Rz. 19

Die wirksam erklärte Berufungsrücknahme kann nicht durch Anfechtung oder Widerruf beseitigt werden (BSG, Beschluss v. 24.4.2003, B 11 AL 33/03 B; BVerwG, Urteil v. 6.12.1996, 8 C 41/95, NJW 1997 S. 2897; BSG, Urteil v. 19.3.2002, B 9 V 75/01 B; LSG Bayern, Urteil v. 24.8.2010, L 3 U 31/10; LSG Sachsen, Urteil v. 25.4.2002, L 2 VG 2/02; LSG Niedersachsen, Urteil v. 26.1.1983, L 5 Ka 19/82). Die Vorschriften des Bürgerlichen Rechts über Nichtigkeit und Anfechtung, insbesondere auch wegen Irrtums, sind auf Prozesshandlungen nicht anwendbar (vgl. LSG Bayern Urteil v. 19.8.2009, L 2 P 39/08; Urteil v. 22.7.2009, L 2 P 33/08). Ein Wiederaufgreifen eines durch Rücknahme der Berufung beendeten Rechtsstreits ist ausnahmsweise dann möglich, wenn Wiederaufnahmegründe i. S. d. §§ 179, 180 SGG i. V. m. §§ 579 f. ZPO vorliegen (vgl. LSG NRW, Urteil v. 26.8.2003, L 18 KN 26/03; LSG Bayern, Urteil v. 22.7.2009, L 2 P 33/08) oder in Fällen, in denen ein Versehen offensichtlich ist (LSG Thüringen, Urteil v. 18.2.2004, L 1 U 831/03) bzw. der Grundsatz von Treu und Glauben das Festhalten an der Prozesshandlung verbietet (LSG Bayern, Urteil v. 10.2.2010, L 2 U 200/09; Urteil v. 19.8.2009, L 2 P 39/08). Im Übrigen kann allenfalls noch geltend gemacht werden, die Rücknahme sei mangels Prozessfähigkeit oder Vertretungsbefugnis nicht wirksam gewesen (Zeihe, SGG, § 156 Rn. 4c). Eine Nichtigkeit der Rücknahmeerklärung kann selbst dann nicht angenommen werden, wenn diese Erklärung aufgrund einer "Überrumpelung" durch das Gericht oder infolge einer unrichtigen Belehrung über die Prozessaussicht abgegeben worden wäre (vgl. BSG, Urteil v. 24.4.1980, 9 RV 16/79; LSG Bayern, Urteil v. 16.10.2001, L 15 V 37/01, HVBG-INFO 2002 S. 2150).

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