Rz. 49

Die Arbeit muss zunächst anderen überhaupt erst geschuldet sein. Das familienrechtliche Maß gibt dabei den personellen Rahmen vor:[50] Bei der Hausarbeit stellt nicht schon die Betätigung der Arbeitskraft als solche, sondern nur die für andere in Erfüllung einer gesetzlich geschuldeten Unterhaltsverpflichtung geleistete Haushaltstätigkeit eine der Erwerbstätigkeit vergleichbare, wirtschaftlich ins Gewicht fallende, Arbeitsleistung (und damit einen Erwerbsschaden) dar. Das durch §§ 842 f. BGB geschützte Vermögen des Verletzten kann nur dann betroffen sein, wenn durch das Unterbleiben der Hausarbeit für dritte Personen eine bestehende Unterhaltspflicht mit der Folge unerfüllt bleibt, dass der Verletzte an sich gehalten wäre, auf andere Weise seinen Beitrag zum Familienunterhalt zu leisten.[51] Für die Ermittlung der schadenersatzrechtlich relevanten haushaltsangehörigen Personen ist damit allein auf die familienrechtliche Unterhaltspflicht und nicht auf ein tatsächliches Verhalten abzustellen. Die Feststellung der familienrechtlichen Unterhaltspflicht löst die Frage, welche Mitbewohner des Haushaltes zu berücksichtigen sind, und welche nicht:[52] Versorgungsberechtigte Kinder und Eltern der verletzten Person und Ehegatten erhöhen den Anspruch; andere im Haushalt lebende Personen (wie Stiefkinder, Schwiegereltern oder Geschwister) bleiben dagegen unberücksichtigt.

 

Rz. 50

Eigene, unterhaltsberechtigte Kinder der verletzten Person sind in die Berechnung des Haushaltsführungsschadens einzubeziehen, unabhängig von der Frage, ob es sich um gemeinsame Kinder mit einem ehelichen oder nicht-ehelichen Lebensabschnittspartner handelt.

 

Rz. 51

Andere im Haushalt lebende Familienangehörige (z.B. Schwiegereltern, Geschwister, Stiefkind, Onkel, Tante) oder Freunde sind bei der Berechnung nicht zu berücksichtigen; diese Personen sind auch im Übrigen bei der Schadenbetrachtung nur mittelbar Geschädigte. Nur wenn und soweit die verletzte Person für diese Angehörigen gegen Bezahlung (und nicht nur fiktives Entgelt) tätig war, erleidet sie einen konkreten Verdienstausfallschaden (§ 842 BGB).

 

Rz. 52

Da der nicht-eheliche Partner nicht familienrechtlich unterhaltsberechtigt ist, ist seine Existenz schadenersatzrechtlich irrelevant (siehe Rn 67 ff.).

 

Rz. 53

Sind Haustiere (wie Hund, Pferd, Katze, Papagei) zu versorgen, ist auch hier die fehlende unterhaltsrechtliche Verpflichtung zu sehen und der mit dieser Versorgung verbundene Zeitaufwand außer Betracht zu lassen. Beeinträchtigte Mitwirkung in einem landwirtschaftlichen Betrieb ist unter dem Aspekt des Verdienstausfalles zu würdigen (siehe dazu § 5 Rn 24).

[50] BGH v. 25.9.1973 – VI ZR 49/72 – BG 1974, 268 = MDR 1974, 302 = NJW 1974, 41, 640 = VersR 1974, 162 (zu II.1.b); OLG Düsseldorf v. 27.4.2009 – I-1 U 95/08 – jurisPR-VerkR 20/2009, Anm. 3 (Anm. Jahnke); OLG Düsseldorf v. 12.6.2006 – I-1 U 241/05 – NJW-RR 2006, 1535 = NJW-Spezial 2006, 450 = NZV 2007, 40 = OLGR 2007, 522 = r+s 2006, 436; OLG Düsseldorf v. 12.4.1996 – 14 U 163/95 – OLGR 1996, 181 (Versorgung von Altenteilern – Schwiegermutter – im landwirtschaftlichen Betrieb); OLG Düsseldorf v. 21.2.1991 – 13 U 177/90 – VersR 1992, 1418; OLG Nürnberg v. 10.6.2005 – 5 U 195/05 – DAR 2005, 629 = FamRZ 2005, 2069 (Anm. Löhnig) = HVBG-Info 2005, 939 = JurBüro 2006, 276 = MDR 2006, 93 = NJW-Spezial 2006, 210 (nur Ls.) = NZV 2006, 209 = OLGR 2005, 618 = r+s 2005, 440 = SP 2006, 132 = VersR 2007, 248; LG Itzehoe v. 9.2.2004 – 2 O 145/02 –; LG Hildesheim v. 6.7.2000 – 1 S 36/00 – SP 2000, 410 = VersR 2002, 1431; AG Krefeld v. 3.4.2003 – 70 C 457/02 – SP 2003, 269 (bestätigt LG Krefeld v. 3.4.2003 – 3 S 30/03 – SP 2003, 418); Jahnke "Versorgungsschaden in der nicht-eheliche Lebensgemeinschaft nach einem Unfall" NZV 2007, 329 (zu V.2.b) aa) m.w.N.); a.A.: OLG Oldenburg v. 28.7.1992 – 5 U 32/92 – r+s 1993, 101 = VersR 1993, 1491 = zfs 1996, 154; Huffmann "Die nicht-eheliche Lebensgemeinschaft im Schadensrecht – Schadensersatz für entgangenen Unterhalt?" VGT 1985, S. 92 (unter Hinweis auf BGH v. 25.9.1973 – VI ZR 49/72 – BG 1974, 268 = FamRZ 1975, 30 = MDR 1974, 302 = NJW 1974, 41, 640 = SGb 1974, 390 = VersR 1974, 162 = zfs 1974, 158, BGH v. 25.9.1973 – VI ZR 49/72 – BG 1974, 268 = MDR 1974, 302 = NJW 1974, 41, 640 = VersR 1974, 162 und BGH v. 7.5.1974 – VI ZR 10/73 – MDR 1974, 1012 = NJW 1974, 1651 (Anm. von Denck NJW 1974, 2280) = VersR 1974, 1016 = VRS 47, 321); Palandt-Sprau, § 843 Rn 8.
[51] OLG Nürnberg v. 10.6.2005 – 5 U 195/05 – DAR 2005, 629 = FamRZ 2005, 2069 (Anm. Löhnig) = HVBG-Info 2005, 939 = JurBüro 2006, 276 = MDR 2006, 93 = NJW-Spezial 2006, 210 (nur Ls.) = NZV 2006, 209 = OLGR 2005, 618 = r+s 2005, 440 = SP 2006, 132 = VersR 2007, 248.
[52] OLG Nürnberg v. 10.6.2005 – 5 U 195/05 – DAR 2005, 629 = FamRZ 2005, 2069 (Anm. Löhnig) = HVBG-Info 2005, 939 = JurBüro 2006, 276 = MDR 2006, 93 = NJW-Spezial 2006, 210 (nur Ls.) = NZV 2006, 209 = OLGR 2005, 618 = r+s 2005, 440 = SP 2006, 132 = VersR 2007, 248; OLG Düsseldorf v. 12.4....

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