Wenn der Justizminister von Baden-Württemberg in seiner Stellungnahme an die Landtagspräsidentin betont, dass das Thema Missbrauch "zumal vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen wie derzeit Gegenstand besonderer Lehrveranstaltungen aber auch des weiteren Referendarunterrichts sei", wird deutlich, dass die tatsächliche Dimension alltäglichen Missbrauchs und alltäglicher Gewalt überhaupt nicht im Bewusstsein der Entscheidungsträger ist. Es sind die einzelnen medial breit diskutierten Fälle wie der hier referierte Anlassfall im südbadischen Staufen, die zur politischen und öffentlichen Debatte führen, in der dann rasch nach einer Aufarbeitung des Skandals gerufen wird. Doch der alltägliche Missbrauch, die alltägliche Misshandlung ist der eigentliche Skandal der nicht wahrgenommen wird.[16]

Im Folgenden soll deshalb zunächst ein kurzer Überblick über die Dimension von Gewalt an Kindern in Deutschland gegeben werden, um dann notwendige zentrale Aus- und Fortbildungsinhalte anzusprechen und ihre Vermittlung teilweise auch aus ethischen Gründen zu problematisieren. Schließlich wird angeregt, einen inhaltlichen Anforderungskatalog zu erstellen, der Familienrichterinnen und Familienrichter auch in die Lage versetzt, unabhängig Kindesanhörungen durchzuführen, die Qualität von Gutachten und Gutachterempfehlungen einzuschätzen und Hinweise aus der Jugendhilfe zu berücksichtigen.

[16] Vgl. Fegert, Die Macht der Täter brechen, FAZ v. 5.3.2018, S. 6

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