Bundeskanzlerin Merkel und die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten der Länder haben sich auf Einzelheiten und die Finanzierung des "Pakts für den Rechtsstaat" geeinigt. Dieser beinhaltet u.a. 2.000 zusätzliche Stellen für Richter und Staatsanwälte, die bis 2021 geschaffen werden sollen. Dafür erhalten die Länder vom Bund insgesamt 220 Mio. Euro.

Unklar war zwischen Bund und Ländern lange, wie der bereits im Koalitionsvertrag vorgesehene Pakt finanziert werden soll (vgl. dazu zuletzt ZAP Anwaltsmagazin 2/2019, S. 54). Veranschlagt werden dafür Kosten in Höhe von rund 400 Mio. Euro pro Jahr. Die Hälfte davon soll nun vom Bund kommen. Außer der Verbesserung der Personalausstattung soll in die Qualität der Rechtspflege investiert werden. Dazu zählen vor allem

  • mehr Fortbildungen, insbesondere in familiengerichtlichen Verfahren;
  • Investitionen in die Digitalisierung – geplant ist, eine Kommunikationsschnittstelle zwischen Justiz und Polizei zu schaffen mit dem Ziel, den Austausch zwischen Polizei und Staatsanwaltschaften von Bund und Ländern zu verbessern und die Interoperabilität mit den Gerichten zu ermöglichen;
  • Spezialisierung und Entwicklung von Konzepten zur Vermittlung psychologischer Kompetenz (vor allem im Umgang mit Kindern und Eltern im Rahmen familiengerichtlicher Verfahren);
  • Stärkung der interkulturellen Kompetenz.

Nicht zuletzt soll auch eine Image-Kampagne für den Rechtsstaat gestartet werden, die sowohl der Nachwuchsgewinnung dienen als auch den Bürgern die Bedeutung einer funktionierenden Justiz für die demokratische Gesellschaft verdeutlichen soll.

Bundesrechtsanwaltskammer (BRAK) und Deutscher Anwaltverein (DAV) haben die Einigung zwischen Bund und Ländern bereits begrüßt. Die Arbeit gehe aber jetzt erst richtig los, hieß es von Seiten der Anwaltsverbände. Es gelte, den Zugang zum Recht für alle zu sichern, die Rechte der Beschuldigten zu verteidigen und dafür zu sorgen, dass Menschen den Rechtsstaat positiv erleben, weil ihre Konflikte schnell, effizient und angemessen gelöst und ihre persönlichen Rechte gewahrt würden. Auch der Deutsche Richterbund (DRB) sieht noch viel Arbeit auf die Justiz zukommen: "In einem bislang noch nie dagewesenen Schulterschluss treten Bund und Länder für die Justiz aus der Defensive, um die angespannte Situation in den Staatsanwaltschaften und an den Gerichten zu ändern", so der DRB-Vorsitzende Jens Gnisa. Das sei ein großer Schritt in die richtige Richtung, dem insbesondere auch in den anderen Dienstzweigen der Justiz noch viele weitere folgen müssten.

[Red.]

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