Der Rechtsanwalt kann beantragen, seine Beiordnung aufzuheben, wenn hierfür wichtige Gründe vorliegen (§ 48 Abs. 2 BRAO). Hier sind jedoch strenge Maßstäbe anzulegen.[90] Derartige Gründe wären nur bei einer nachhaltigen und tiefgreifenden Störung des Vertrauensverhältnisses zwischen Mandant und Anwalt gegeben.[91] Es muss eine unbehebbare Störung des Vertrauensverhältnisses vorliegen,[92] die dazu führt, dass die Zusammenarbeit im Rahmen des Mandatsverhältnisses in keiner Weise mehr gewährleistet ist.[93] Nicht ausreichend sind daher Schwierigkeiten der Kontaktaufnahme zum Mandanten[94] oder auch das alleinige Interesse des Anwalts, von den Lästigkeiten des Verfahrenskostenhilfe-Nachsorgeverfahrens verschont zu werden.

Als ausreichender Grund wird jedoch die Kündigung des Mandats bzw. die Entziehung der Vollmacht durch den Mandanten angesehen.[95]

[91] BGH, Beschl. v. 15.9.2010 – IV ZR 240/08, juris; BGH, Beschl. v. 31.10.1991 – XII ZR 212/90, NJW-RR 1992, 189 und v. 10.8.1998 – VI ZR 174/97, juris Rn 2; BVerwG, Beschl. v. 29.11.2010 – 6 B 59/10, 6 B 59/10 (6 PKH 15/10), juris; ausführlich Götsche, in: Horndasch-Viefhues, FamFG, 3. Aufl. 2014, § 78 Rn 17; Henssler, in: Henssler/Prütting, BRAO, 3. Aufl., § 48 Rn 19 f.; Feurich/Weyland/Vossebürger, BRAO, 7. Aufl., § 48 Rn 19.
[92] Solche Gründe für die Störung des Vertrauensverhältnisses werden erörtert im Zusammenhang mit der – hier nicht bedeutsamen – Frage, ob ein neuer Anwalt beigeordnet werden muss, soweit damit Mehrkosten für den Justizfiskus verbunden sind; vgl. Götsche, in: Horndasch/Viefhues, FamFG, 2014, § 78 Rn 18; Zimmermann, in: Keidel, FamFG, 2014, § 78 Rn 28 m.w.N.; OLG Hamm FamRZ 2013, 393; OLG Celle OLGR Celle 2007, 579; OLG Karlsruhe FamRZ 2007, 645.
[93] OLG Zweibrücken NJW 1988, 570.
[94] OLG Hamm, Beschl. v. 14.11.2011 – II-8 WF 256/11, 8 WF 256/11, juris; OLG Brandenburg v. 8.10.2008 – 9 WF 247/08, FamRZ 2009, 898; Zöller/Geimer, ZPO, 2014, § 121 Rn 33; a.A. LAG Köln NJW-Spezial 2014, 191. Im Übrigen würde die Mitteilung, keinen Kontakt mehr zum Mandanten zu haben, regelmäßig eine Entziehung wegen unterlassener Mitteilung eines Wohnsitzwechsels nach sich ziehen.
[95] OLG Rostock v. 7.5.2003 – 10 WF 61/03, FamRZ 2003, 1938; OLG Bamberg v. 21.6.1989 – 2 WF 139/89, JurBüro 1989, 1589; Götsche, in: Horndasch/Viefhues, FamFG, 2014, § 78 Rn 15; Thomas-Putzo/Seiler, 2013, § 121 Rn 3; Zöller/Geimer, ZPO, 2014, § 121 Rn 34.

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