Rz. 86

Die Ermittlung der einzelnen Bestandteile des Kapitalisierungszinssatzes stellt ein oftmals kontrovers und intensiv diskutiertes Thema bei der Unternehmensbewertung dar.[160] Bei den kapitalwertorientierten Verfahren ergibt sich der Unternehmenswert durch die Diskontierung der zukünftigen Erträge mit dem Kapitalisierungszinssatz auf den Bewertungsstichtag. Ökonomisch gesehen stellt der Kapitalisierungszinssatz den Vergleichsmaßstab für folgende Entscheidungssituation dar: Ein Investor vergleicht die erwartete Rendite der Investition in ein bestimmtes Unternehmen mit der erwarteten Rendite seiner besten alternativen Geldanlage. Diese Rendite gibt an, welche Mindestverzinsung aus dem Bewertungsobjekt erzielt werden muss, um erwartungsgemäß nicht schlechter zu stehen als bei einer Anlage in die nächstbeste Alternative. Der Vergleich der beiden Entscheidungsalternativen liefert jedoch nur dann einen sinnvollen Wertmaßstab für eine Investitionsentscheidung, wenn die Alternativen gleichwertig ("äquivalent") sind. Dementsprechend müssen die Alternativen im Hinblick auf die zeitliche Struktur, das Risiko und die Besteuerung ihrer finanziellen Überschüsse äquivalent zum Bewertungsobjekt sein.[161]

 

Rz. 87

Üblicherweise erfolgt die Ermittlung des Kapitalisierungszinssatzes in zwei Schritten: zunächst ist der risikofreie Basiszinssatz festzulegen, der in einem zweiten Schritt unter Risiko- bzw. Wachstumsgesichtspunkten zu modifizieren ist.

[160] Vgl. Franken/Schulte, Rechtshandbuch Unternehmensbewertung, § 6 Rn 6.1.
[161] Vgl. Ballwieser/Hachmeister, Unternehmensbewertung, S. 89.

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Deutsches Anwalt Office Premium. Sie wollen mehr?

Anmelden und Beitrag in meinem Produkt lesen


Meistgelesene beiträge