Die Entscheidung des VGH ist zutreffend und entspricht der überwiegenden oder gar einhelligen Rechtsprechung in der Verwaltungsgerichtsbarkeit.

Leider hat sich diese Erkenntnis in Zivilsachen noch nicht durchgesetzt. Hier vertritt die überwiegende Rspr.[1] und Kommentarliteratur[2] – häufig allerdings ohne nähere Begründung – die Auffassung, die Geschäftsgebühr für eine Abmahnung sei auf die Verfahrensgebühr eines nachfolgenden einstweiligen Verfügungsverfahrens anzurechnen. Das ist unzutreffend. Die Abmahnung betrifft die Hauptsache, während die einstweilige Verfügung die vorläufige Regelung und Sicherung des Anspruchs betrifft. Beiden Verfahren liegen also zwei verschiedene Streitgegenstände zugrunde,[3] was aber wiederum eine Anrechnung ausschließt.[4]

Norbert Schneider

[1] BGH RVGreport 2008, 470; KG JurBüro 2009, 27 = KGR 2009, 76 = RVGreport 2008, 471; RVGreport 2009, 29 = KGR 2009, 107, das allerdings hier die Anrechnung im Kostenfestsetzungsverfahren nicht zugelassen hat; OLG Stuttgart AGS 2008, 43 = OLGR 2008, 149 = Justiz 2008, 90 = RVGreport 2007, 473; OLG Hamburg AGS 2007, 104 = OLGR 2006, 691 = AnwBl 2006, 679 = MDR 2007, 57 = RVGreport 2007, 74; zfs 2005, 102; in seinen Gründen auch BGH NJW 2008, 1744.
[2] Gerold/Schmidt/Madert, 18. Aufl. 2008, VV 2300, 2301 Rn 41; Gerold/Schmidt/Müller-Rabe, Anhang II, Rn 147.
[3] Schuschke/Walker, Vollstreckung und Vorläufiger Rechtsschutz, Bd. II, Arrest und einstweilige Verfügung, 3. Aufl. 2004, § 935 Rn 2.
[4] Weber, in: Münchener Anwaltshandbuch Vergütungsrecht, § 11 Rn 17; Bischof/Jungbauer/Bräuer/Curkovic/Mathias/Uher, RVG, 3. Aufl. 2009, Vorbem. 3 Rn 119; ebenso zur BRAGO: OLG Düsseldorf MDR 2005, 1140 = OLGR 2005, 693 = FamRZ 2006, 356 = JurBüro 2005, 479.

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