Rz. 33

Der Festsetzungsantrag kann formlos gestellt werden.[64] Die Antragstellung kann daher schriftlich oder zu Protokoll der Geschäftsstelle erfolgen.[65] Der schriftlich gestellte Antrag muss dabei nicht der Schriftform des § 126 Abs. 1 BGB entsprechen, der eine eigenhändige Unterzeichnung des Antrags, also eine Original-Unterschrift fordert.[66] Es reicht deshalb aus, wenn der Antrag per Telefax gestellt wird[67] oder eine nur in Kopie wiedergegebene, eingescannte Unterschrift enthält.[68]

 

Rz. 34

§ 10 Abs. 1 S. 1, der eine vom Rechtsanwalt (im Original) unterzeichnete Berechnung fordert, gilt im Verfahren gem. § 55 nicht.[69] § 10 gilt nur für das Innenverhältnis zwischen Mandant und Rechtsanwalt, während § 55 den öffentlich-rechtlichen Vergütungsanspruchs des beigeordneten oder bestellten Rechtsanwalts gegen die Staatskasse betrifft.[70] Die elektronische Einreichung des Festsetzungsantrags gem. § 55 richtet sich nach § 12b S. 1. Danach sind in Verfahren nach dem RVG die verfahrensrechtlichen Vorschriften über die elektronische Akte und über das elektronische Dokument für das Verfahren anzuwenden, in dem der Rechtsanwalt die Vergütung erhält. Die Einreichung richtet sich damit z.B. nach § 130a ZPO oder nach § 32a StPO. Ein nur per E-Mail gestellter Antrag reicht deshalb grds. nicht aus.[71] Gem. § 12b S. 2 i.V.m. § 14 Abs. 2 S. 1 FamFG können gem. § 55 gestellte Festsetzungsanträge in Beratungshilfeangelegenheiten auch als elektronisches Dokument übermittelt werden.[72] Denn § 14 Abs. 2 S. 1 FamFG erlaubt es, Anträge und Erklärungen der Beteiligten sowie schriftlich einzureichende Auskünfte, Aussagen, Gutachten, Übersetzungen und Erklärungen Dritter als elektronisches Dokument zu übermitteln.

[64] Vgl. KG AGS 2014, 405 = RVGreport 2014, 391 = JurBüro 2015, 25; Gerold/Schmidt/Müller-Rabe, RVG, § 55 Rn 20; noch zur BRAGO OLG Frankfurt JurBüro 1992, 683; LAG Hamm JurBüro 1985, 555.
[65] Gerold/Schmidt/Müller-Rabe, RVG, § 55 Rn 20.
[66] Vgl. OLG Brandenburg 14.12.2000 – 1 W 13/00, für das Kostenfestsetzungsverfahren gem. §§ 103 ff. ZPO; offengelassen KG AGS 2014, 405 = RVGreport 2014, 391 = JurBüro 2015, 25.
[67] KG AGS 2014, 405 = RVGreport 2014, 391 = JurBüro 2015, 25; vgl. zur Erinnerung gem. § 66 GKG BGH 18.3.2015 – XII ZB 424/14, NJW 2015, 1527; BGH 15.7.2008 – X ZB 8/08, NJW 2008, 2649.
[68] Vgl. zur Erinnerung gem. § 66 GKG BGH 8.6.2015 – IX ZB 52/14, NJW-RR 2015, 1209; BGH 24.11.2014 – IX ZB 63/14, AGS 2015, 226.
[69] Vgl. OLG Brandenburg 14.12.2000 – 1 W 13/00, für das Kostenfestsetzungsverfahren gem. §§ 103 ff. ZPO.
[70] KG AGS 2014, 405 = RVGreport 2014, 391 = JurBüro 2015, 25; OLG Frankfurt 12.5.2014 – 20 W 236/13.
[71] Vgl. zur Erinnerung gem. § 66 GKG BGH 24.11.2014 – IX ZB 63/14, AGS 2015, 226; BGH 8.6.2015 – IX ZB 52/14, NJW-RR 2015, 1209; OLG Hamm RVGreport 2013, 120 = FGPrax 2013, 84.

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