Rainer Glockner ist am 16.7.2014 im Alter von 87 Jahren verstorben. Sein Name ist untrennbar mit dem Versorgungsausgleich verbunden. Er hat ihn gelebt wie kein anderer. Der Weg dorthin war nicht immer einfach. Mit 15 Jahren wurde Rainer Glockner als Luftwaffenhelfer in Ludwigshafen eingezogen. Nach seiner Zeit beim Reichsarbeitsdienst und der Wehrmacht folgte das Mathematikstudium an der Universität Karlsruhe und die Zulassung zum Rechtsbeistand für Sozialversicherungsrecht (Rentenberatung). Nach seiner Tätigkeit bei der versicherungsmathematischen Abteilung einer Versicherungsgesellschaft war er ab 1977 als Sachverständiger für den Versorgungsausgleich mit Leib und Seele tätig. In dieser Zeit standen unzählige Vorträge, Seminare und Beratungen für die deutsche Richterakademie, den Deutschen Anwaltverein und die betriebliche und gesetzliche Rentenversicherung im Mittelpunkt seines Schaffens. Außerdem befasste er sich mit dem Aufbau berufsständiger Versorgungseinrichtungen.

Als Gründer des Darmstädter Kreises, Mitglied der Versorgungsausgleichskommission des Deutschen Familiengerichtstags und der Wissenschaftlichen Vereinigung hat er zur Fortentwicklung des Versorgungsausgleichs mit vielerlei Anregungen und Diskussionen beigetragen. Seine Meinung wurde geschätzt und seine Bedenken gefürchtet, da sie in der Regel die Schwäche von gerichtlichen Entscheidungen oder Gesetzesentwürfen aufzeigten. Die richterliche und anwaltliche Praxis profitierten in vielen Vorträgen und Seminaren von seinem unerschöpflichen Fachwissen. Unvergesslich ist seine Präsenz am Flipchart während eines solchen Vortrags. Der trockene Versorgungsausgleich mutierte dann zu einer spannenden und mitreißenden Materie.

Rainer Glockner hatte immer ein offenes Ohr für jedermann und dessen Fragen zum Versorgungsausgleich. Er war offen für andere Meinungen und stellte sich der Diskussion. Diese Gespräche waren weiterführend und gewinnbringend. Mir persönlich werden die wöchentlichen Anrufe fehlen, in denen er "kurz mal" ein neues, gerade aufgetauchtes Problem im Versorgungsausgleich diskutieren wollte – egal, ob dafür gerade Zeit war oder nicht. Er war ein überragender Versorgungsausgleichsrechtler und forderte in diesen Gesprächen viel von sich und anderen. Erst wenn der Gedankengang von allen Seiten abgewogen und gründlich hinterfragt war, wurde ein Ergebnis formuliert. Dieses hat er dann konsequent verfolgt und der Öffentlichkeit präsentiert. Seine Offenheit für die Meinung anderer Personen machten ihn umso souveräner. Es ist Rainer Glockner zu verdanken, dass mit Gründung des Darmstädter Kreises sich ein Forum aus Versorgungsträgern, Rentenberatern, Richtern und Rechtsanwälten gebildet hat, in dem ein Gedankenaustausch über den Versorgungsausgleich fachübergreifend möglich ist.

In seinen Büchern, Kommentaren, Aufsätzen und Anmerkungen hat er den Versorgungsausgleich in den letzten 35 Jahren geprägt wie kein anderer. Seine Gutachten für Gerichte und Rechtsanwälte waren treffsicher, kurz und häufig streitentscheidend. Es ist sein Verdienst, dass der Versorgungsausgleich auch in deutschen Gerichtssälen transparenter wurde.

Rainer Glockner hatte aber auch eine private Seite außerhalb des Versorgungsausgleichs, geprägt durch seine Familie, gemeinsames Skilaufen und Golf spielen. Er liebte es, in der Welt exotische Gewürze einzukaufen und damit zu kochen. Als Bach-Liebhaber und Krimi-Fan konnte er sich zurückziehen und entspannen.

Wer die Gelegenheit hatte, mit ihm gemeinsame Abende zu verbringen, wurde von seiner Vitalität und guten Laune angesteckt. Man musste allerdings sowohl beim Doppelkopfspielen wie auch beim fußballerischen Fachsimpeln darauf gefasst sein, mit einer Frage zur doppelten Dynamik bei der Berechnung einer bestimmten Versorgung konfrontiert zu werden. Diese Begegnungen werden uns allen fehlen, die ihn persönlich kannten, schätzten und wie ich vieles zu verdanken haben.

Praxis und Lehre haben in ihm einen wertvollen Ratgeber verloren. Die Erinnerung an ihn und was er uns mitgegeben hat werden wir allerdings behalten.

Autor: Klaus Weil

Klaus Weil, Marburg

FF 10/2014, S. 409

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