2.1 Abgrenzungen Nachhaltigkeit und ESG als Grundlage für die ESG-Strategie

In einem ersten Schritt ist es sinnvoll, Klarheit zum Begriff "Nachhaltigkeit" im Unternehmen zu schaffen. In der Literatur wird Nachhaltigkeit unterschiedlich beschrieben.

Nachhaltigkeit im klassischen und weiten Sinne wird über die Bereiche

  • E = Environmental / Umwelt
  • S = Social / Sozial und
  • G = Governance / faire Unternehmensführung

definiert.

Die Bereiche Umwelt, Social und Governance sind nicht als "Stand alone"-Bereiche zu verstehen, sondern haben zueinander Ursache-Wirkungsbeziehungen (d. h. zwischen den Bereichen E, S und G), die zu beachten sind. Die Kultur des Unternehmens spielt weiterhin eine wesentliche Rolle und stellt die Basis im ESG-Transformationsprozess dar. Nur mit einer nachhaltigkeitsfördernden Kultur kann das Unternehmen gemeinsam mit den Mitarbeitern die Nachhaltigkeit authentisch leben und nach außen tragen.

Weiterhin stehen die Bereiche E, S und G immer in direkter Verbindung mit Reputationsrisiken, da aus nicht nachhaltigem Verhalten der Mitarbeiter des Unternehmens Reputationsrisiken entstehen können.[1]

Im Kern der Betrachtung stehen weiterhin die Finanzen, denn nur mit einer stabilen wirtschaftlichen Situation des Unternehmens, können auch die Nachhaltigkeitsbestrebungen erfolgreich werden.

Dabei unterteilen sich Nachhaltigkeitsrisiken in:

  • physische Risiken: Physische Risiken entstehen direkt durch den Klimawandel, wie Dürren, Hitze, Fluten, Stürme, Brände.
  • transitorische Risiken: Unter transitorischen Risiken werden direkte oder indirekte Risiken infolge des Anpassungsprozesses an eine kohlenstoffärmere und nachhaltigere Wirtschaft sowie dem damit verbundenen Strukturwandel der Wirtschaft verstanden.

[2]

In Unternehmen ist es hilfreich zu erarbeiten, was konkret unter ESG und ESG-Risiken im Unternehmen verstanden wird. Ein Template, mit dem die Mitarbeiter ESG im Unternehmen erarbeiten können, ist in Abb. 1 dargestellt.

 

Hinweis

Die Präsentationsbeispiele aus den Abbildungen finden Sie über unten stehenden Link.

Nachhaltigkeitsstrategie (ESG) entwickeln: Purpose, Vision und Mission erarbeiten - Musterfolien

Abb. 1: Definition von ESG

Die Kultur ist – neben dem Bereich der Finanzen – die Basis, um Nachhaltigkeit authentisch im Unternehmen zu leben und nach außen zu tragen. Kultur, besonders eine nachhaltige Kultur, erfordert ein Mindset, wie die Mitarbeiter zusammenarbeiten und zusammenarbeiten wollen[3]. Wichtig ist auch die Berücksichtigung der relevanten Richtlinien, Vorschriften, Standards und Frameworks[4].

[1] Heller-Herold/Link, 2021a.
[2] Der Risikomanagement-Kreislauf mit Bezug auf ESG-Integration ist bei Heller-Herold/Link, 2021b beschrieben
[3] Zu weiteren Einzelheiten, welche Inhalte und Bestandteile ein Mindset beinhaltet, verweisen wir auf Heller-Herold und Link, 2021c.
[4] einen guten Überblick gibt z. B. Kämmler-Burrak, 2021.

2.2 Green- und Bluewashing

Nachhaltigkeit wird meist über die Farbe Grün dargestellt. Der Begriff "Greenwashing" basiert auf dem Bereich "E" (= Environmental) und bezeichnet Bemühungen von Unternehmen, durch Marketingmaßnahmen ein "grünes" Image aufzubauen, ohne einen echten positiven Beitrag zur Umwelt zu leisten. Greenwashing ist u. a. auch die missbräuchliche Verwendung von Nachhaltigkeitslabeln zur Erlangung ungerechtfertigter Wettbewerbsvorteile, obwohl wissentlich deren Qualitätskriterien durch das angebotene Produkt oder Service nicht erfüllt werden. Das bedingt, dass von Seiten des (EU) Gesetzgebers bzw. Regulierungsseite klare Vorgaben gemacht werden, welche Arten von Geschäftstätigkeiten als nachhaltig gelten sollen und welche nicht. Somit soll es den Unternehmen selber, aber auch potenziellen Investoren ermöglicht werden, genaueren Aufschluss über die Nachhaltigkeit ihrer Investitionen möglichst objektiv zu erlangen.[1]

Bluewashing bezieht sich auf soziale Aspekte. Die Farbe Blau geht auf die Vereinten Nationen (UNO) zurück, die unter anderem die Menschenrechte fördern. Unternehmen werben mit vermeintlich ethischen und sozialen Kampagnen und Botschaften – allerdings ohne danach zu handeln.

"Green- und Bluewashing" führen häufig zu Reputations- und damit in der Folge zu strategischen Risiken.

[1] Heller-Herold und Buchmüller, 2023.

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