– Stand der Auseinandersetzungen nach den Urteilen des BSG vom 3.4.2014 und im Lichte der Veröffentlichung der DRV vom 12.12.2014 –

I. Vorbemerkung

Die drei Urteile des BSG vom 3.4.2014 (B 5 RE 3/14, 9/14 und 13/14 R) waren ein Donnerhall, der immer noch nicht verklungen ist. Sie bildeten den vorläufigen Endpunkt einer Entwicklung, die viele am Anfang nicht wahrhaben wollten, die aber darauf abzielten, die Befreiung von Syndikusanwälten von der Versicherungspflicht in der gesetzlichen Rentenversicherung gem. § 6 SGB VI abzuschaffen und damit eine über 30jährige Praxis zu beenden (s. zu der Entwicklung Huff, BRAK-Mitt. 2013, 215 ff. m.w.N. zur Rspr. bis Ende 2013). Dies ist der Deutschen Rentenversicherung (DRV) mit Hilfe des BSG gelungen. Und es zeigt sich, dass die Behörde diese Entwicklung auch auf angestellte Apotheker, Ärzte und Architekten ausdehnen möchte (s. dazu jüngst SG Aachen, Urt. v. 17.10.2014 – S 21 R 907/12: zu der bejahten Befreiung eines Architekten der als Energieberater tätig ist und bei dem die Architektenkammer die berufsspezifische Tätigkeit bejaht hat, was aber die Behörde nicht akzeptieren wollte).

Doch nach den Entscheidungen ist ein Ende der Auseinandersetzungen zwischen den Syndikusanwälten und der DRV noch lange nicht abzusehen. Denn es stellen sich eine Vielzahl von Fragen, die insbesondere auch im Zusammenhang mit den Entscheidungen des 12. Senats des BSG vom 31.10.2012 (B 12 R 5/10, 8/10 und 3/11 R) stehen (s. dazu Huff, Anwaltsspiegel Heft 19/2013, S. 3 ff.) und die ohne eine gesetzgeberische Lösung die Gerichte noch lange beschäftigen werden.

Dieser Beitrag (Stand 5.1.2015) gibt einen Überblick über die aktuellen Entwicklungen und Diskussionen.

 

Hinweis:

Die Urteile des BSG vom 3.4.2014 haben eine Flut von Aufsätzen und Besprechungen ausgelöst. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit hier ein Überblick:

• Lothar Wittek, ÄBl BY 2014, 556–557 (Aufsatz) • Matthias Kilian, AnwBl 2014, 468–473 (Aufsatz) • Wolfgang Ewer, AnwBl 2014, 683–684 (Kongressvortrag) • Hartmut Kilger, AnwBl 2014, 685–689 (Kongressvortrag) • Wolfgang Heine, AnwBl 2014, 690–694 (Kongressvortrag) • Michael Prossliner, AnwBl 2014, 695–699 (Kongressvortrag) • Doris-Maria Schuster, AnwBl 2014, 700–702 (Kongressvortrag) • Udo Henke, AnwBl 2014, 720–723 (Aufsatz) • Hans-Jürgen Hellwig, AnwBl 2015, 2–12 • Gregor Thüsing, AnwBl 2015, 13–17 • Thomas Bezani/Patrick Klinkhammer, ArbR 2014, 275–277 (Entscheidungsbesprechung) • Christoph Legerlotz/Anke Schmidt, ArbRB 2014, 209–212 (Entscheidungsbesprechung) • Martin W. Huff, AuA 2014, 300–301 (Aufsatz) • Volker Stück, AuA 2014, 546–547 (Anmerkung) • Wolf Hunold, AuA 2014, Nr. 9, 547 (Anm.) • Mark Zimmer/Philipp Bauer, BB 2014, 2677–2682 (Entscheidungsbesprechung) • Martin Henssler, BB 2014, Heft 20, I (Aufsatz) • Michael Krenzler, BRAK-Mitt 2014, 130–132 (Anm.) • Michael Krenzler, BRAK-Mitt 2014, 274–276 (Anm.) • Reinhard Singer, BRAK-Mitt 2015, 282–291 • Jochen Leßmann/Christoph Herrmann, DB 2014, 2227–2232 (Entscheidungsbesprechung) • Klaus Thönißen, DB 2014, 2473–2474 (Entscheidungsbesprechung) • Peter Hartmann, DStR 2014, 2183–2193 (Anm.) • Johannes Fiala/Peter A. Schramm, Grundeigentum 2014, 1047 (Aufsatz) • Martin W. Huff, www.lto.de v. 21.8.2014 (Beitrag) • Martin W. Huff, www.lto.de v. 8.10.2014 (Beitrag) • Martin W. Huff, www.lto.de v. 12.12.2014 (Beitrag) • Gerhard Ring, NJ 2014, 439–440 (Anm.) • Hanno Merkt, NJW 2014, 2310–2315 (Aufsatz) • Susanne Offermann-Burckart, NJW 2014, 2683–2686 (Entscheidungsbesprechung) • Richard Giesen, NZA 2014, 1297–1305 (Entscheidungsbesprechung) • Christian Rolfs/Riccarda Marcelli, NZA 2014, 574–580 (Entscheidungsbesprechung) • Cord Meyer, NZA 2014, 979–981 (Anm.) • Jürgen Dietermann, NZA 2014, Heft 8, VIII-IX (Anm.) • Cord Meyer, NZS 2014, 801–804 (Aufsatz) • SozSichplus 2014, Nr. 5, 7 (Anm.) • JC, VersorgW 2014, 138–139 (Anm.) • Ulrich Becker, ZfA 2014, 87–129 (Gutachten).

II. Verfassungsbeschwerden

Gegen zwei der drei Urteile des BSG sind mittlerweile Verfassungsbeschwerden eingelegt worden (Az. 1 BvR 2534 und 2584/14). Berichterstatter ist der für die Fragen des Art. 12 GG zuständige Richter Prof. Dr. Reinhard Gaier im 1. Senat des BVerfG. Mit Verfügung vom 11.12.2014, zugestellt am Jahresende 2014 und damit relativ schnell nach der Einlegung der Verfassungsbeschwerden Ende September 2014, hat das BVerfG mitgeteilt, dass es die Verfassungsbeschwerden dem Bundestag, dem Bundesrat, dem Bundeskanzleramt, den Bundesministerien der Justiz und für Verbraucherschutz, für Arbeit und Soziales und des Inneren, allen Landesregierungen, dem BGH, dem BSG und dem BVerwG, BRAK, DAV und BUJ, Sozialverbänden, Arbeitgeberverbänden, der ABV sowie allen Rechtsanwaltsversorgungswerken und Rechtsanwaltskammern zugeleitet hat. Frist zur Stellungnahme hat das Gericht den knapp 80 Beteiligten bis zum 30.4.2015 gesetzt. Diese Zuleitung ist ein Zeichen dafür, dass das Gericht – mit welchem Ergebnis auch immer – sich mit den sich stellenden Fragen auseinandersetzen möchte.

III. Regelung der DRV vom 12.12.2014

Am 12.12.2014 hat die DRV die lange...

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