Riedel

3. Auflage 2021

1128 Seiten, 119 EUR

zerb verlag, ISBN 978-3-95661-112-4

Christopher Riedel hat – vier Jahre nach Erscheinen der Vorauflage – die 3. Auflage seines "Praxishandbuch Unternehmensnachfolge" vorgelegt. Zusammen mit 24 weiteren Autoren handelt der Herausgeber alle Themenbereiche der Unternehmensnachfolge ab. Das Werk knüpft dabei an die gelungenen Vorauflagen an. Auch wenn Riedel ausweislich seines Vorworts – aus Platzgründen – nicht den Anspruch erhebt, alle relevanten Fachfragen bis ins letzte Detail darzustellen, kann man festhalten: Riedels Handbuch hat eine sehr hohe Detailtiefe und eignet sich neben der praktischen Anwendung auch für wissenschaftliches Arbeiten. Im Einzelnen:

Das Werk besteht aus einem ersten Teil "Grundlagen" und einem zweiten Teil "Einzelaspekte der Unternehmensnachfolge".

Nach einer kurzen Einleitung (§ 1) mit Begriffsdarstellungen, Statistiken und Risiken der Unternehmensnachfolge folgen zwei Kapitel zu Auftrag und Mandat (§ 2) und Nachfolgeprozess (§ 3) mit praxisrelevanten Ausführungen; insbesondere zu Interessenkollisionen, Vergütung, Haftung und Sachverhaltserfassung. In zwei weiteren Kapiteln Rechtliche Grundlagen (§ 4) und Steuerliche Grundlagen (§ 5) wird ein ausführlicher und gelungener Überblick über erbrechtliche Gestaltungsinstrumente, Schenkungsrecht und gesellschaftsrechtliche Nachfolge gegeben. Weiter werden Erbschaftsteuer, Ertragsteuer und Bewertung umfassend dargestellt. Der erste Teil des Werks schließt mit zwei Kapiteln zur Unternehmensbewertung (§ 6) und Gestaltung der Unternehmensnachfolge (§ 7).

Im zweiten Teil werden dann Spezialthemen abgehandelt: Zunächst wird das Unternehmertestament (§ 8) in all seinen Facetten besprochen; hier könnte ggf. noch ein vertiefter Blick auf das sog. frühzeitige Unternehmertestament mit Bestimmungsvermächtnissen nach § 2151 BGB gerichtet werden. Sodann erwartet den Leser eine Darstellung zur Vor- und Nacherbfolge (§ 9), welche im Bereich der Unternehmensnachfolge ein Exot bleibt, gerade aber in Sonderkonstellationen auch bei der Unternehmensnachfolge zum Tragen kommen kann. Roglmeier behandelt anschließend bündig alle wichtigen Fragen zur Testamentsvollstreckung (§ 10). Plottek und Riedel liefern eine gelungene und kompakte Darstellung des Pflichtteilsrechts für den Bereich der Unternehmensnachfolge. Die jüngste Rechtsprechung des BGH (ZEV 2020, 420) zu allseitigen Abfindungsausschlüssen, aus welcher sich ergibt, dass auch zukünftig grundsätzlich am aleatorischen Rechtsgeschäft festgehalten wird, hätte bei Rn 21 ff. ergänzt werden können. Es folgen drei weitere gelungene Kapitel zur Beteiligung von Minderjährigen am Unternehmen (§ 12), Stiftung (§ 13) und Verzichtsverträgen (§ 14). Im Kapitel zu Eheverträgen zur Sicherung von Unternehmensnachfolgemodellen (§ 15) hätte beim Versorgungsausgleich (vgl. Rn 100 ff.) die Problematik der sog. Funktionsäquivalenz etwas mehr Tiefgang verdient. Die wichtige Rechtsprechung des BGH (NJW 2013, 457, 459 und NJW 2015, 52) bleibt unbehandelt. Im Kapitel zu Vollmachten (§ 16) könnten die verschiedenen Aspekte zu Vorsorgevollmachten von Unternehmern (vgl. etwa Schäfer, ZHR 2011, 557) ergänzt werden. Es folgen aufschlussreiche Kapitel zu Familienholding (§ 17), Unterbeteiligungen (§ 18), Poolvereinbarungen (§ 19), Familiy Office (§ 20) und Mediation (§ 21). Das Kapitel zu Poolvereinbarungen glänzt durch hervorragende Mustertextbausteine. Besondere Beachtung verdient auch das Kapitel zu Familienstrategie und Unternehmensnachfolge (§ 22), welches dem Leser Einblicke in Spannungsfelder und Organisationsstrukturen in Unternehmerfamilien eröffnet. Die folgenden Kapitel sind nicht minder interessant: Beirat (§ 23), Fremdmanagement (§ 24), Nießbrauchsvereinbarungen (§ 25), Versorgungsleistungen (§ 26), Betriebsverpachtung (§ 27). Kein Aspekt der Unternehmensnachfolge bleibt unbeachtet. Auch kleine und mittlere Betriebe (§ 28) und Freiberufliche Praxen (§ 29) werden in eigenen gelungenen Kapiteln unter die Lupe genommen. Um dem "steuerlichen Supergau" einer Unternehmensnachfolge sicher zu begegnen, ist sogar der Betriebsaufspaltung ein eigenes Kapitel (§ 30) zugedacht. Alternativen zur Unternehmensnachfolge oder zu ihrer Vorbereitung werden mit Umwandlungen (§ 31) und Unternehmensverkauf (§ 32) berücksichtigt. Abgerundet wird das Werk mit zwei Kapiteln zu Auslandsvermögen (§ 33) und Schiedsgerichtsverfahren (§ 34).

Fazit: Riedels Praxishandbuch Unternehmensnachfolge ist ein "must have" für jeden Berater, der sich mit Unternehmensnachfolge befasst oder befassen möchte. Von den Grundlagen bis in die feinsten Verästelungen der komplexen Thematik bleibt kein Gesichtspunkt unbeleuchtet.

Dr. Nikolas Hölscher, Rechtsanwalt, Fachanwalt für Erbrecht, Fachanwalt für Gesellschaftsrecht sowie Fachanwalt für Familienrecht, Stuttgart

ZErb 8/2022, S. 320 - 321

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