Dickhuth-Harrach, Handbuch der Erbfolgegestaltung – mit Musterformulierungen. Von Hans-Jürgen von Dickhuth-Harrach. 1. Aufl. 2011. Carl Heymanns Verlag, Köln. XXXVII, 1510 S. 138,00 EUR

Das Werk richtet sich an Notare und Fachanwälte für Erbrecht. Es ist entstanden aus der fast zwei Jahrzehnte dauernden erbrechtlichen Vortragstätigkeit des Autors, der als Notar in Köln tätig ist. Grundlage des Buches sind fortlaufend aktualisierte Lehrgangsmanuskripte für die Aus- und Fortbildung u. a. angehender Anwaltsnotare, Fachanwälte für Erbrecht und von Notaren und Notarassessoren.

Dies spiegelt sich in der hervorragenden didaktischen Aufbereitung des Werkes wider: Dem Autor ist es gelungen, in verständlicher Sprache die oft schwierigen Sachverhalte prägnant darzustellen durch – optisch hervorgehobene – Beispiele, Checkliste, Tabellen und anschauliche Grafiken und Übersichten.

Das Handbuch ist in zwölf Teile gegliedert. Teil 1 befasst sich mit den Grundlagen der erbrechtlichen Gestaltung, insbesondere den Zielsetzungen der Beteiligten, der Frage, ob und inwieweit im Einzelfall eine lebzeitige Übertragung sinnvoll ist, der Vererblichkeit und Erbfähigkeit sowie der gesetzlichen Erbfolge als Ausgangspunkt der Nachfolgeplanung. Von hohem praktischen Nutzen sind sog. Basis-Checklisten, die zur Vorbereitung und Gestaltung einer Verfügung von Todes wegen dienen und sich in ihrer Reihenfolge am Gang der praktischen Bearbeitung orientieren. Sie dienen als Einstiegshilfe und geben einen großen Überblick, während sich detaillierte Checklisten in den jeweiligen Einzelabschnitten des Buches finden.

Die weiteren Teile behandeln Sachverhalte mit Auslandsberührung, Steuerfolgen der Gestaltung, das Verfahren der Gestaltung im Einzelnen, Anordnungen bezüglich der Erbfolge und sonstigen Anordnungen, das Testament, den Erbvertrag und seine Bindungswirkung, flankierende lebzeitige Gestaltungsinstrumente, allgemeine und pflichtteilsrechtliche Gestaltungsgrenzen, die Gestaltung im Unternehmensbereich sowie letztlich einzelnen Fallgruppen mit Gestaltungsbeispielen.

Sehr gut gelungen ist beispielsweise die Bearbeitung des "Auslandsteils". Der Autor erläutert zunächst die Grundbegriffe und Grundregeln des internationalen Privatrechts, die er mit hilfreichen Grafiken einprägsam darstellt und mittels einer Checkliste zusammenfasst. Positiv hervorzuheben ist eine sich anschließende Länderübersicht als Anknüpfungspunkt für die Rechtsnachfolge von Todes wegen, gegliedert in unbewegliches und bewegliches Vermögen. Die angeschlossenen "IPR-Gestaltungshinweise" behandeln die beurkundungsrechtlichen Besonderheiten und die Formfragen, einschließlich der Zulässigkeit der erbrechtlich bindenden Gestaltungsmittel.

Aus anwaltlicher Sicht ist der Teil "Fallgruppen mit Gestaltungsbeispielen" von großem Wert. Denn hier gibt der Autor für typische Sachverhaltskonstellationen Gestaltungsempfehlungen, die die tägliche Arbeit des Beraters erheblich erleichtern und sein Haftungsrisiko deutlich minimieren. So erläutert der Autor für den Fall "Geschiedene mit Kindern", bei der vermieden werden soll, dass das Vermögen ganz oder teilweise über das gemeinsame Kind an den geschiedenen Ehepartner, dessen Verwandte oder dessen neuen Ehepartner abwandert, die Vor- und Nachteile der Vorerbschaftslösung, der Vermächtnislösung und einer Kombination aus beiden Instrumenten. Der Nutzer erhält also einen Überblick über den rechtlichen Rahmen und ist in der Lage, konkrete Gestaltungsempfehlungen im Einzelfall auf rechtlich sicherem Terrain zu geben.

Das Werk ist auf dem Gesetzesstand von März 2010, enthält also das Erbschaftssteuerreformgesetz 2009 mit der Nachbesserung durch das Wachstumsbeschleunigungsgesetz 2010 sowie die Erbrechtsreform 2010 und die Neuordnung der freiwilligen Gerichtsbarkeit durch das FamFG 2009 mitsamt der Reform des Zugewinnausgleichs- und Unterhaltsrechts. In diesem Zusammenhang fällt negativ auf, dass das Buch gleichwohl keine Ausführungen zum zentralen Testamentsregister beinhaltet, welches mit dem Gesetz zur Modernisierung des Benachrichtigungswesens in Nachlasssachen eingeführt wurde.

Fazit: Das Handbuch ist zweifelsohne eine Bereicherung in der erbrechtlichen Gestaltungsliteratur. Es ermöglicht dem Nutzer, sich einen raschen Zugang zu einzelnen Fragen der Erbfolgegestaltung zu verschaffen und sich die hoch komplexe Materie nachhaltig einzuprägen. Die Beispielsfälle, Hinweise, Checklisten, Tabellen und hervorragenden Grafiken erleichtern nicht nur das Verständnis, sondern sind bestens geeignet, das Mandantengespräch optimal und mit wenig Zeitaufwand vorzubereiten. Die Anschaffung dieses Handbuchs lohnt sich.

Autor: Norbert Monschau

Rechtsanwalt u. zertifizierter Testamentsvollstrecker (DVEV) Norbert Monschau, Erftstadt

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