase, die teilweise wesentlich gefährlicher als CO2 sind. Dank des sogenannten Treibhausgaspotenzials (Global Warming Potential, GWP) ist es möglich den potenziellen Beitrag eines Stoffes zur Erderwärmung relativ zu Kohlendioxid zu bestimmen und Treibhausgase miteinander zu vergleichen. In einer Treibhausgasbilanz werden die Emissionen in CO2-Äquivalente umgerechnet und ausgewiesen.

Es lohnt sich, zum Einstieg die Treibhausgasbelastung des eigenen Unternehmens zu ermitteln. Dafür hat sich das Greenhouse Gas Protokoll (GHG) durchgesetzt, welches die Emissionen in drei Scopes unterteilt. Für eine Unternehmens-THG-Bilanz sind auf jeden Fall die Scope 1- und Scope 2-Emissionen zu erfassen.

  • Die Scope 1-Emissionen sind die direkten Emissionen aus der Unternehmenseinrichtung (vor allem Heizung) und dem Fuhrpark (Benzin, Diesel etc.).
  • Die Scope 2-Emissionen resultieren aus den indirekten Emissionen aus bezogener Energie, vor allem durch den Bezug von Strom.
  • Bei Scope 3 sind die wesentlichen Emissionen der vorgelagerten und nachgelagerten Aktivitäten zu erfassen (s. Abb. 8) Die wesentlichen Emissionen sollten im Rahmen eines Workshops ermitteln werden. Empfehlenswert sind hierbei auf jeden Fall die Dienstreisen und die Mitarbeiteranfahrten zu betrachten, weil dadurch auch Impulse an die Mitarbeitenden gegeben werden. Oftmals beginnen Mitarbeitende ihre privaten Emissionen zu hinterfragen.
 

Übrigens liegt der durchschnittliche CO2-Ausstoß eines Deutschen bei 11 Tonnen pro Jahr. Für die Erde verträglich wären 1,5 Tonnen. Der in Euro umgerechnete Umweltschaden von einer Tonne CO2 wird vom Umweltbundesamt auf 200 Euro geschätzt.

Auch produzierter Abfall und Transport sind Emissionen des Scope 3 mit großen Reduktionspotenzialen, die sehr schnell auch einen finanziellen Impact erzeugen.

Abb. 8: Analyse von relevanten Scope 3-Bestandteilen

Ist die Berechnung vorhanden geht es daran, die Emissionen zu reduzieren und zu monitoren. Ganz im Sinne eines PDCA-Zyklus.

Abb. 9: Der PDCA-Zyklus

Beispielsweise könnte man im Handlungsfeld Mitarbeiteranfahrt ein Projekt definieren, was den Mitarbeitenden die Anfahrt zum Arbeitsplatz mit dem Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln ermöglicht. Hier sind die Ausgestaltungen so individuell wie die Unternehmen. Wichtig ist, sich Reduktionsziele zu setzen und diese transparent zu kommunizieren.

Nicht vermeidbare Treibhausgasemissionen können durch den Erwerb von Emissionsminderungsgutschriften (Zertifikate) über dieselbe Emissionsmenge, die nicht reduziert werden kann, ausgeglichen werden. Viele dieser Projekte sind in Schwellen- und Entwicklungsländern angesiedelt und liefern dort einen zusätzlichen Nutzen. Beispielsweise senken Investitionen in Solarkocher nicht nur die Emissionsmenge, sondern bekämpfen ebenfalls Armut und Hunger. Allerdings gilt immer der Grundsatz, dass erst reduziert werden soll, bevor kompensiert wird.

Ein weiterer wichtiger Aspekt des Klimawandels für Unternehmen ist die Untersuchung, inwieweit Klimaanpassungsmaßnahmen notwendig werden.

Mögliche Treibhausgas-Kennzahlen

Nach erfolgter Treibhausgasberechnung können folgende Kennzahlen ermittelt werden:

  • Direkte THG-Emissionen (Scope 1)
  • Indirekte energiebedingte THG-Emissionen (Scope 2)
  • Sonstige THG-Emissionen (Scope 3)
  • Intensität der THG-Emissionen beispielsweise im Verhältnis zum Umsatz
  • Umfang der Senkung der THG-Emissionen beispielsweise durch die Umstellung auf Öko-Strom

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