1.1 Die hohe Bedeutung der "Klimaneutralität"

Die Begrenzung des globalen durchschnittlichen Temperaturanstiegs auf 1,5 °C erfordert umfassende Verringerungen bei den globalen Treibhausgasemissionen in den kommenden Jahrzehnten. Bis spätestens 2050 muss bilanzielle "Klimaneutralität" erreicht werden.[1] Hierzu müssen alle Akteure und insbesondere Unternehmen aus klimaintensiven Industriesektoren erhebliche Anstrengungen unternehmen, um THG-Emissionen zu senken und andere Klimawirkungen zu reduzieren. Hierzu zählt neben dem drastischen Ausbau der Nutzung von klimafreundlichen Energien und Materialien, die Erhöhung der Ressourceneffizienz sowie dem Carbon Recycling auch die Rückbindung von CO2 aus der Atmosphäre, damit "Klimaneutralität" erreicht werden kann. Aktuelle Studien zeigen jedoch, dass sowohl in den einzelnen Ländern wie auch in emissionsintensiven Industrien die bisherigen Aktivitäten nicht ausreichend sind.[2] Außerdem nimmt die Kritik an nicht belastbaren Behauptungen zur "Klimaneutralität" von Produkten und Organisationen zu, auch nachdem durch investigativen Journalismus einige Probleme bezogen auf eine tatsächlich vorhandene "Klimaneutralität" aufgedeckt wurden.[3] Es besteht demnach ein Bedarf an Klarstellung und Standardisierung für das betriebliche Klimamanagement und die Verwendung des Begriffes "Klimaneutralität" u.ä.

[1] IPCC 2018; Rogelj et al. 2018, 2019; Friedlingstein et al. 2022; Rekker et al. 2022
[2] Arnold and Toledano 2021; Bingler et al. 2022; Net Zero Tracker 2023; Next Climate Institute 2023; Rogelj et al. 2023
[3] Geisler and Knuth 2022; Fischer and Knuth 2023a

1.2 Die ISO 14068-1:2023 – Klimamanagement und "Klimaneutralität"

Nach mehrjähriger Arbeit wurde der lang erwartete neue ISO-Standard zum Klimamanagement und dem Erreichen von "Klimaneutralität" rechtzeitig vor der 28. Weltklimakonferenz in Dubai (COP 28) veröffentlicht. Die ISO 14068-1:2023 bietet einen strukturierten Rahmen, wie Organisationen ihr Engagement für die "Klimaneutralität" bzw. Treibhausgasneutralität etablieren, dokumentieren, implementieren, demonstrieren und aufrechterhalten können. Die ISO 14068 definiert die einschlägigen Begriffe und legt Prinzipien, Anforderungen und Leitlinien fest, um "Klimaneutralität" durch Quantifizierung, Reduzierung und Kompensation des Kohlenstoff-Fußabdrucks zu erreichen und nachzuweisen. Es wird dabei vorgesehen, dass Organisationen einen klaren und nachvollziehbaren Weg zur "Klimaneutralität" entwickeln. Klimaneutralitätspläne (Carbon Neutrality Management Plans, CNMPs) sollen dabei helfen, konkrete und langfristige Ziele zu setzen und Maßnahmen zu ergreifen. Der neue Standard etabliert außerdem eine Hierarchie für "Klimaneutralität", bei der die Reduzierung und Beseitigung von Treibhausgasemissionen Vorrang vor der Kompensation haben, und umfasst Anforderungen für Verpflichtungen für die externe Kommunikation und die Nutzung von "Carbon Neutrality Claims".

Es geht dabei nicht nur um die Reduzierung von Treibhausgasemissionen, sondern auch um das Verständnis und die Verbesserung der gesamten Kohlenstoffbilanz der Organisation.

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