Zusätzliche Behandlungen in Krankenhäusern

Immer mehr Krankenhausbehandlungen fallen pro Jahr an. Und dies bei konstanter Bevölkerungzahl. Dies geht aus einer am 10.7.2014 in Berlin veröffentlichten Studie hervor, die Hamburger und Berliner Forscher in gesetzlichem Auftrag erstellt hatten.

Jedes Jahr gibt es rund 220.000 bis 340.000 zusätzliche Klinikbehandlungen. Behandlungen an der Wirbelsäule, Schmerztherapien und Herzklappen-OPs zählen zu den Behandlungen mit besonders hohen Steigerungsraten. 

Vorwurf der Krankenkassen

Die Krankenkassen meinten, Patienten würden oft auch aus Umsatzgründen operiert: «Die Krankenhäuser machen das, was sich lohnt.»Die Klinikträger sehen hingegen die Hauptursache in der steigenden Krankheitslast der Menschen.

Aussage ohne Grundlage lt. DKG-Präsident

Behauptungen, die Krankenhäuser würden aus ökonomischen Gründen medizinisch nicht notwendige Leistungen erbringen, hätten keine Grundlage, sagte der DKG-Präsident Alfred Dänzer. So liege es in der Natur der Sache, dass neue und bessere Behandlungsmethoden bei Krebs zu Fallzahlsteigerungen führten.

Deutschland mit an der Spitze der Behandlungen

Die Studie selbst bleibt in puncto Ursachen zurückhaltend. Die Entwicklung der Krankheitslast habe auf die Behandlungszahlen insgesamt allerdings einen leicht senkenden Einfluss gehabt. International ist Deutschland nach Österreich mit an der Spitze bei den Behandlungen pro Einwohner in der OECD. In den Niederlanden habe es einen stärkeren Anstieg gegeben, aber auf niedrigerem Niveau.

Zweitmeinung in Klinikreform vorgesehen

Das Bundesgesundheitsministerium verwies auf eine Arbeitsgruppe von Bund und Ländern, die derzeit eine Klinikreform aushandelt. Der CDU-Gesundheitsexperte Jens Spahn sagte: «Über die Möglichkeit zur Zweitmeinung und gezielten Preisabschlägen sollten wir dann gegensteuern.» Patienten sollten sich vor einer OP also verstärkt zweite Meinungen von Ärzten einholen können. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sagte, die Zweitmeinung solle von den Kassen gezahlt werden. Wenn überflüssige Operationen so vermieden werden, könnten Kosten gespart werden.

Kliniken mit zweifelhaften Ergebnissen abstrafen

Zudem wird laut Spahn und Lauterbach erwogen, Kliniken mit zweifelhaften Ergebnissen bei bestimmten Operationen weniger Geld zu geben - und Zuschläge für Kliniken bei Grundversorgung zu zahlen, so dass der Druck sinkt, durch zusätzliche OPs Geld zu verdienen. Die Deutsche Stiftung Patientenschutz forderte mehr Begleitung und Linderung statt Operationen bei älteren und sterbenden Patienten.

dpa
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