Der CEO der Erste Group Bank AG, Österreich, wird in einem Interview mit der Wiener Zeitung

wie folgt zitiert: "Ich glaube, dass ökonomischer Erfolg ohne soziale und ökologische Verantwortung in Zukunft nicht möglich sein wird."[1]

Die Hauptelemente dieser Aussage sollten uns bekannt vorkommen. Wie im Beitrag "Sustainable Development Goals (SDGs): Die Lösung" bereits ausgeführt, beinhalten die 17 UN-Nachhaltigkeitsziele sowohl soziale, ökologische als auch ökonomische Ziele, und alle diese Ziele interagieren bzw. weisen Interdependenzen auf.

 
Wichtig

Das Konzept des positiven Nachhaltigkeitskreislaufs

Es handelt sich also um einen Dreiklang der Nachhaltigkeit. Wenn dieser Dreiklang ausgewogen und effektiv umgesetzt wird, stellt sich eine positive Wechselwirkung bzw. ein positiver Kreislauf ein. Dieses Konzept soll den Namen "positiver Nachhaltigkeitskreislauf" tragen.

Gerät der positive Nachhaltigkeitskreislauf aus dem Gleichgewicht, so wird sich zunächst ein "gestörter Nachhaltigkeitskreislauf" einstellen, bevor das System kippt und in den "negativen Nachhaltigkeitskreislauf" umschlägt. Anwendbar sind diese Konzepte sowohl auf Unternehmen als auch auf ganze Volkswirtschaften.

Diese 3 Nachhaltigkeitskreisläufe verdienen detailliertere Erläuterungen. Soziale Ungleichheit führt ab einer gewissen Ausprägung zu Krisen und Unruhen. Diese Krisen wirken sich, wenngleich zeitversetzt, negativ auf den ökonomischen Erfolg einer Volkswirtschaft aus und darunter leidet in weiterer Konsequenz auch die ökologische Nachhaltigkeit. Dabei können die negativen ökonomischen Auswirkungen über Grenzen hinweg zum Tragen kommen, was etwa den globalen Lieferketten geschuldet ist. Zuletzt hat uns dies die Coronakrise anschaulich vor Augen geführt. Sind die negativen ökonomischen Auswirkungen besonders schwerwiegend, kommt es oftmals zur Vernachlässigung ökologischer Aspekte der Nachhaltigkeit, dies insbesondere auch aufgrund der fehlenden Ressourcen für Investitionen in einer solchen Situation. Im Umkehrschluss können wir also festhalten, dass soziale Nachhaltigkeit, die durch Beseitigung ausgeprägter sozialer Ungleichheiten und Diskriminierung erreicht werden kann, auch ökonomische und ökologische Krisen verhindern kann.

Die gleiche Logik lässt sich ausgehend von den ökologischen Aspekten der Nachhaltigkeit darstellen. Wird ökologische Nachhaltigkeit vernachlässigt, führen die Folgen daraus – etwa regelmäßige Überflutungen, Dürrekatastrophen, Waldbrände und im schlimmsten Fall die Unbewohnbarkeit gewisser Teile der Erde – zu sozialen Katastrophen und in weiterer Konsequenz zu negativen ökonomischen Auswirkungen.

[1] Wiener Zeitung online: Interview Bernd Spalt, Kein ökonomischer Erfolg ohne Gewissen – Erste-Group-Chef Bernd Spaltüber nicht ausgefallene Kredite, wirtschaftliche Umbrüche und Gewissen als neue Rendite.

1.1 Der positive Nachhaltigkeitskreislauf

Nachhaltigkeitsrisiken bedrohen profitable Geschäftsmodelle

Während des Wirtschaftsstudiums wurde den Studierenden beigebracht, dass ein Unternehmen nur überleben kann, wenn es ökonomisch geführt wird. Vereinfacht zusammengefasst muss das Geschäftsmodell also profitabel sein, sohin der Umsatz die Kosten des Unternehmens übersteigen, damit unter dem Strich Gewinn erzielt wird. Ein Teil des Gewinns sollte investiert, ein Teil als Reserve für schwierige Zeiten zurückgelegt werden und der Rest dient den Investoren als Rendite. So weit, so gut und auch heute durchaus noch gültig. Aber es lauern Risiken. Für den vorliegenden Zweck greifen wir lediglich die Nachhaltigkeitsrisiken auf, wenn gleich diese natürlich nicht die einzigen sind, die Manager oder Regierungsmitglieder berücksichtigen und steuern müssen. Von Nachhaltigkeitsrisiken spricht man dann, wenn deren Eintreten sich negativ auf den Wert der Investitionen oder auf die Rendite der Produkte eines Unternehmens auswirken könnte. Dabei könnten etwa Investitionen in Regionen, die vom Steigen des Meeresspiegels besonders betroffen sind, oder auch langfristige Investitionen in neue Verbrennungsmotoren unter Verkennung ökologischer Aspekte zu umfangreichen Abschreibungen und damit Verlusten führen. Auch die negativen Auswirkungen von Unternehmensentscheidungen auf die Umwelt oder Gesellschaft stellen ein Risiko dar. Hierbei spricht die Finanzwirtschaft vom Principal Adverse Impact (PAI), den es gilt zu identifizieren, zu bewerten und offenzulegen.

Soziales und ökologisches Missverhalten sorgt für abwandernde Kunden und Mitarbeitende

Sehen wir uns, in diesem Zusammenhang, die Reputationsrisiken näher an. Wird bekannt, dass das Unternehmen sozial ausbeutet, ungleichbehandelt, diskriminiert, Umweltsünden begeht, natürliche Ressourcen verschwendet oder in Korruption involviert ist, so werden sich Kunden wie auch Mitarbeitende nach und nach abwenden. Der Umsatz wird ausbleiben und das Unternehmen wird im schlimmsten Fall Insolvenz anmelden müssen.

 
Wichtig

Digitalisierte und globalisierte Welt deckt Missverhalten auf

Wir können uns darauf verlassen, dass in unserer digitalisierten und globalis...

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