Hilfsmittel nutzen Patienten häufig nichts
Nach dem am 18.9.2012 in Berlin vorgelegten Bericht sind die Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen für Heil- und Hilfsmittel innerhalb von 5 Jahren um 22 beziehungsweise 30 % gestiegen. Zugleich seien aber vor allem Kinder, Rückenkranke sowie Pflegebedürftige von Über-, Unter- oder Fehlversorgung betroffen.
Kritik an Gießkannen-Prinzip bei Verordnungen
Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der BARMER GEK, Rolf-Ulrich Schlenker, kritisierte: «Wir haben es mit einem Wachstumsmarkt erster Güte zu tun. Allerdings sollten Transparenz und medizinische Evidenz mitwachsen.» Trotz einer insgesamt guten Versorgungslage gerate der Einsatz von Heil- und Hilfsmitteln noch «oft zum wohlgemeinten therapeutischen Streuschuss».
Nutzenbewertung sollte eingeführt werden
Schlenker forderte eine Reform des laxen Zulassungsrechts. Der Markt der Hilfsmittel bleibe ein Stiefkind in punkto Transparenz. Nicht der Nutzen werde bewertet, sondern lediglich die Funktion. Wie bei Arzneimitteln sollte auch bei Hilfsmitteln vor der Marktzulassung eine patientenorientierte Nutzenbewertung erfolgen.
Massagen allein helfen kaum
Klassische Massagen gehören zu den umsatzstärksten Heilmitteln. Dabei ist der Bedarf oft fraglich. Denn klassischen Massagen reichen als alleinige Therapie bei chronischen Beschwerden nicht aus, da sie besser kombiniert mit Manueller Therapie oder aktivierenden Maßnahmen wirken. Rund 85 % der Ausgaben für klassische Massagen entfallen auf Wirbelsäulenerkrankungen.
Pflegeheimbewohnern schlecht versorgt
Patienten in Pflegeheimen sind häufig unterversorgt. Alarmierender Weise nehmen die Behandlungen mit zunehmendem Alter ab: von 40 % bei den 65- bis 74-Jährigen auf 31 % bei den über 85-Jährigen (Physiotherapie) und von 11 auf 2,5 % in denselben Altersgruppen für Ergotherapie. Und das, obwohl die körperliche Aktivierung insbesondere bei Demenzpatienten sinnvoll erscheint.
Falscher Einsatz von medizinischen Massenprodukten
Zu den Hilfsmitteln mit den höchsten Versorgungsanteilen gehören Bandagen und Orthesen. Jedoch kommt es auch auf diesem Gebiet häufig zu Fehlversorgungen. Die größten Ausgaben liegen bei Produkten für Knie und Rücken, obwohl sie in den bestehenden Leitlinien praktisch keine Rolle spielen. Zudem zeigen sich viele Beispiele für schlechte Anpassung und mangelnde Beratung - was einen Behandlungserfolg erschwert.
Den vollständigen Heil- und Hilfsmittelreport der BARMER GEK können Sie hier herunterladen
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