Der Begriff der gleichgeschlechtlichen Ehe wurde im BGB nur in § 1309 Abs. 3 BGB a.F., der das Ehefähigkeitszeugnis betraf, verwendet.[10] Im Übrigen beschränkt sich die Ehe für alle auf die unsystematische Einführung von sechs Worten[11] in die Bestimmung über die Ehe auf Lebenszeit, die "von zwei Personen verschiedenen oder gleichen Geschlechts" geschlossen wird (§ 1353 Abs. 1 S. 1 BGB). Die nunmehrige Diskussion um die verfassungsrechtliche Zulässigkeit der gleichgeschlechtlichen Ehe wird gleichsam nachgeholt.[12] Eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts dürfte sich kaum der Macht des Faktischen entziehen können.[13]

In der Diskussion werden das 5:4-Urteil des Supreme Court der USA vom 26.6.2015 und die Begründung durch den Richter Anthony Kennedy sowie die Entscheidung des österreichischen Verfassungsgerichtshofs[14] zur Zulassung der Ehe auch für gleichgeschlechtliche Paare häufig zitiert. Die Beziehung eines gleichgeschlechtlichen Paares fällt zwar unter den Begriff des "Privat- und Familienlebens" i.S.v. Art. 8 EMRK,[15] deshalb muss ihre Partnerschaft auch rechtlich anerkannt werden.[16] Eine Beschränkung gleichgeschlechtlicher Paare auf eine eingetragene Lebenspartnerschaft verstößt jedoch nicht gegen die EMRK. Art. 8 EMRK verpflichtet nicht dazu, gleichgeschlechtlichen Paaren die Eheschließung zu ermöglichen.[17]

[10] BT-Drucks 18/6665, 9 u. kurz dazu Schneider, MDR 2017, 1213. Wieder abgeschafft durch Art. 1 Nr. 2 EheRAnpG.
[11] Ebenso Ch. Schmidt, NJW 2017, 2225.
[12] Verneinend Haydn-Quindeau, NVwZ 2018, 206 f.; Ipsen, NVwZ 2017, 1096, 1098; bejahend Bäumerich, DVBl. 2017, 1457, 1461; Blome, NVwZ 2017, 1658, 1661; St. Meyer, FamRZ 2017, 1281, 1283; Wasmuth, NJ 2017, 353, 359. Zur früheren Diskussion siehe nur Erbarth, NZFam 2016, 536 ff.
[13] Ähnlich Degenhart, in: Publicus, 10/2017. Vgl. auch Schmidt, NJW 2017, 2225, 2226 u. Wasmuth, NJ 2017, 353, 359.
[14] Österr. VfGH, Urt. v. 4.12.2017 – G 258 – 259/2017-9, FamRZ 2018, 191; siehe dazu Hecker, NVwZ 2018, 621 ff.
[15] Siehe nur EGMR, Urt. v. 23.2.2016 – 68453/13, NVwZ-RR 2017, 938; siehe ferner Czech, EF-Z 2016, 181, 184 u. Uerpmann-Wittzack, FamRZ 2016, 1897 f.
[16] EGMR, Urt. v. 21.7.2015 – 18766/11, FamRZ 2015, 1785 = DÖV 2015, 891 (LS).
[17] EGMR, Urt. v. 16.7.2014 – 37359/09, NJW 2015, 3703; EGMR, Entsch. v. 9.6.2016 – 40183/07, FamRZ 2016, 1341; vgl. auch zum umgekehrten Fall des Ausschlusses verschiedengeschlechtlicher Paare von der eingetragenen Partnerschaft EGMR, Urt. v. 26.10.2017 – 28475/12, FamRZ 2017, 2030 = NZFam 2018, 15. Siehe noch OLG Zweibrücken, Beschl. v. 28.11.2016 – 3 W 115/16, FamRZ 2017, 601.

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