Auch im Falle der Abstandnahme vom Urkundsverfahren ist die Verfahrensgebühr des Urkundsverfahrens auf die Verfahrensgebühr des Nachverfahrens anzurechnen (Vorbem. 3 Abs. 7 VV). Die Terminsgebühr entsteht auch hier anrechnungsfrei erneut, sofern sie im Urkundsverfahren angefallen ist, was bei dieser Konstellation nicht zwingend ist.

 

Beispiel 4

Der Anwalt klagt für seinen Mandanten im Urkundsverfahren einen Betrag i.H.v. 10.000,00 EUR ein. Nach Schriftsatzwechsel erklärt der Anwalt, vom Urkundsverfahren Abstand zu nehmen. Die Sache wird sodann im ordentlichen Verfahren verhandelt.

Jetzt ist im Urkundsverfahren keine Terminsgebühr abzurechnen, sondern nur im ordentlichen Verfahren nach Abstandnahme.

 
I. Urkundsverfahren    
1. 1,3-Verfahrensgebühr, Nr. 3100 VV   798,20 EUR
  (Wert: 10.000,00 EUR)    
2. Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV   20,00 EUR
  Zwischensumme 818,20 EUR  
3. 19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV   155,46 EUR
  Gesamt   973,66 EUR
II. Verfahren nach Abstandnahme
1. 1,3-Verfahrensgebühr, Nr. 3100 VV   798,20 EUR
  (Wert: 10.000,00 EUR)    
2. gem. Vorbem. 3 Abs. 7 VV anzurechnen – 798,20 EUR
3. 1,2-Terminsgebühr, Nr. 3104 VV   736,80 EUR
4. Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV   20,00 EUR
  Zwischensumme 756,80 EUR  
5. 19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV   143,79 EUR
  Gesamt   900,59 EUR

War im Urkundsverfahren bereits eine Terminsgebühr angefallen, dann kann diese jeweils gesondert entstehen. Für die Terminsgebühr im Urkundsverfahren reicht dabei schon die bloße Erklärung des Klägervertreters im Termin, er nehme vom Urkundenprozess Abstand.[3]

 

Beispiel 5

Im Urkundsverfahren sind 10.000,00 EUR eingeklagt. Im Termin zur mündlichen Verhandlung erkennt der Kläger, dass er seinen Anspruch durch die vorhandenen Urkunden nicht beweisen kann. Daraufhin wird vom Urkundsverfahren Abstand genommen und im ordentlichen Verfahren weiterverhandelt.

Die bloße Abstandnahme im Termin genügt, um die Terminsgebühr im Urkundsverfahren auszulösen.

 
I. Urkundsverfahren    
1. 1,3-Verfahrensgebühr, Nr. 3100 VV   798,20 EUR
  (Wert: 10.000,00 EUR)    
2. 1,2-Terminsgebühr, Nr. 3104 VV   736,80 EUR
  (Wert: 10.000,00 EUR)    
3. Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV   20,00 EUR
  Zwischensumme 1.555,00 EUR  
4. 19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV   295,45 EUR
  Gesamt 1.850,45 EUR
II. Nachverfahren    
1. 1,3-Verfahrensgebühr, Nr. 3100 VV   798,20 EUR
  (Wert: 10.000,00 EUR)    
2. gem. Vorbem. 3 Abs. 7 VV anzurechnen   – 798,20 EUR
3. 1,2-Terminsgebühr, Nr. 3104 VV   736,80 EUR
  (Wert: 10.000,00 EUR)    
4. Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV   20,00 EUR
  Zwischensumme 756,80 EUR  
5. 19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV   143,79 EUR
  Gesamt   900,59 EUR
[3] AnwK-RVG/N. Schneider, a.a.O., Vorbem. 3 VV Rn 367; Gerold/Schmidt/Müller-Rabe, a.a.O., Vorbem. 3 VV Rn 378; N. Schneider, Terminsgebühr für übereinstimmende Erledigungserklärung und Abstandnahme vom Urkundenprozess?, AGS 2005, 99.

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