Rz. 3

Die Erstattungsberechtigung nach § 97 hängt davon ab, ob der Träger der Jugendhilfe gegen einen anderen Sozialleistungsträger Ansprüche gemäß §§ 102 bis 105 SGB X erwirbt. Dazu genügt, dass über die Gewährung von Jugendhilfeleistungen dem Grunde nach positiv entschieden worden ist (Bay VGH zu § 82a JWG, Urteil v. 5.4.1990, 12 B 88.1195). Das gilt auch für den Fall drohender Kosten eines vorläufigen Tätigwerdens nach § 86d (Bay VGH, Urteil v. 11.8.1995, 12B 93.922). Es muss sich ferner um die Feststellung von Sozialleistungen i. S. d. § 11, §§ 18 bis 29 SGB I handeln (BSG, Urteil v. 19.12.1991, 12 RK 24/90; BSG, Urteil v. 11.6.1992, 12 RK 59/91; ebenso Schellhorn, in: Schellhorn SGB VIII, § 97 Rz. 8; Wiesner, in: Wiesner, SGB VIII, § 97 Rz. 1; Mrozynski, SGB VIII, § 97 Rz. 1; a. A. Paul, LPK SGB VIII, § 97 Rz. 3). In Betracht kommen insbesondere folgende Fälle:

 

Rz. 4

  • Erbringung von vorläufigen Leistungen durch den Träger der Jugendhilfe aufgrund von § 43 SGB I (dann greift § 102 SGB X ein),
  • Erbringung nachrangiger Leistungen durch den Träger der Jugendhilfe (dann greift im Verhältnis zum vorrangig verpflichteten Leistungsträger § 104 SGB X ein),
  • Erbringung von Leistungen in der irrigen Annahme eigener Zuständigkeit durch den unzuständigen Träger der Jugendhilfe (dann greift im Verhältnis zum zuständigen Träger § 105 SGB X ein).
 

Rz. 5

In bestimmten Fällen, nämlich dann, wenn eine Unterbringung in einer anderen Familie erfolgt, ist § 97 auch in der Sozialhilfe entsprechend anwendbar (§ 107 SGB XII = § 104 BSHG a. F.). Das gilt aber nicht, sofern die Unterbringung nach dem Jugendhilferecht des SGB VIII erfolgt ist (Nds. OVG, Urteil v. 19.5.2005, 12 LC 291/02).

 

Rz. 6

Nicht unter § 97 fällt die Ausübung von Gestaltungsrechten (wie z. B. der Beitritt zu einer Krankenversicherung), weil es sich hierbei nicht um Sozialleistungen, sondern um höchstpersönliche Entscheidungen handelt (BSG, Urteil v. 19.12.1991, 12 RK 24/90; BSG, Urteil v. 11.6.1992, 12 RK 59/91; Paul, a. a. O., § 97 Rz. 4; Schellhorn, § 97 Rz. 9). Soweit der Antrag demgegenüber keine rechtsgestaltende, sondern nur verfahrenseröffnende Wirkung hat, erwirbt der Jugendhilfeträger nach Sinn und Zweck des § 97 die Befugnis, die fehlende Anspruchsvoraussetzung selbst zu erfüllen (Hauck/Noftz/Stähr, SGB VIII, § 97 Rz. 7).

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