Kurzbeschreibung

Muster aus: zerb.1138 Die Vollmacht vor und nach dem Erbfall, 4. Aufl. 2023 (zerb verlag)

Muster 3.1: Aufforderung zur Auskunft- und Rechenschaftslegung

Per Boten

Frau _________________________

Auskunft und Rechenschaft über Verfügungen mit der Vollmacht Ihres Vaters _________________________

Ausweislich beigefügter Vollmacht zeige ich die Vertretung Ihres Bruders Herrn _________________________ an. In Ermangelung eines Testaments sind Sie – gemeinsam mit Ihrem Bruder – Erben nach Ihrem verwitweten Vater, der am _________________________ gestorben ist, geworden.

Der Erblasser hat Ihnen am _________________________ eine notarielle Vorsorgevollmacht über den Tod hinaus erteilt, die bereits von meinem Mandanten am _________________________ widerrufen worden ist.[110]

Namens und im Auftrag meines Mandanten fordere ich Sie auf,

1. Auskunft über das von Ihnen verwaltete Nachlassvermögen[111] durch Vorlage eines Bestandsverzeichnisses zum Stichtag _________________________[112] zu erteilen,
2. Rechenschaft über die von Ihnen während der Dauer der Bevollmächtigung getätigten Geschäfte abzulegen,
3. sämtliche Belege und Unterlagen, die Sie vom Erblasser im Zusammenhang mit Ihrer Bevollmächtigung erhalten haben, zu meinen Händen herauszugeben.[113]

In rechtlicher Hinsicht erlaube ich mir den Hinweis, dass Ihr Bruder, der gem. § 1922 BGB Rechtsnachfolger nach Ihrem Vater geworden ist, Ihnen gegenüber das Recht zur Auskunft und Rechenschaft aus den §§ 666, 259, 260 BGB ableiten kann.

Konkret haben Sie ein nach Aktiva und Passiva unterteiltes Vermögensverzeichnis und davon getrennt eine Aufstellung der von Ihnen vereinnahmten und verausgabten Geldmittel vorzulegen. Außerdem haben Sie sich über die Veräußerung weiterer Vermögensgegenstände zu erklären, wozu konkret der Pkw und die Kunstsammlung Ihres Vaters gehören.

Ihre Angaben müssen nach Maßgabe der einschlägigen Rechtsprechung vollständig, richtig, überprüfbar und übersichtlich sein. Belege sind vorzulegen, bzw. durch Sie nachträglich beizubringen.

Ich habe mir zur Erledigung eine Frist notiert auf den _________________________.

Sollten Sie bis dahin den Anspruch nicht erfüllt haben, werde ich ohne weitere Ankündigung Klage erheben. Dies vor allem vor dem Hintergrund, dass Sie einen entsprechenden Auskunftswunsch meines Mandanten prinzipiell abgelehnt haben.

Auch darf ich darauf hinweisen, dass Sie erforderlichenfalls die Richtigkeit und Vollständigkeit Ihrer Angaben eidesstattlich versichern müssen und die Abgabe einer falschen eidesstattlichen Versicherung strafbar ist.

Rechtsanwalt

[110] Der Widerruf wird meist zusammen mit dem Auskunftsanspruch erklärt, vgl. Formulierungsbeispiel in § 2 Rdn 43. Aus Gründen der Übersicht wird dies hier getrennt dargestellt.
[111] Wegen der umfassenden Vorsorgevollmacht ist hier der gesamte Nachlassbestand anzugeben. Bezieht sich die Vollmacht nur auf einen Teil des Vermögens, z.B. die Bankkonten, sind nur die dortigen Bestände anzugeben.
[112] Als Bemessungszeitpunkt ist hier der Tag zu wählen, an dem der Widerruf der Vollmacht wirksam wurde, ansonsten der Tag der Beendigung der Bevollmächtigung. Dauert die Bevollmächtigung an, ist ein aktuelles Bestandsverzeichnis zu fordern.
[113] Bei Miterben besteht beim Herausgabeanspruch immer das Problem der gemeinschaftlichen Verwaltung, vgl. § 2039 BGB.

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