Rn 23

Für wenige europäische Gesellschaftsformen (EWIV, SE, Europäische Genossenschaft) macht einheitliches unionsrechtliches Sachrecht in EU-Verordnungen die Anwendung von IntGesR zT entbehrlich (s jeweils mwN die Darstellungen bei MAHIntWirtR/Wegen/Mossler § 11 Rz 272–373 (mit einer statistischen Übersicht zur SE in Rz 276 f); Ulmer/Behrens/Hoffmann Einl B Rz 297 f, 299 ff mwN; Gebauer/Wiedmann/Weller/Hübner § 23 Rz 71 ff; Spahlinger/Wegen/Wendt Rz 878 ff zur EWIV und Rz 799 ff, 920 ff zur SE; MüKoIPR(AktG) zur SE-VO; Jannott/Frodermann, Handbuch der Europäischen Societas Europae, 2. Aufl; Habersack/Drinhausen, SE-Recht mit grenzüberschreitender Verschmelzung; Haider-Giangrecco/Polte BB 14, 2947; zur deutschen Rspr zur SE s Bungert/Goetsche ZIP 13, 649; zur Umwandlung in SE Louven/Ernst BB 14, 323; Teichmann ZIP 14, 1049; Eßers GWR 22, 139; Nagel ZIP 22, 208 (alle auch zur Mitbestimmung); zu Vorteilen und Nachteilen der SE oder KGaA bei der Organisation großer Familiengesellschaften s Reichert ZIP 14, 1957. Das einheitliche Sachrecht regelt aber meist nicht alle erheblichen Fragen, so dass eine IPR-Prüfung erforderlich wird (Thomale ZEuP 15, 517, 531). Die EWIV- und die SE-Verordnungen (ABl 1985 L 199/1; ABl 2001 L 294/1) enthalten beide ergänzend zu den sachrechtlichen Regelungen unionsrechtliches IPR zur horizontalen Abgrenzung zwischen den Mitgliedstaaten der EU, s zB Art 19 I, Unterabs 2 EWIV-VO (s Brödermann/Rosengarten/Rosengarten, 8. Aufl Rz 41 ff, 553; Spahlinger/Wegen/Wendt Rz 881; eingehend zur EWIV Brödermann/Iversen/Brödermann Rz 308–329) oder Art 47 II (a) SE-VO. Nach wie vor nicht ausgefochten bzw ungelöst sind die nicht gerechtfertigten Beschränkungen der Freizügigkeit von SE-Gesellschaften durch die Sitzvorschriften in Art 7 SE-VO und § 52 SEAG (Koppelung von Verwaltungs- und Registersitz in demselben Mitgliedstaat; MAHIntWirtR/Wegen/Mosler § 11 Rz 312 mwN; s.a. krit Spindler/Stilz/Casper Art. 7 SE-VO Rz 5). Zur Behandlung einer SE mit Sitz in England nach dem BREXIT s MüKo/Kindler IntGesR Rz 522.

 

Rn 24

Weiter ging der Verordnungsvorschlag über das Statut der Europäischen Privatgesellschaft (SEP für ›Societas Europaea Privata‹), s KOM (2008) 396, der auf eine Anknüpfungsleiter mit Rückgriff auf das nationale Recht zunächst verzichtete. Der letzte Kompromissvorschlag vom 25.6.08 (11252/08) enthält nicht einheitliche, jeweils sachbezogene unterschiedliche Anknüpfungsleitern (vgl Pressemitteilung des Rats 17076/09 v 3.–4.12.09). Ein baldiges Inkrafttreten ist nicht zu erwarten (Henssler/Strohn/Servatius Gesellschaftsrecht, IntGesR Rz 341; Hopt ZGR 13, 165, 198 f; Bremer NZG 12, 459).

 

Rn 25

Am 8.2.12 hat die Europäische Kommission einen Verordnungsvorschlag über das Statut der Europäischen Stiftung (COM[2012] 35 final) vorgelegt (vgl Hopt/von Hippel ZEuP 13, 235; Bayer/Schmidt BB 13, 3 ff; Cranshaw DZWIR 13, 299; krit. Stellungnahme des Bundesrats v 30.3.12, BRDr 74/12; Schlüter/Stolte/Stolte Stiftungsrecht Rz 18a–29; Hüttemann EuZW 12, 441; Weitemeyer NZG 12, 1001; Stöber DStR 12, 804; Jung BB 12, 1743; zum Stiftungsstatut Koehler Das Kollisionsrecht der Stiftungen aus Sicht des Internationalen Privat- und Verwaltungsrechts (Diss 11), 129 ff; Staud/Hüttemann/Rawert Vorbem zu § 80 BGB Rz 316 mwN). Die Europäische Kommission sieht keine Aussicht auf Verwirklichung des Verordnungsvorschlags (s COM[2014], 910 final, Annex 2, S 12).

 

Rn 26

Überwiegend hat die gesellschaftsrechtliche Sachrechtsvereinheitlichung über Richtlinien stattgefunden (s die Übersichten bei Dauses/Kalls/Klampfl E.III. Rz 4 ff; Spahlinger/Wegen/Wendt Rz 815 ff; Ulmer/Behrens/Hoffmann Einl B Rz 241 ff). Die Angleichung des Gesellschaftsrechts stellt eines der wesentlichen Instrumente zur Verwirklichung der wirtschaftlichen Ziele der Gemeinschaft (Art 3 EUV) dar (s Ulmer/Behrens/Hoffmann Einl B Rz 233 ff). Das Programm für ein ›Europäisches Gesellschaftsrecht‹ (Dauses/Kalls/Klampfl E.III. Rz 6 ff; Ulmer/Behrens/Hoffmann Einl B Rz 236 ff) umfasst drei Stoßrichtungen:

 

Rn 27

(1) Ein Aktionsplan zum Europäischen Gesellschaftsrecht sieht weitere materielle Angleichungsmaßnahmen vor (s Kommission, Mitteilung v 12.12.12 zur ›Modernisierung des Gesellschaftsrechts und Verbesserung der Corporate Governance in der Europäischen Union – Aktionsplan‹; s Bayer/Schmidt BB 13, 12 ff; Behrens EuZW 13, 121; Kalls EuZW 13, 361; Hopt EuZW 13, 481; ders ZGR 13, 165; Schmidt GmbHR 13, R33; Verse EuZW 13, 336, 342 f; Roesener NZG 13, 241, 242), sowie das Grünbuch ›Europäischer Corporate-Governance-Rahmen‹ (KOM[2011] 164/3 endg, s Bachmann WM 11, 1301; Bremer NZG 14, 415; Bundesrechtsanwaltskammer NZG 12, 96; Hopt EuZW 11, 609; Jahn AG 11, 454; Jung BB 11, 1987; Lanfermann/Maul BB 14, 1283; Mense/Klie GWR 14, 232; Peltzer NZG 11, 96).

 

Rn 28

Im Rahmen dieses Aktionsplans wurde der Richtlinienvorschlag der Europäischen Kommission über Gesellschaften mit beschränkter Haftung mit einem einzigen Gesellschafter (Societas Unius Personae (SUP)) am 9.4.14 vorgelegt ...

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