Fachkräftemangel und Sustainability

Der Fachkräftemangel ist in Deutschland in aller Munde. Unsere Kolumnistin Anabel Ternès fragt sich: Ist der Fachkräftemangel vielleicht gar kein Mangel, sondern ein Zeichen dafür, dass sich die Prioritäten der Arbeitnehmenden verändern?

In einer Welt, in der Nachhaltigkeit immer wichtiger wird, suchen viele Menschen nach Arbeitgebenden, die vor allem ökologisch und sozial verantwortungsbewusst handeln. Unternehmen, die sich dieser Verantwortung bewusst sind, haben es leichter, Fachkräfte zu finden und zu binden. Doch viele Unternehmen scheinen dies noch nicht zu sehen. Sie bieten attraktive Gehälter, Karrierepläne, Firmenwagen und vernachlässigen ihre Verantwortung gegenüber der Umwelt und der Gesellschaft.

Es ist an der Zeit, dass Unternehmen umdenken und Nachhaltigkeit zur Priorität machen. Denn nur so können sie auch in Zukunft wettbewerbsfähig bleiben und Fachkräfte gewinnen, die mehr suchen als einen Arbeitgebenden, der ein attraktives Gehalt bietet.

Situation Fachkräftemangel: Was bedeutet der Fachkräftemangel?

Fachkräftemangel kann dazu führen, dass Unternehmen gezwungen sind, mehr in die Ausbildung und Weiterbildung von Mitarbeitenden zu investieren, um sie auf die Anforderungen der Stellen vorzubereiten. Langfristig kann dies dazu beitragen, dass die Mitarbeitenden zufriedener und motivierter sind und sich an das Unternehmen binden.

Es gibt natürlich einige negative Auswirkungen. Zum Beispiel die Schwierigkeiten vieler Unternehmen bei der Besetzung wichtiger Positionen und die damit verbundenen Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung. Ich halte es jedoch für wichtig, auch die positiven Aspekte zu berücksichtigen und zu diskutieren, wie wir als Gesellschaft mit diesem Thema umgehen und welche langfristigen Veränderungen wir anstreben wollen bezüglich Einwanderungspolitik, Um-Qualifizierung, frühes Vertraut-machen mit individuell passenden Jobs.

Wie konnte es dazu kommen?

Der Fachkräftemangel in Deutschland ist eine komplexe Angelegenheit, die durch verschiedene Faktoren beeinflusst wird. Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft von 2022 gibt es derzeit eine Fachkräftelücke von 537.923 Stellen in Deutschland. Die Coronakrise hat diesen Fachkräftemangel noch verschärft, da viele Branchen während der Pandemie Beschäftigte verloren oder entlassen haben, die jetzt nicht zurückkehren.

Eine weitere Ursache für den Mangel an qualifizierten Arbeitskräften ist die Tatsache, dass die zahlenmäßig starken Jahrgänge der Babyboom-Generation langsam in Rente gehen. In den nächsten zehn bis 15 Jahren werden sie den größten Anteil der Bevölkerung ausmachen und den Arbeitsmarkt verlassen. Gleichzeitig werden in Deutschland voraussichtlich immer weniger Kinder geboren.

Obwohl mehr Frauen als früher erwerbstätig sind und viele Arbeitskräfte länger im Beruf bleiben, reicht dies nicht aus, um alle offenen Stellen zu besetzen. Allerdings gibt es auch gute Nachrichten: Die bis 2026 errechnete Fachkräftelücke von rund 240.000 Personen aus Neubedarf und Neuangebot fällt laut Zahlen des Bundes weniger als halb so groß aus, wie noch im vorigen Jahr für 2025 erwartet (540.000 Personen). Dies wird mit dem höheren Arbeitskräfteangebot durch Geflüchtete aus der Ukraine und dem geringeren Wirtschaftswachstum begründet.

Für welche Jobs werden welche Sustainability-Kompetenzen gebraucht?

Sustainability-Kompetenzen sind heutzutage in vielen Berufsfeldern gefragt. Doch welche Kompetenzen genau werden in welchen Jobs benötigt? Und was bedeutet das für die Arbeitnehmenden von heute? Im Grunde geht es hier um Fähigkeiten und Kenntnisse, die dazu beitragen, die Umwelt und die Gesellschaft zu schützen und nachhaltige Entwicklungen zu fördern. Dazu gehören Kenntnisse über erneuerbare Energien, Umweltschutzmaßnahmen, Kreislaufwirtschaft oder soziale Verantwortung.

In manchen Berufsfeldern sind Sustainability-Kompetenzen schon lange gefragt, wie in der Energiebranche, wo Expertinnen und Experten für erneuerbare Energien dringend benötigt werden. Hier sind Kenntnisse über Solarenergie, Windkraft oder Biomasse unerlässlich, ebenso in der Umwelttechnik, wo es darum geht, die Umweltbelastungen zu reduzieren und Abfallprodukte wiederzuverwerten.

Auch in anderen Branchen werden Nachhaltigkeitskompetenzen immer wichtiger. So braucht auch die Modeindustrie Fachkräfte, die sich mit nachhaltigen Produktionsverfahren und Materialien auskennen. Und in der Logistikbranche werden Mitarbeitende benötigt, die sich mit effizienten Transport- und Lieferketten auskennen und dabei die Umweltbelastungen minimieren. Es reicht nicht aus, sich nur oberflächlich mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen. Das Wissen muss fundiert sein und neben einem hohen Engagement stehen.

Am 30. Oktober erscheint Anabel Tèrnes‘ neues Buch „Los, jetzt: Nachhaltig führen = Zukunft gewinnen“. Mit diesem Buch entwickeln Führungskräfte ein besseres Verständnis dafür, Verantwortung gegenüber Umwelt und Gesellschaft wahrzunehmen und somit langfristigen Erfolg für ihr Unternehmen und ihre Mitarbeitenden zu schaffen.

Sie können das Buch ab sofort im Haufe Shop vorbestellen.