Entscheidungsstichwort (Thema)

Richtlinie 2003/88/EG. Arbeitszeitgestaltung. Anspruch auf bezahlten Jahresurlaub. Krankheitsurlaub. Jahresurlaub, der mit einer Fehlzeit wegen Krankheit zusammenfällt. Recht auf Inanspruchnahme des bezahlten Jahresurlaubs zu einer anderen Zeit

 

Beteiligte

ANGED

Asociación Nacional de Grandes Empresas de Distribución (ANGED)

Federación de Asociaciones Sindicales (FASGA)

Federación de Trabajadores Independientes de Comercio (Fetico)

Federación Estatal de Trabajadores de Comercio, Hostelería, Turismo y Juego de UGT

Federación de Comercio, Hostelería y Turismo de CC.OO

 

Tenor

Art. 7 Abs. 1 der Richtlinie 2003/88/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 4. November 2003 über bestimmte Aspekte der Arbeitszeitgestaltung ist dahin gehend auszulegen, dass er nationalen Rechtsvorschriften entgegensteht, die vorsehen, dass ein Arbeitnehmer, der während des bezahlten Jahresurlaubs arbeitsunfähig wird, nicht berechtigt ist, den Jahresurlaub, der mit der Arbeitsunfähigkeit zusammenfällt, später in Anspruch zu nehmen.

 

Tatbestand

In der Rechtssache

betreffend ein Vorabentscheidungsersuchen nach Art. 267 AEUV, eingereicht vom Tribunal Supremo (Spanien) mit Entscheidung vom 26. Januar 2011, beim Gerichtshof eingegangen am 22. Februar 2011, in dem Verfahren

Asociación Nacional de Grandes Empresas de Distribución (ANGED)

gegen

Federación de Asociaciones Sindicales (FASGA),

Federación de Trabajadores Independientes de Comercio (Fetico),

Federación Estatal de Trabajadores de Comercio, Hostelería, Turismo y Juego de UGT,

Federación de Comercio, Hostelería y Turismo de CC.OO.

erlässt

DER GERICHTSHOF (Fünfte Kammer)

unter Mitwirkung des Kammerpräsidenten M. Safjan sowie der Richter M. Ilešič und E. Levits (Berichterstatter),

Generalanwältin: V. Trstenjak,

Kanzler: M. Ferreira, Hauptverwaltungsrätin,

aufgrund des schriftlichen Verfahrens und auf die mündliche Verhandlung vom 29. März 2012,

unter Berücksichtigung der Erklärungen

  • der Federación de Asociaciones Sindicales (FASGA), vertreten durch J. Caballero Ramos, abogado,
  • der Federación Estatal de Trabajadores de Comercio, Hostelería, Turismo y Juego de UGT, vertreten durch J. Jiménez de Eugenio, abogado,
  • der Federación de Comercio, Hostelería y Turismo de CC.OO., vertreten durch A. Martín Aguado und J. Jiménez de Eugenio, abogados,
  • der spanischen Regierung, vertreten durch A. Rubio González als Bevollmächtigten,
  • der italienischen Regierung, vertreten durch G. Palmieri als Bevollmächtigte im Beistand von G. Palatiello, avvocato dello Stato,
  • der Europäischen Kommission, vertreten durch S. Pardo Quintillán und M. van Beek als Bevollmächtigte,

aufgrund des nach Anhörung der Generalanwältin ergangenen Beschlusses, ohne Schlussanträge über die Rechtssache zu entscheiden,

folgendes

Urteil

 

Entscheidungsgründe

Rz. 1

Das Vorabentscheidungsersuchen betrifft die Auslegung von Art. 7 Abs. 1 der Richtlinie 2003/88/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 4. November 2003 über bestimmte Aspekte der Arbeitszeitgestaltung (ABl. L 299, S. 9, im Folgenden: Richtlinie 2003/88).

Rz. 2

Dieses Ersuchen ergeht im Rahmen eines Rechtsstreits zwischen der Asociación Nacional de Grandes Empresas de Distribución (ANGED) und den die Arbeitnehmer vertretenden Gewerkschaften Federación de Asociaciones Sindicales (FASGA), Federación de Trabajadores Independientes de Comercio (Fetico), Federación Estatal de Trabajadores de Comercio, Hostelería, Turismo y Juego de UGT und Federación de Comercio, Hostelería y Turismo de CC.OO. (im Folgenden: FASGA u. a.) wegen Kollektivklagen dieser Gewerkschaften auf Anerkennung des Rechts bestimmter Arbeitnehmer, ihren bezahlten Jahresurlaub auch dann in Anspruch zu nehmen, wenn er mit Fehlzeiten wegen vorübergehender Arbeitsunfähigkeit zusammenfällt.

Rechtlicher Rahmen

Unionsrecht

Rz. 3

Art. 1 („Gegenstand und Anwendungsbereich”) der Richtlinie 2003/88 bestimmt:

„(1) Diese Richtlinie enthält Mindestvorschriften für Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeitszeitgestaltung.

(2) Gegenstand dieser Richtlinie sind

a) … der Mindestjahresurlaub …

…”

Rz. 4

Art. 7 („Jahresurlaub”) dieser Richtlinie bestimmt:

„(1) Die Mitgliedstaaten treffen die erforderlichen Maßnahmen, damit jeder Arbeitnehmer einen bezahlten Mindestjahresurlaub von vier Wochen nach Maßgabe der Bedingungen für die Inanspruchnahme und die Gewährung erhält, die in den einzelstaatlichen Rechtsvorschriften und/oder nach den einzelstaatlichen Gepflogenheiten vorgesehen sind.

(2) Der bezahlte Mindestjahresurlaub darf außer bei Beendigung des Arbeitsverhältnisses nicht durch eine finanzielle Vergütung ersetzt werden.”

Rz. 5

Nach Art. 17 der Richtlinie 2003/88 können die Mitgliedstaaten von bestimmten Vorschriften dieser Richtlinie abweichen. Von ihrem Art. 7 ist keine Abweichung zulässig.

Nationales Recht

Rz. 6

Das Real Decreto Legislativo 1/1995 zur Billigung der Neufassung des Gesetzes über das Arbeitnehmerstatut (Real Decreto Legislativo 1/1995, por el que se aprueba el texto refundido de la Ley del Estatuto de ...

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