Eine Ehe gleichgeschlechtlicher Paare und damit auch ein Statuswechsel zur Ehe eröffnen nach derzeitiger Rechtslage[99] keine Mitelternschaft.[100] Sogar bei einer konsentierten Elternschaft, insbesondere der Kinderwunscherfüllung eines lesbischen Paares mittels einer Samenspende oder einer Eizellenspende der Partnerin, wird die Partnerin der gebärenden Frau nicht Mitelternteil entsprechend der Situation des Vaters bei verschiedengeschlechtlichen Paaren. Im Adoptionsrecht besteht bereits durch das Institut der Ehe für alle die Möglichkeit der gemeinsamen Adoption durch gleichgeschlechtliche Ehegatten (§ 1741 Abs. 2 S. 2 BGB). Die Umwandlung der Lebenspartnerschaft in eine Ehe führt allerdings nicht dazu, dass die frühere Adoption eines Kindes durch einen Lebenspartner als gemeinschaftliche Annahme gilt. Der Ehegatte muss, wenn eine gemeinsame Elternschaft gewünscht wird, sein (Adoptions-)Stiefkind auch selbst noch adoptieren (§§ 1741 Abs. 2 S. 3, 1742 BGB).[101] Anders ist dies, wenn Lebenspartner einen Adoptionsantrag gemeinsam stellen, ihre Lebenspartnerschaft in eine Ehe umwandeln und dann die Adoption des Kindes ausgesprochen wird. Gleiches gilt, wenn zwei Adoptionsanträge für eine Sukzessivadoption beim Familiengericht vorliegen und dieses bisher keine Entscheidung getroffen hat. Es handelt sich jedoch nur um ein zeitlich befristetes Problem, da sich diese Fälle kurzfristig erledigen dürften. Es gibt nämlich nach Zulassung der gemeinsamen Adoption durch gleichgeschlechtliche Ehegatten keinen verfassungsrechtlich überzeugenden Grund mehr, die gemeinsame Adoption durch Lebenspartner zu verbieten.[102]

[99] Zu Reformansätzen siehe nur Löhnig, ZRP 2017, 205; Ernst, NZFam 2018, 443, 446.
[100] BGH, Beschl. v. 10.10.2018 – XII ZB 231/18, FamRZ 2018, 1919 = NJW 2019, 153; KG, Beschl. v. 9.2.2018 – 3 UF 146/17, FamRZ 2018, 1925; Palandt/Brudermüller, BGB, 78. Aufl. 2019, § 1592 Rn 3; Erman/Kaiser, BGB, 15. Aufl. 2017, § 20a LPartG Rn 13; Kaiser, FamRZ 2017, 1889, 1895 f.; von der Tann, in: Scholz/Kleffmann/Doering-Striening, Praxishandbuch Familienrecht, 34. EL, April 2018, Teil N, Rn 141e; DNotI-Report 2018, 19 f., o.A. Löhnig, NZFam 2017, 643; Engelhardt, NZFam 2017, 1042, 1047; Binder/Kiehnle, NZFam 2017, 742, 743; Zschiebsch, notar 2017, 363. Vgl. Grziwotz, notar 2017, 163.
[101] Ebenso Knopp, NJW-Spezial 2017, 580. Zur Adoption durch die Partnerin der Mutter bei verweigerter Samenspenderangabe siehe BGH, Beschl. v. 18.2.2015 – XII ZB 473/13, MDR 2015, 518 = FamRZ 2015, 828 = NJW 2015, 1820 u. OLG Bamberg, Beschl. v. 26.4.2017 – 2 UF 70/17, FamRZ 2017, 1236 = FamRB 2017, 302.
[102] A.A. wohl Kaiser FamRZ 2017, 1889, 1894. Zu Lebenspartnern als Mitvormündern siehe AG München, Beschl. v. 18.5.2016 – 551 F 7061/12 RE, FamRZ 2016, 2017 = FamRB 2017, 53.

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