Bereits in den Anfängen vor 16 Jahren – und bis heute – liegt der Schwerpunkt im Textilbereich darauf, die Umwelt-, Arbeits- und Sozialstandards entlang der Lieferketten kontinuierlich zu verbessern. Dabei wird ein partnerschaftlicher Ansatz verfolgt, der über einen Dialog aller Beteiligten die Arbeitnehmer in den Betrieben stärkt und sie Schritt für Schritt als gleichberechtigte Partner in die Entscheidungsprozesse einbindet.

Dafür hat Tchibo sehr erfolgreich das Lieferantenqualifizierungsprogramm "Worldwide Enhancement of Social Quality (WE)" initiiert. Das WE-Programm unterstützt Menschen in den Fabriken der Lieferketten darin, ihre eigenen Rechte zu erkennen und für sie einzustehen. Seit 2008 haben bereits 432 Produzenten aus 11 Ländern daran teilgenommen: So wurden 364.000 Beschäftigte erreicht. In 2021 haben 4.900 Arbeiterinnen, Arbeiter, Manager und Managerinnen am Programm teilgenommen.

Es braucht einen ganzheitlichen Ansatz

Es wurde schnell erkannt, dass Verbesserungen von Menschen- und Arbeitsrechten nicht durch Audits erreicht werden, sondern mit dem Dialogprogamm WE und der Arbeit mit Gewerkschaften. Diese Ansätze gehen über die Auditierung weit hinaus, sie sind der Kern der Menschenrechtsarbeit. Dadurch werden Schwachstellen des verbreiteten Auditansatzes begegnet, der selten diejenigen einbezieht, die von Fehlverhalten direkt betroffen sind: die Mitarbeiter in den Fabriken.

Eigene Rechte kennen und Ansprüche formulieren

Das Ziel des WE-Programms besteht darin, die Arbeitsbedingungen in den Lieferketten dauerhaft und selbsttragend zu verbessern. Es unterstützt die Produzenten, die Vorgaben des "Social and Environmental Code of Conduct" einzuhalten und darüber hinauszugehen.

Die menschenrechtliche Situation vor Auftragsvergabe bewerten

Im 1. Schritt des Risikomanagements bewertet das Unternehmen die menschenrechtliche Situation in den Ländern, in denen produziert wird. Für die Analyse werden auf anerkannte Indikatoren von internationalen Organisationen, Forschungsinstituten und Gewerkschaften sowie auf eigene Erfahrungen zurückgegriffen. Daraus ergeben sich thematische und länder- oder regionalspezifische Richtlinien, beispielsweise zum sogenannten Sumangali-System in Südindien.

Im 2. Schritt wird vor Geschäftsbeginn überprüft, ob die Hersteller die Mindeststandards bei Arbeits- und Menschenrechten einhalten. Sie sind im "Tchibo Social and Environmental Code of Conduct" festgeschrieben. Erfüllen die Hersteller die nötigen Standards und eventuell notwendige spezifische Richtlinien, beginnt die Zusammenarbeit. Verstoßen sie dagegen, müssen Verbesserungen umgesetzt werden, bevor Produkte in Auftrag gegeben werden.

Die Einhaltung von Menschen- und Arbeitsrechten nur durch Sozialaudits in Fabriken zu sichern, ist kritisch zu sehen: Sozialaudits können keine langfristigen Verbesserungen erzielen. Sie zeigen in der Regel nur die zum Zeitpunkt der Prüfung offenkundigen Mängel.

Die Konzentration erfolgt deshalb auf Kriterien, bei denen durch Audits ein realistischer Einblick in die Fabriksituation erhalten werden kann: Arbeits- und Gesundheitsschutz, Personalmanagementsysteme und sichtbare Umweltverschmutzung. Im Gegensatz zu diesen bleiben Probleme wie Diskriminierung oder Verstöße gegen Gewerkschaftsrechte eher unsichtbar. Um sich nicht in falscher Sicherheit zu wiegen, werden diese nicht in den Auditformaten abgefragt, sondern in dem WE-Programm und in der Zusammenarbeit mit Gewerkschaften bearbeitet.

Gemeinsam mehr erreichen

Seit 2016 ist Tchibo Mitglied der Initiative "Organic Cotton Accelerator (OCA)", die sich für den Anbau und Einsatz von Bio-Baumwolle engagiert. Im gleichen Jahr wurde mit anderen Textilunternehmen und dem internationalen Gewerkschaftsdachverband IndustriALL Global Union die Initiative ACT (Action, Collaboration, Tranformation) gegründet, um existenzsichernde Löhne zu erreichen. Auf lange Sicht können Arbeitsstandards nur dauerhaft etabliert werden, wenn Beschäftigte die Möglichkeit haben, ihre Interessen selbst zu vertreten.

Arbeitnehmervertretungen und Gewerkschaften sind die Instrumente, die sie nachhaltig dazu befähigen, die Einhaltung ihrer Rechte am Arbeitsplatz einzufordern und zu überwachen. Deswegen arbeitet das Unternehmen mit der internationalen Dachgewerkschaft IndustriALL Global Union zusammen: Als erstes Handelsunternehmen Deutschlands hat Tchibo im September 2016 eine Rahmenvereinbarung mit IndustriALL Global Union für die Non Food-Artikel-Lieferketten geschlossen. Sie sichert Arbeitern über den "Social and Environmental Code of Conduct" hinaus die Möglichkeit, sich gewerkschaftlich zu organisieren und Tarifverhandlungen zu führen. Die Vereinbarung soll es ihnen leichter machen, mit örtlichen Gewerkschaften Löhne, Sozialleistungen und Arbeitszeiten innerbetrieblich und industrieweit auszuhandeln. Sie stärkt das Engagement für Gewerkschaftsrechte und sozialen Dialog und damit auch das Themenfeld Vereinigungsfreiheit und Arbeitnehmervertretung im WE-Programm.

 
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