Entscheidungsstichwort (Thema)

Anspruch auf Auskunfts- und Schadensersatzansprüche gegen ehemaliges Organ nach Abtretung

 

Leitsatz (amtlich)

1. Es führt nicht zur Unzulässigkeit, sondern nur zur derzeitigen Unbegründetheit der Klage, wenn ein zwischen den Parteien vereinbartes Schiedsgutachten über einzelne Vorfragen nicht eingeholt wurde.

2. Erfasst sind von der Frist § 93 Abs. 4 S. 3 AktG alle Ersatzansprüche der Gesellschaft gegen Vorstandsmitglieder, egal aus welchem Rechtsgrund, sofern sie in einem inneren Zusammenhang mit der Organstellung entstanden sind. Unwirksam ist daher auch eine vor Fristablauf getroffene Schiedsgutachtenvereinbarung zwischen Organ und Gesellschaft, da diese vergleichbare wirtschaftliche Folgen wie ein Vergleich oder Verzicht hat.

3. Der Insolvenzverwalter, bzw. nach Abtretung der Zessionar kann von einem ehemaligen Vorstand nach §§ 666, 675 BGB Auskunft über Rechtsgrund und zugrundeliegenden Lebenssachverhalt sowie die Vorlage der dazu gehörenden Vereinbarungen, Rechnungen, Belege und Kontoauszüge verlangen.

4. Es geht der Anspruch auf Auskunft und Rechenschaftslegung analog § 401 BGB nur soweit über, als er erforderlich ist, Gegenstand und Betrag des Hauptanspruchs zu ermitteln. Steht bereits fest, dass der Gläubiger nichts fordern kann, geht entweder bereits der Informationsanspruch nicht mit über oder ist der Gläubiger jedenfalls nach Treu und Glauben gehindert, den Informations- und Rechenschaftsanspruch geltend zu machen.

 

Normenkette

BGB § 280 Abs. 1, § 823 Abs. 2, §§ 666, 675; AktG § 93 Abs. 2, 4; ZPO §§ 1029, 1032

 

Verfahrensgang

LG München II (Urteil vom 03.05.2016; Aktenzeichen 12 O 59/16)

 

Tenor

1. Auf die Berufung des Klägers wird das Urteil des LG München II vom 03.05.2016, Az. 12 O 59/16, aufgehoben.

Der Beklagte wird verurteilt, dem Kläger Auskunft zu erteilen über den Rechtsgrund einschließlich des zugrunde liegenden Lebenssachverhalts für folgende Barabhebungen von dem Konto der T. H. AG bei der R. bank O., mit der Kontonummer... (BLZ:..., IBAN:...):

1.1. EUR 12.257,00 durch den Beklagten am 18.2.2010

1.2. EUR 14.101,50 durch den Beklagten am 24.3.2010

1.3. EUR 4.105,50 durch Frau Karin G. am 24.3.2010

1.4. EUR 8.000,00 durch Frau Karin G. am 8.4.2010

1.5. EUR 14.101,50 durch den Beklagten am 23.4.2010

1.6. EUR 13.625,50 durch den Beklagten am 21.5.2010

1.7. EUR 13.625, 00 durch den Beklagten am 25.6.2010

1.8. EUR 10.880,50 durch den Beklagten am 25.6.2010

1.9. EUR 606,35 durch den Beklagten am 15.10.2010

1.10. EUR 379,33 durch den Beklagten am 15.11.2010.

Die Auskunft ist zu belegen durch die Vorlage entsprechender Vereinbarungen, Rechnungen, Belege und Kontoauszüge.

2. Der Beklagte wird verurteilt, dem Kläger Auskunft zu erteilen über den Rechtsgrund einschließlich des zugrundeliegenden Lebenssachverhalts für folgende Überweisungen von dem Konto der T. H. AG bei der R. bank O., mit der Kontonummer... (BLZ..., IBAN: DE...):

2.1. EUR 499,80 an Frau G. am 7.6.2010

2.2. EUR 1.507,73 an Frau G. am 11.3.2010

2.3. EUR 1.790,95 an RDA GmbH, K. am 30.3.2010

2.4. EUR 897,26 an Frau G. am 30.3.2010

2.5. EUR 1.366,12 an Frau G. am 21.4.2010

2.6. EUR 16.002,00 an Frau G. am 10.5.2010

2.7. EUR 3.385,55 und an Sch. RA am 12.5.2010

2.8. EUR 1.428,00 und Notar R. am 25.5.2010

2.9. EUR 1.003,77 und an ELG L. am 1.6.2010

2.10. EUR 1.904,00 an Frau G. am 1.6.2010

2.11. EUR 749,70 an Frau G. am 1.6.2010

2.12. EUR 2.320,50 an Frau G. am 18.6.2010

2.13. EUR 3.663,00 am Ma. B. am 25.6.2010

2.14. EUR 1.261,40 an M., I., am 1.7.2010

2.15. EUR 1.801,66 an Frau G. am 2.7.2010

2.16. EUR 474,81 an Frau G. am 8.7.2010

2.17. EUR 1.482,74 an Frau G. am 19.7.2010

2.18. EUR 1.939,99 an Frau G. am 23.7.2010

2.19. EUR 156,06 an Notar R. am 26.7.2010

2.20. EUR 156,06 an Notar R. am 26.7.2010

2.21. EUR 1.341,13 an Frau G. am 4.8.2010

2.22. EUR 21.043,19 anderen Herrn D., E. am 9.8.2010

2.23. EUR 1.608,00 an Labor Dr. Gä. am 9.8.2010

2.24. EUR 180,00 an Frau G. am 23.8.2010

2.25. EUR 1.030,54 an Frau G., am 23.8.2010

2.26. EUR 1.071,00 an Delphin S. am 23.8.2010

2.27. EUR 51,54 an C. GmbH am 30.8.2010

2.28. EUR 1.340,00 an HV T. H. am 5.11.2010

2.29. EUR 1.600,00 an Frau G. am 11.11.2010

2.30. EUR 3.165,48 an S. am 12.11.2010

2.31. EUR 50,00 an Stadt B. T. am 21.1.2010

2.32. EUR 7.299,00 an S.+K. GmbH, am 21.1.2010

2.33. EUR 20.000,00 an Herrn Ernst D. am 21.1.2010

2.34. EUR 4.256,63 an St. GmbH am 10.10.2010

2.35. EUR 8.368,68 an K., R. am 18.7.2010

Die Auskunft ist zu belegen durch die Vorlage entsprechender Vereinbarungen, Rechnungen, Belege und Kontoauszüge.

3. Der Beklagte wird verurteilt, dem Kläger Auskunft zu erteilen über den Rechtsgrund einschließlich des zugrundeliegenden Lebenssachverhalts für folgende Überweisungen von dem Konto der T. H. AG bei der Sparkasse B. T., mit der Kontonummer... (BLZ:..., IBAN: DE...):

3.1. EUR 4.528,07 an Herrn E. D. am 12.7.2010

3.2. EUR 994,79 an Herrn E. D. am 30.8.2010

3.3. EUR 18.269,71 an Herrn E. D. am 18.10.2010

3.4. EUR 18.269,71 an Herrn E. D. am 21.10.2010

3.5. EUR 4.528,07 an Herrn E. D. am 21.10.2010

3.6. EU...

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