Der BGH und mit ihm die herrschende Meinung ging bis 2023 davon aus, dass aufgrund der Rechtsfähigkeit der GbR die §§ 128, 129 HGB, die die Haftung in der OHG regeln, bei der GbR analog anzuwenden sind.[34] Die GbR wurde durch einen im Namen der GbR abgeschlossenen Vertrag selbst verpflichtet. Daneben haftete jeder Gesellschafter gemäß § 128 HGB analog akzessorisch für die vertraglichen und gesetzlichen Verbindlichkeiten der GbR und gemäß § 130 HGB analog auch für Altverbindlichkeiten der GbR.[35]

Das Gesetz zur Modernisierung des Personengesellschaftsrechts übernimmt für die Haftung der Gesellschafter einer GbR die bisherige Rechtsprechung des BGH, nämlich das akzessorische Haftungsmodel der OHG. Also haften seit dem 1. Januar 2024 bei der GbR die Gesellschafter neben der GbR (§ 713 BGB) selbst für die Verbindlichkeiten der Gesellschaft (§ 721 BGB). In Ausnahmefällen soll es auch bei den vom BGH entwickelten Haftungsbeschränkungen bleiben können.[36]

Ein Gesellschafter, der in eine bestehende Gesellschaft eintritt, haftet nach § 721a BGB auch für die bereits bestehenden Verbindlichkeiten der Gesellschaft.

[34] BGH, Urteil v. 29.1.2001, II ZR 331/00, NJW 2001, 1056; Saenger, Gesellschaftsrecht, 2. Aufl. 2013, Rn. 183 ff.; Schäfer, Gesellschaftsrecht, 3. Aufl. 2013, S. 130.
[35] BGH, Urteil v. 7.4.2003, II ZR 56/02, NJW 2003, 1803; Schäfer, Gesellschaftsrecht, 3. Aufl. 2013, S. 130.
[36] BT-Drucks. 19/27635, 165; dazu: Bachmann, Das Gesetz zur Modernisierung des Personengesellschaftsrechts, NJW 2021, 3073 (3075); Koch, Gesellschaftsrecht, 12. Aufl., 2021, S. 77; Windbichler/Bachmann, Gesellschaftsrecht, 25. Aufl. 2024, § 9 Rn. 65 ff.

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Deutsches Anwalt Office Premium. Sie wollen mehr?

Anmelden und Beitrag in meinem Produkt lesen


Meistgelesene beiträge