A.I.4.1 Allgemeines

[1] Nach § 5 Abs. 5 und § 8 SGB V wird in der KVdR nicht pflichtversichert, wer

[2] Im Übrigen schließen auch eine Versicherungsfreiheit (§ 6 Abs. 1 SGB V) oder eine Befreiung von der Versicherungspflicht die KVdR aus (vgl. A.II und A.III).

[3] Dagegen ist die Versicherungspflicht nach § 5 Abs. 1 Nr. 11, 11a und 12 SGB V vorrangig gegenüber einer Pflichtversicherung nach § 5 Abs. 1 Nr. 9, 10 oder 13 SGB V, einer nicht aus § 5 Abs. 8 Satz 3 SGB V resultierenden Familienversicherung nach § 10 SGB V bzw. § 7 KVLG 1989 oder einer nicht nach § 9 Abs. 1 Satz 1 Nr. 6 SGB V bestehenden freiwilligen Versicherung.

[4] Der Vorrang der Versicherungspflicht nach § 5 Abs. 1 Nr. 11, 11a und 12 SGB V gegenüber der Familienversicherung gilt selbst für den Fall, dass der Zahlbetrag der Rente die Einkommensgrenze nach § 10 Abs. 1 Satz 1 Nr. 5 SGB V nicht überschreitet und auch die sonstigen Voraussetzungen für eine Familienversicherung erfüllt wären (BSG, Urteil vom 4.9.2013, B 12 KR 13/11 R, USK 2013-93). Einen Verstoß gegen den allgemeinen Gleichheitsgrundsatz des Artikel 3 Abs. 1 GG hat das BSG insofern nicht feststellen können.

[5] Für das Vorrangverhältnis der Versicherungspflicht von Waisenrentnern nach § 5 Abs. 1 Nr. 11b Buchst. a SGB V gegenüber der Versicherungspflicht nach § 5 Abs. 1 Nr. 9 oder 10 SGB V und der Familienversicherung gelten Besonderheiten (A.I.4.4).

A.I.4.2 Hauptberufliche selbstständige Erwerbstätigkeit

[1] Der Begriff der hauptberuflich selbstständigen Erwerbstätigkeit ist weder gesetzlich noch untergesetzlich im Krankenversicherungs- oder Sozialversicherungsrecht definiert. Seine inhaltliche Bedeutung ergibt sich aus der Regelungsabsicht des Gesetzgebers. Hauptberuflich ist eine selbstständige Erwerbstätigkeit dann, wenn sie von der wirtschaftlichen Bedeutung und dem zeitlichen Aufwand her den Mittelpunkt der Erwerbstätigkeit darstellt (vgl. Gesetzesbegründung zu § 5 Abs. 5 SGB V, BT-Drucks. 11/2237 S. 159).

[2] Seit dem 23.7.2015 enthält § 5 Abs. 5 SGB V mit dem zweiten Satz eine gesetzliche Vermutungsregelung zur Hauptberuflichkeit einer selbstständigen Tätigkeit. Danach wird bei Personen, die im Zusammenhang mit ihrer selbstständigen Erwerbstätigkeit regelmäßig mindestens einen Arbeitnehmer mehr als geringfügig beschäftigen, vermutet, dass sie hauptberuflich selbstständig erwerbstätig sind. Als Arbeitnehmer gelten für Gesellschafter auch die Arbeitnehmer der Gesellschaft.

[3] Mit dem Ziel einer einheitlichen Rechtsanwendung bei der Abgrenzung einer nicht hauptberuflich selbstständigen Tätigkeit von einer hauptberuflich selbstständigen Tätigkeit hat der GKV-Spitzenverband mit den "Grundsätzlichen Hinweisen zum Begriff der hauptberuflich selbstständigen Erwerbstätigkeit" erstmalig mit Datum vom 3.12.2010 eine Entscheidungshilfe mit empfehlendem Charakter für die Krankenkassen herausgegeben, in der für verschiedene Personengruppen unter Berücksichtigung der Rechtsprechung die jeweils wesentlichen Kriterien für eine entsprechende systematische Prüfung beschrieben werden. Es sind die Grundsätzlichen Hinweise in der jeweils geltenden Fassung anzuwenden [GR v. 20.03.2019-II].

A.I.4.3 Anderweitige Versicherungspflicht

[1] Versicherungspflicht in der KVdR tritt nach § 5 Abs. 8 SGB V nicht ein, wenn Rentner versicherungspflichtig sind als

oder die Mitgliedschaft aufgrund der § 192 Abs. 1, § 193 SGB V bzw. § 7 Abs. 3 Satz 1 SGB IV fortbesteht.

[2] Die mitgliedschaftserhaltende Wirkung des Ans...

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