aa) Gebäude, in denen ein Gewerbe betrieben wird.

 

Rn 146

Bei Gebäuden, in denen ein Gewerbe betrieben wird, sind die Sicherheitsanforderungen wegen der großen Zahl potentiell Gefährdeter einerseits und des persönlichen Nutzens, den der Gewerbetreibende aus der Verkehrseröffnung zieht, andererseits besonders hoch. Wichtig ist insb die Sicherheit von Zugängen und Gängen (zB Köln NJW-RR 00, 1693; Stuttg NJW 08, 2514 [OLG Stuttgart 29.04.2008 - 5 W 9/08] mwN; Frankf BeckRS 11, 12184; Hamm MDR 13, 973 [OLG Hamm 15.03.2013 - 9 U 187/12]; Schlesw NJW-RR 20, 18; Bremen BeckRS 20, 23518: abgelöste Markierungsbänder auf Verkehrsfläche; Karlsr NJW-RR 21, 1321; Zweibr BeckRS 22, 1117: hochstehende Abdeckung der Stromversorgung eines Imbisswagens auf dem Parkplatz eines Ladengeschäfts; Grenzen: Celle MDR 09, 866; München VersR 11, 684; Brandbg ZGS 10, 536; Köln MDR 10, 928; Kobl MDR 11, 787; 13, 783; Hamm VersR 16, 1328; Mergner/Matz NJW 14, 186, 187 f) – auch in Billigmärkten (Frankf MDR 13, 464), von Notausgängen (hoher Maßstab: Celle NJW-RR 19, 1043), Fußböden (BGH NJW 86, 2757, 2758; 94, 2617, 2618; Köln NJW-RR 01, 457, 458; VersR 07, 259 f; Karlsr VersR 05, 420; Ddorf BeckRS 16, 127106; Grenzen: Kobl NJW-RR 95, 158 f; 12, 227; Köln NJW-RR 96, 278, 279; VersR 97, 1113; 99, 861, 862; 09, 233; MDR 12, 844; Ddorf NJW-RR 99, 671, 672; Hamm NJW-RR 18, 786), Treppen (BGH VersR 82, 854, 855; NJW 94, 2232, 2233; Saarbr NJOZ 12, 172 zur Beleuchtung im Treppenhaus mwN; München BeckRS 15, 16503: Außentreppe; Grenzen: Saarbr NJW-RR 19, 798, 800 f), Rolltreppen (Oldbg MDR 65, 134) und Rollbändern (Kobl MDR 14, 1143, 1144 [BGH 10.07.2014 - III ZR 441/13]), Aufzügen (BGH DB 57, 115; Frankf NJW-RR 13, 873 [BGH 23.04.2013 - II ZR 74/12]; Mergner/Matz NJW 15, 197, 199 f mwN; Grenzen: München BeckRS 11, 23419; Frankf MDR 13, 592 [OLG Nürnberg 11.02.2013 - 4 U 2428/12]), für Kunden zugänglichen Toiletten (Saarbr NJW-RR 20, 1348 [OLG Nürnberg 15.07.2020 - 2 U 3776/19]; Karlsr NJW-RR 21, 1321), Glastüren und Schaufensterscheiben (BGH VersR 69, 665, 666; Ddorf DB 84, 1772, 1773; Köln NJW-RR 94, 349; Schlesw ZMR 18, 285; zu automatischen Glasschiebetüren Mergner/Matz NJW 15, 197, 199 mwN), Sitzmöbeln (Saarbr NJW-RR 17, 1434 [OLG Saarbrücken 12.10.2017 - 4 U 149/16] – auch zu Grenzen bei Verwendung handelsüblicher Plastikstühle und stark übergewichtigen Besuchern) und zum Gewerbebetrieb gehörenden Parkeinrichtungen (insb BGH NJW 85, 482, 483 [BGH 20.11.1984 - VI ZR 169/83]; 87, 2671, 2672 f; Köln BeckRS 21, 10661; zu einem halb heruntergelassenen Rolltor einer Tiefgarage Karlsr VersR 18, 244; zu Warnpflichten bei Duplexstellplätzen in Hotelgarage München MDR 09, 801, 802; Müller/Rebler MDR 19, 1221 ff mwN) sowie die Standfestigkeit von Gegenständen innerhalb und außerhalb der Räumlichkeiten (Hamm MDR 14, 775, 775 f: Präsentationsständer; VersR 17, 54: auf die Straße gerollter Einkaufswagen – sehr weitgehend im Hinblick auf die Sicherung auch gegen unbefugte Nutzung durch Dritte; Köln VersR 16, 673; Grenzen: Jena NJ 16, 254, 255 zum Umfallen einer Werbetafel). Die Pflichten beschränken sich aber auf die jeweilige Nutzung der Räumlichkeiten (Grenzfall BGH NJW 87, 2671, 2672: erhöhte Anforderungen an die Streupflicht eines Gaststätteninhabers gelten auch ggü Passanten, die nicht die Gaststätte aufsuchen wollen, aber im Vertrauen auf die höheren Sicherheitsvorkehrungen des Inhabers diesen Weg wählen). Daher können im konkreten Fall auch niedrigere Anforderungen bestehen (zB Hamm BeckRS 14, 119: mit Feuchtigkeit und Glätte auf dem Boden einer Skihütte muss gerechnet werden; BeckRS 17, 145560: keine Sicherungspflicht in Bezug auf Umreifungsband bei einer vom Kunden unnötigerweise betretenen Getränkepalette im Getränkemarkt; München BeckRS 21, 24872: halbstündliche Kontrolle des Ruhebereichs eines Hotelschwimmbads auf nasse Stellen ausreichend).

 

Rn 147

Bei Gastwirtschaften beziehen sich zusätzliche Pflichten insb auf die angebotenen Speisen (AG Hagen NJW-RR 97, 727; hier sind auch die Regeln der Produkthaftung zu beachten, BGHZ 116, 104, 107) und ihre Verarbeitung, insb die Einhaltung hygienischer Anforderungen (BGH NJW-RR 88, 659), ggf auf eine besondere Nutzung einzelner Räume, zB als Tanzfläche (BGH NJW 91, 921; zu den Verkehrspflichten beim Betreiben einer Diskothek Karlsr BeckRS 22, 5545), auf den Brandschutz (BGH VersR 78, 869; NJW-RR 88, 659; München VersR 98, 326, 327) sowie auf die Vorsorge gegen Unaufmerksamkeit der Gäste, va aufgrund Alkoholgenusses (BGH NJW 85, 482, 483; 88, 1588; 91, 921; Köln VersR 99, 243; Hamm NJW-RR 00, 695 f; Saarbr NJOZ 10, 662; zu Grenzen der Garantenpflicht des Gastwirtes ggü Betrunkenen aber insb BGHSt 19, 152, 155; 26, 35, 38; München NJW 66, 1165; Saarbr NJW-RR 95, 986, 988; ähnl Frankf NJOZ 08, 1305 für eine Betriebsfeier). Bei aller Eigenverantwortlichkeit der Gäste dürfte allerdings eine Pflicht der Betreiber von Gastwirtschaften und Diskotheken bestehen, ein so genanntes Koma-Saufen zu verhindern. Die Veranstaltung von ›Flatrate-Partys‹ wird regelmäßig ...

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Deutsches Anwalt Office Premium. Sie wollen mehr?

Anmelden und Beitrag in meinem Produkt lesen


Meistgelesene beiträge