Auf dem diesjährigen Anwaltstag im Juni in Hamburg stand wieder einmal das Thema "Anwaltsethik" auf dem Programm. Grund dafür dürfte die sich in letzter Zeit häufende Kritik an unserem Berufsstand gewesen sein (vgl. kommentierend dazu etwa Lange ZAP Kolumne 24–25/2014 und Geipel ZAP Kolumne 16/2015).

Dass diese Diskussion offenbar in die Zeit passt, belegt erneut eine aktuelle Umfrage zur Beliebtheit von Berufen in der Bevölkerung. Das Forsa-Institut hatte im Auftrag des dbb Beamtenbund und Tarifunion im Sommer dieses Jahres eine demoskopische Erhebung zu Kernthemen des öffentlichen Dienstes durchgeführt und in diesem Zusammenhang auch das Ansehen verschiedener Berufsgruppen bei rund 2.000 repräsentativ ausgewählten Bürgern abgefragt. Danach rutschte der "Anwalt" gegenüber dem Vorjahr erneut um 2 Prozentpunkte ab, er liegt unter den 31 untersuchten Berufen aktuell auf Platz 18.

Die Forsa-Studie weist auch die "Gewinner und Verlierer" der letzten Jahre aus. Hier zeigt sich, dass die Anwälte seit 2007 (zusammen etwa mit Bankern, Steuerberatern und Managern) auf der Verliererseite stehen, wohingegen Richter, Ärzte, Polizisten und Lehrer teils deutlich in der Gunst der Bevölkerung dazu gewonnen haben. Selbst die Politiker, in der Gesamtliste meist am unteren Rand zu finden, haben in den letzten Jahren um einige Prozentpunkte zulegen können.

Kaum verwundern dürfte es, dass Lokführer, Piloten und Gewerkschafter zu den stärksten Verlierern des zurückliegenden Jahres zählen. Keine andere Berufsgruppe hat derart starke Ansehensverluste zu beklagen wie sie (zwischen minus 5 und minus 12 Prozentpunkte im Jahresvergleich zu 2014), ein Umstand, der wohl den lästigen Streiks der Spartengewerkschaften zu verdanken ist.

Eher dürfte bemerkenswert sein, dass sowohl die Lokführer als auch die Piloten – trotz ihres massiven Ansehensverlusts – im aktuellen Listing immer noch vor den Anwälten rangieren. Dies dürften alle diejenigen als Bestätigung sehen, die sich langfristig eine Verbesserung des Ansehens der deutschen Anwaltschaft auf die Agenda geschrieben haben.

[Quelle: dbb beamtenbund und tarifunion]

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