Rz. 149

Nach der neuen Mobilitäts-RL wird der Gegenstand der Bekanntmachung gegenüber dem schon bestehenden Regelungskonzept für grenzüberschreitende Verschmelzungen erweitert. Bekanntzumachen ist nicht nur der Hinweis auf den Formwechselplan, sondern der Plan selbst sowie eine Mitteilung über die Möglichkeit zur Übermittlung von Bemerkungen zum Formwechselplan durch Gesellschafter, Gläubiger und Arbeitnehmer(-vertreter) sind offenzulegen (Art. 86g Abs. 1 UAbs. 1 Gesellschaftsrechts-RL).[408] Den Mitgliedstaaten steht zudem die Option offen, die Offenlegung des Sachverständigenberichts zu verlangen, Art. 86g Abs. 1 UAbs. 2 Gesellschaftsrechts-RL.[409]

 

Rz. 150

Zeitlich soll nach Art. 86g Abs. 1 UAbs. 1 Gesellschaftsrechts-RL der Formwechselplan, die Mitteilung und ggf. der Sachverständigenbericht spätestens einen Monat vor dem Tag der Gesellschafterversammlung, die über die Umwandlungsmaßnahme zu beschließen hat, offengelegt und im Register der formwechselnden Gesellschaft öffentlich zugänglich gemacht werden. Zudem muss der Plan über das BRIS (Business Registers Interconnection System)[410] abrufbar sein, Art. 86g Abs. 1 UAbs. 4 Gesellschaftsrechts-RL. Indes kann eine Veröffentlichung im Bundesanzeiger unterbleiben, da das DiRUG[411] die register-only-Lösung der Digitalisierungs-RL[412] umsetzt.[413] Art. 86g Abs. 2 und 3 Gesellschaftsrechts-RL machen die Ersetzung der Offenlegungspflichten durch ein Veröffentlichen auf einer Unternehmenswebsite zur bloßen Mitgliedstaatenoption. Aus Gründen der Transparenz und Rechtssicherheit sollte der deutsche Gesetzgeber von dieser Option keinen Gebrauch machen.[414]

 

Rz. 151

Art. 86g Abs. 4 Gesellschaftsrechts-RL sieht vor, dass die Gesellschaften künftig die Offenlegungspflicht vollständig online erfüllen können. Hierfür wird auf die neu durch die Digitalisierungs-RL in die Gesellschaftsrechts-RL eingefügten Vorschriften verwiesen, die der deutsche Gesetzgeber bereits mit dem EHUG[415] 2007 und dem DiRUG umgesetzt hat. Bereits jetzt werden die Vorgaben dadurch erfüllt, dass der beurkundende Notar elektronisch den Plan beim Handelsregister einreicht.[416]

[408] Stelmaszczyk/Potyka, in: Herrler, Gesellschaftsrecht in der Notar- und Gestaltungspraxis, § 15 Rn 662.
[409] Dies sollte nach dem Kommissionsvorschlag insbesondere die Transparenz im Hinblick auf die Prüfung künstlicher Gestaltungen erhöhen, vgl. COM(2018) 241 final, S. 12 ff.
[410] Nutzbar über https://e-justice.europa.eu/content_find_a_company-489-de.do?clang=de (Stand: 18.08.2021); ausführlich hierzu Lutter/Bayer/J. Schmidt, Europäisches Unternehmens- und Kapitalmarktrecht, § 18 Rn 18.17; Bock, GmbHR 2018, 281.
[411] Gesetz zur Umsetzung der Digitalisierungsrichtlinie (DiRUG) v. 5.7.2021, BGBl. I 2021, 3338; dazu Heckschen/Knaier, NZG 2021, 1093; Stelmaszczyk/Kienzle, ZIP 2021, 765; Keller/Schümmer, NZG 2021, 573; Bock, RNotZ 2021, 326; Meier/Szalai, ZNotP 2021, 306; Knaier, GmbHR 2021, 169; J. Schmidt, ZIP 2021,112; Ulrich, GmbHR 2021, 35; Linke, NZG 2021, 309; Freier, NotBZ 2021, 161.
[412] Richtlinie (EU) 2019/1151 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 20.6.2019 zur Änderung der Richtlinie (EU) 2017/1132 im Hinblick auf den Einsatz digitaler Werkzeuge und Verfahren im Gesellschaftsrecht, ABl. EU Nr. L 186/2019, 80.
[413] Siehe hierzu Knaier, GmbHR 2021, 169, 181; J. Schmidt, Der Konzern 2018, 229, 232; Bayer/J. Schmidt, BB 2019, 1922, 1924; Lieder, NZG 2020, 81, 87; Noack, DB 2018, 1324, 1328; Omlor, DStR 2019, 2544, 2549; J. Schmidt, in: FS Hopt, 2020, S. 1097, 1099.
[414] So auch Stelmaszczyk, notar 2021, 107, 118; Limmer/Knaier, in: Limmer, Handbuch der Unternehmensumwandlung, Teil 6 Rn 285.
[415] Gesetz über elektronische Handelsregister und Genossenschaftsregister sowie das Unternehmensregister v. 10.11.2006, BGBl. I 2006, 2553.
[416] Stelmaszczyk, notar 2021, 107, 118.

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