Rz. 186

Berechtigte können natürliche und juristische Personen sowie Gesellschaften ohne Rechtspersönlichkeit (GbR, oHG, KG) sein.[716] Der Nießbrauch kann nicht als subjektiv-dingliches Recht für den jeweiligen Eigentümer eines Grundstücks bestellt werden. Bei einer Mehrzahl von Personen ist eine Berechtigung nach Bruchteilen[717] möglich oder eine Gesamtberechtigung entsprechend § 428 BGB.[718] Gesamthandsberechtigung nach § 432 BGB wird nicht für zulässig erachtet.[719] Eine Nießbrauchsbestellung für minderjährige Kinder durch die Eltern als Eigentümer des Grundstücks begegnet vor allem familienrechtlich Schwierigkeiten (§§ 1626, 1629, 1824 Abs. 2, 181 BGB);[720] sie kann auch steuerrechtlich zweifelhaft sein.[721] Durch die Begründung des gesetzlichen Begleitschuldverhältnisses beinhaltet die Nießbrauchsbestellung regelmäßig keinen rechtlichen Vorteil i.S.d. § 107 BGB.[722]

 

Rz. 187

Ein Eigentümernießbrauch ist zulässig.[723] Insbesondere sprechen praktische Gründe, etwa bei bevorstehender Veräußerung oder Übergabe an Kinder, für die Zulassung.[724] Allgemein ist das Eigentümerrecht bei beschränkten dinglichen Rechten zulässig, wenn ein besonders schutzwürdiges Interesse besteht. Ohne weiteres zulässig ist ein Nießbrauch am ganzen Grundstück für einen Miteigentümer.[725]

[716] RGZ 155, 85; BGHZ 50, 310.
[717] RG DR 44 774.
[718] BGHZ 46, 255; BGH Rpfleger 1980, 464; KG JW 1933, 402; OLG Hamm DNotZ 1979, 366 ff.; Rpfleger 1980, 21; OLG Frankfurt a.M. MittBayNot 2012, 386.
[719] OLG München DNotZ 2010, 120.
[720] LG Kaiserslautern MittBayNot 1977, 8; a.A. LG Augsburg MittBayNot 1977, 181.
[721] FG Baden-Württemberg EFG 1976, 87.
[722] BGHZ 161, 170 DNotZ 2005, 549 = Rpfleger 2005, 189; eingehend Staudinger/Chr. Heinze, BGB, Vor § 1030 Rn 28 ff.
[723] BGHZ 190, 267 = DNotZ 2012, 137; grundlegend bereits Harder, DNotZ 1970, 267 ff.
[724] Staudinger/Chr. Heinze, BGB, § 1030 Rn 30 m.w.N.; a.A. OLG Düsseldorf NJW 1961, 561; teilw. zust. Soergel/Siebert, BGB, § 1030 Rn 3; LG Stade NJW 1968, 1678; Herder, NJW 1969, 278; DNotZ 1970, 267; wie hier Demharter, GBO, Anh. 34 § 44, Rn 39, 40.
[725] OLG Frankfurt a.M. Rpfleger 1994, 205.

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