Fondsbeteiligung führt zu gewerblicher Infektion der Einkünfte

Sachverhalt: Beteiligung an Flugzeugleasingfonds
Eine KG ist vermögensverwaltend tätig und erzielte daraus Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung bzw. aus Kapitalvermögen. Der Komplementär hat in 2008 und 2009 eine Beteiligung im Umfang von 7 % bzw. von 2,5 % an zwei Flugzeugleasingfonds auf die KG übertragen. Bei den Fonds handelte sich jeweils um eine GmbH & Co. KG; sie erzielten Einkünfte aus Gewerbebetrieb. Das Finanzamt ging entsprechend der Abfärberegelung davon aus, dass die Einkünfte der KG ab 2008 insgesamt als solche aus Gewerbebetrieb festzustellen sind. Die Einsprüche der KG blieben erfolglos.
Entscheidung: Abfärbewirkung bestätigt
Diese Rechtsauffassung wird auch vom Finanzgericht geteilt; das Finanzamt hat für die Einkünfte der Klägerin zu Recht die sog. Abfärberegelung des § 15 Abs. 3 Nr. 1 2. Alternative EStG angewandt. Durch die Beteiligung an einer gewerblich tätigen Gesellschaft werden die originär vermögensverwaltenden Einkünfte in solche aus Gewerbebetrieb umqualifiziert.
Die Feststellungsbescheide der Fondsgesellschaften waren bestandskräftig, sodass diese als Grundlagenbescheide für die Besteuerung der KG Bindungswirkung entfalten. Das Vorbringen der KG, die Fonds seien in Liquidation und nicht mehr aktiv gewerblich tätig gewesen, gingen deshalb ins Leere.
Auch die Geringfügigkeit der Fonds-Beteiligungen blieb irrelevant. Die vom BFH entwickelte Bagatellgrenze (BFH, Urteile v. 27.8.2014, VIII R 16/11, BStBl 2015 II S. 996, VIII R 6/12, BStBl 2015 II S. 1002 und VIII R 41/11, BStBl 2015 II S. 999) kommt nur bei Gesellschaften mit originär gewerblichen Einkünften zum Zuge, nicht hingegen für Gesellschaften mit Beteiligungen an gewerblich tätigen Gesellschaften.
Der Hinweis des FG auf einfach handhabbare Gestaltungen, insbesondere die Gründung einer zweiten personenidentischen Schwestergesellschaft, die die Beteiligung hält, kam für die KG letztlich zu spät.
Praxishinweis: BFH entscheidet über Bagatellgrenze
Die KG hat Revision eingelegt (Az. beim BFH: IV R 30/16). Damit wird der BFH Gelegenheit haben zu entscheiden, ob die von ihm entwickelte Bagatellgrenze auch auf gewerbliche Beteiligungseinkünfte zu übertragen ist. Einschlägige Fälle sollten daher mit ruhendem Einspruch offen gehalten werden.
FG Baden-Württemberg, Urteil v. 22.4.2016, 13 K 3651/13
Mehr News zum Thema:
-
Neue Grundsteuer B in Baden-Württemberg ist verfassungsmäßig
1.302
-
Vermietung an den Partner in einer nichtehelichen Lebensgemeinschaft
972
-
Abzug von Fahrtkosten zur Kinderbetreuung
763
-
Vorsteuerabzug bei Betriebsveranstaltungen
755
-
Antrag auf Aufteilung der Steuerschuld nach § 268 AO ist unwiderruflich
626
-
Abschreibung für eine Produktionshalle
611
-
Sonderausgabenabzug für einbehaltene Kirchensteuer auf Kapitalerträge aus anderen Einkunftsarten
509
-
Berechnung der Zehn-Jahres-Frist bei sanierungsrechtlicher Genehmigung
496
-
Selbst getragene Kraftstoffkosten bei der 1 %-Regelung
481
-
Grundsteuer in Bayern - Finanzgericht versagt AdV-Anträge
477
-
Änderung der Gewinnermittlungsart
10.02.2025
-
Entgelt für die drittnützige Verpfändung eines Bankguthabens und die Einräumung eines Abrufdarlehens
10.02.2025
-
Ableitung des Anteilswerts einer Kapitalgesellschaft aus Verkäufen zwischen fremden Dritten
10.02.2025
-
Rückwirkende Steuerbefreiung für Corona-Sonderzahlungen ab März 2020
07.02.2025
-
Bewertung der Anteile an einer Kapitalgesellschaft für Zwecke der Schenkungsteuer
06.02.2025
-
Alle am 6.2.2025 veröffentlichten Entscheidungen
06.02.2025
-
GmbH-Geschäftsführer auch bei Beteiligung an Holding sozialversicherungspflichtig
05.02.2025
-
Keine unzulässige Doppelbesteuerung bei gesetzlichen und privaten Altersrenten
05.02.2025
-
Kindergeldanspruch bei Sprachkurs und Warten auf Freiwilligenplatz
04.02.2025
-
Betriebsausgabenabzug für Verwaltungs- und Konzernabschlusskosten einer Holding
03.02.2025