Rz. 89

§ 205 BGB greift den Rechtsgedanken des § 202 Abs. 1 BGB a.F. auf. Hauptanwendungsfall in der Rechtsberaterhaftung ist das Stillhalteabkommen (pactum de non petendo), nach dem der Schuldner vorübergehend zur Leistungsverweigerung berechtigt sein soll (§ 202 Abs. 1, § 205 BGB a.F.),[280] sofern nicht darüber hinaus sogar die Klagbarkeit ausgeschlossen wurde.[281] Eine solche Vereinbarung, die auch durch schlüssiges Verhalten zustande kommen kann,[282] kann z.B. vorliegen, wenn im Einvernehmen zwischen Gläubiger (Mandant) und Schuldner (Rechtsanwalt) die Auseinandersetzung über den Schadensersatzanspruch zurückgestellt werden soll bis zur Beendigung eines Rechtsstreits,[283] bis zur Entscheidung einer Verwaltungsbehörde,[284] bis zum Abschluss von Ermittlungen oder eines Versuchs zur Schadensbeseitigung[285] oder bis zur Entschließung des Haftpflichtversicherers.[286] In solchen Fällen ist eine gütliche Einigung noch nicht ausgeschlossen; deswegen soll der Gläubiger nicht gezwungen sein, die Verjährung vorsorglich durch Klageerhebung verhindern zu müssen.

[280] BGH, NJW 1992, 836; BGH, WM 1993, 610, 615; BGH, NJW 1998, 2274, 2277 = WM 1998, 1493; BGH, NJW 1999, 1101, 1103; BGH, WM 1999, 922, 924; BGH, WM 1999, 2358, 2359; BGH, ZIP 2000, 1990, 1991 = WM 2000, 1812; BGH, WM 2001, 736, 737; BGH, NJW 2002, 1488, 1489; BGH, VersR 2003, 863.
[281] BGH, NJW-RR 1989, 1048, 1049.
[282] BGH, NJW 1999, 1022, 1023; BGH, ZIP 2000, 1990, 1991 = WM 2000, 1812; BGH, 15.7.2010 – IX ZR 180/09, WM 2010, 1620.
[283] BGH, WM 1993, 610, 615; BGH, NJW 1998, 2274, 2277.
[284] BGH, LM BGB § 202 Nr. 3.
[285] BGH, LM BGB § 202 Nr. 5.
[286] Vgl. BGH, NJW 1973, 316, 317 f.; BGH, NJW 1986, 1337, 1338.

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