Rz. 24

In bestimmten Fällen ist keine Dienstbarkeit entstanden. Diese Fälle berücksichtigt § 9 Abs. 2 GBBerG. Denn die Bestellung von Dienstbarkeiten ist nur notwendig, soweit Leitungsrechte nicht durch allgemeines Bundesrecht abgesichert sind. Ergibt sich schon aus Gesetz oder Rechtsverordnung eine Pflicht des Grundstückseigentümers zur Duldung der Grundstücksnutzung, ist daneben eine Dienstbarkeit überflüssig, ja sogar unzulässig.

Daher bestimmt § 9 Abs. 2 GBBerG, dass in den Geltungsbereichen der Verordnungen über die Allgemeinen Bedingungen der Elektrizitäts-, Gas- und Fernwärmeversorgung[22] keine Dienstbarkeit entstanden ist, weil hier der Grundstückseigentümer schon aus den Verordnungen heraus zur Duldung der Anlagen verpflichtet ist.[23] Diese allgemeinen Bedingungen gelten im vertraglichen Verhältnis zwischen dem Versorgungsunternehmen und seinen Tarifkunden. Auch bei Leitungen über oder in öffentlichen Verkehrsflächen und Grundstücken ist eine Sicherung entbehrlich.[24]

 

Rz. 25

Ändern sich nach 25.12.1993 die Verhältnisse an dem belasteten Grundstück dergestalt, dass nachträglich ein Grund des § 9 Abs. 2 GBBerG vorliegt, bleibt die kraft Gesetzes entstandene Dienstbarkeit trotzdem bestehen (§ 5 SachenR-DV).[25] Ebenso entsteht nach dem 25.12.1993 nicht kraft Gesetzes eine Dienstbarkeit, wenn nachträglich die Ausschlussgründe des § 9 Abs. 2 wegfallen. In diesem Fall muss die Dienstbarkeit rechtsgeschäftlich bestellt werden.

[22] BGH NJW-RR 2006, 917 = Rpfleger 2006, 315; jeweils bis 7.11.2006 geltend: VO über Allgemeine Bedingungen für die Elektrizitätsversorgung v. 21.6.1979 (BGBl I 1979, 684); VO über Allgemeine Bedingungen für die Gasversorgung v. 21.6.1979 (BGBl 1979, 676); VO über Allgemeine Bedingungen für die Versorgung mit Fernwärme v. 20.6.1980 (BGB. I 1980, 742); seit 8.11.2006 geltend: VO über Allgemeine Bedingungen für die Grundversorgung von Haushaltskunden und die Ersatzversorgung mit Elektrizität aus dem Niederspannungsnetz – Stromgrundversorgungsverordnung v. 22.10.2014 (FNA-752–6–8); VO über Allgemeine Bedingungen für die Grundversorgung von Haushaltskunden und die Ersatzversorgung mit Gas aus dem Niederdrucknetz – Gasgrundversorgungsverordnung v. 22.10.2014 (FNA-752–6–9); VO über Allgemeine Bedingungen für den Netzanschluss und dessen Nutzung für die Elektrizitätsversorgung in Niederspannung – Niederspannungsanschlussverordnung v. 1.11.2006 (BGBl I 2006, 2477); VO über Allgemeine Bedingungen für den Netzanschluss und dessen Nutzung für die Gasversorgung in Niederdruck – Niederdruckanschlussverordnung v. 11.11.2006 (FNA 752–6–7).
[23] Die Grundsätze der Verkehrssicherungspflicht gebieten es auch, bei Baumaßnahmen das Grundstück auf mögliche Leitungen hin zu untersuchen; vgl. BGH NJW, 1971, 1313; BGH VersR 1983, 152; BGH VersR 1985, 1147; OLG Köln NJW-RR 1992, 983; OLG Naumburg NJW-RR 1994, 784; Palandt/Sprau, BGB, § 823 Rn 77.
[24] BR-Drucks 862/93, 223; BT-Drucks 12/6228; zu Schienenwegen als öffentliche Verkehrsflächen OVG Sachsen NJ 2008, 187.
[25] BGH NotBZ 2004, 307 = VIZ 2004, 328.

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