Entscheidungsstichwort (Thema)

Vorlage zur Vorabentscheidung. Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung. Begriff ‚Benutzung eines Fahrzeugs’. Unfall, der sich in einem landwirtschaftlichen Betrieb ereignet hat. Durch einen im Stillstand befindlichen landwirtschaftlichen Traktor, dessen Motor lief, um eine Pumpe zur Verteilung eines Pflanzenschutzmittels zu betreiben, verursachter Unfall

 

Normenkette

Richtlinie 72/166/EWG Art. 3 Abs. 1

 

Beteiligte

Rodrigues de Andrade

Isabel Maria Pinheiro Vieira Rodrigues de Andrade

Fausto da Silva Rodrigues de Andrade

Crédito Agrícola Seguros – Companhia de Seguros de Ramos Reais SA

José Manuel Proença Salvador

Jorge Oliveira Pinto

 

Tenor

Art. 3 Abs. 1 der Richtlinie 72/166/EWG des Rates vom 24. April 1972 betreffend die Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten bezüglich der Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung und der Kontrolle der entsprechenden Versicherungspflicht ist dahin auszulegen, dass eine Situation, in der ein landwirtschaftlicher Traktor an einem Unfall beteiligt ist, seine Hauptfunktion im Zeitpunkt des Eintritts dieses Unfalls jedoch nicht darin bestand, als Transportmittel zu dienen, sondern vielmehr darin, als Arbeitsmaschine die für den Betrieb einer Pumpe einer Spritzvorrichtung für Pflanzenschutzmittel erforderliche Antriebskraft zu erzeugen, nicht von dem Begriff „Benutzung eines Fahrzeugs” im Sinne dieser Vorschrift umfasst ist.

 

Tatbestand

In der Rechtssache

betreffend ein Vorabentscheidungsersuchen nach Art. 267 AEUV, eingereicht vom Tribunal da Relação de Guimarães (Berufungsgericht Guimarães, Portugal) mit Entscheidung vom 23. Juni 2016, beim Gerichtshof eingegangen am 3. Oktober 2016, in dem Verfahren

Isabel Maria Pinheiro Vieira Rodrigues de Andrade,

Fausto da Silva Rodrigues de Andrade

gegen

José Manuel Proença Salvador,

Crédito Agrícola Seguros – Companhia de Seguros de Ramos Reais SA,

Jorge Oliveira Pinto

erlässt

DER GERICHTSHOF (Große Kammer)

unter Mitwirkung des Präsidenten K. Lenaerts, des Vizepräsidenten A. Tizzano, der Kammerpräsidenten M. Ilešič, L. Bay Larsen, T. von Danwitz, C. G. Fernlund und C. Vajda, der Richter J.-C. Bonichot und A. Arabadjiev (Berichterstatter), der Richterin C. Toader, der Richter M. Safjan und D. Šváby sowie der Richterin A. Prechal,

Generalanwalt: Y. Bot,

Kanzler: A. Calot Escobar,

aufgrund des schriftlichen Verfahrens,

unter Berücksichtigung der Erklärungen

  • von Frau Pinheiro Vieira Rodrigues de Andrade und Herrn da Silva Rodrigues de Andrade, vertreten durch L. Ferreira, advogado,
  • der portugiesischen Regierung, vertreten durch L. Inez Fernandes, M. Figueiredo und S. Jaulino als Bevollmächtigte,
  • der estnischen Regierung, vertreten durch N. Grünberg als Bevollmächtigte,
  • von Irland, vertreten durch L. Williams, G. Hodge, M. Browne und A. Joyce als Bevollmächtigte im Beistand von C. Toland, SC, G. Gibbons, BL, und J. Buttimore, BL,
  • der spanischen Regierung, vertreten durch V. Ester Casas als Bevollmächtigte,
  • der lettischen Regierung, vertreten durch I. Kucina und G. Bambane als Bevollmächtigte,
  • der Regierung des Vereinigten Königreichs, vertreten durch G. Brown als Bevollmächtigte im Beistand von A. Bates, Barrister,
  • der Europäischen Kommission, vertreten durch M. França und K.-P. Wojcik als Bevollmächtigte,

aufgrund des nach Anhörung des Generalanwalts ergangenen Beschlusses, ohne Schlussanträge über die Rechtssache zu entscheiden,

folgendes

Urteil

 

Entscheidungsgründe

Rz. 1

Das Vorabentscheidungsersuchen betrifft die Auslegung von Art. 3 Abs. 1 der Richtlinie 72/166/EWG des Rates vom 24. April 1972 betreffend die Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten bezüglich der Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung und der Kontrolle der entsprechenden Versicherungspflicht (ABl. 1972, L 103, S. 1, im Folgenden: Erste Richtlinie).

Rz. 2

Dieses Ersuchen ergeht im Rahmen eines Rechtsstreits zwischen Frau Isabel Maria Pinheiro Vieira Rodrigues de Andrade und Herrn Fausto da Silva Rodrigues de Andrade (im Folgenden gemeinsam: Eheleute Rodrigues de Andrade) auf der einen Seite und Herrn José Manuel Proença Salvador, der Crédito Agrícola Seguros – Companhia de Seguros de Ramos Reais SA (vormals Rural Seguros – Companhia de Seguros SA, im Folgenden: CA Seguros) und Herrn Jorge Oliveira Pinto auf der anderen Seite wegen der Verurteilung der Eheleute Rodrigues de Andrade, Ersatz für den Schaden zu leisten, den Herr Proença Salvador aufgrund des Todes seiner Ehefrau infolge eines in dem landwirtschaftlichen Betrieb, in dem sie beschäftigt war, eingetretenen Unfalls mit einem landwirtschaftlichen Traktor erlitten hat.

Rechtlicher Rahmen

Rz. 3

Die Richtlinie 2009/103/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 16. September 2009 über die Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung und die Kontrolle der entsprechenden Versicherungspflicht (ABl. 2009, L 263, S. 11) hat u. a. die Erste Richtlinie aufgehoben. Angesichts des für den Sachverhalt des Ausgangsverfahrens maßgeblichen Zeitpunkts unterliegt dieses gleichwohl der Ersten Richtlinie.

Rz. 4

A...

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