Rz. 164

Ist der Mandant wegen eines Verstoßes gegen § 24a Abs. 1 StVG verurteilt worden, muss sich der Verteidiger mit den Anforderungen auseinandersetzen, die die oberlandesgerichtliche Rechtsprechung an den Umfang der tatrichterlichen Feststellungen stellt (eingehend dazu wegen der Einzelheiten Burhoff/Burhoff, OWi, Rn 3651 ff.). Dazu gilt:

 

Rz. 165

Bei der Atemalkoholmessung handelt es sich nach allgemeiner Meinung um ein standardisiertes Messverfahren (vgl. u.a. BGHSt 46, 358 = NJW 2001, 1952 = NZV 2001, 267 = DAR 2001, 275; BayObLG, Beschl. v. 7.1.2021 – 201 ObOWi 1683/20; KG VRS 100, 337; Beschl. v. 24.3.2922 – 3 Ws (B) 53/22; OLG Bamberg, zfs 2013, 711 = VA 2013, 137; OLG Hamburg, NStZ 2004, 350; OLG Hamm, VRS 102, 115 = NZV 2002, 198 = VA 2002, 18; zfs 2002, 401 = NZV 2002, 414; OLG Dresden, NStZ-RR 2005, 117 = VRS 108, 114 = DAR 2005, 224 = NZV 2005, 328; OLG Düsseldorf, zfs 2002, 500; OLG Stuttgart, VRS 99, 286 = VA 2000, 62; OLG Zweibrücken, Beschl. v. 7.2.2019 – 1 OWi 2 Ss Bs 83/18, zfs 2019, 290). Bei einem standardisierten Messverfahren müssen aber (dazu § 3 Rdn 44 ff.), wenn weder der Betroffene noch andere Verfahrensbeteiligte Zweifel an der Funktionstüchtigkeit des Messgerätes geltend machen, grds. keine näheren tatsächlichen Feststellungen zur Messmethode getroffen werden. Dann reicht allein die Mitteilung der Messmethode und die ermittelten Messwerte aus.

 

Hinweis

Eine Verweisung auf ein Messprotokoll zur Atemalkoholmessung ist nicht zulässig, da es sich dabei nicht um eine "Abbildung" i.S.d. § 267 Abs. 1 S. 3 StPO handelt (vgl. a. BayObLG, Beschl. v. 31.1.2022 – 202 ObOWi 106/22, zfs 2022, 349 = VA 2022, 89; OLG Bamberg zfs 2015, 49; OLG Brandenburg DAR 2005, 97 = StraFo 2005, 120; OLG Düsseldorf, VA 2016, 52 = DAR 2016, 149 = zfs 2016, 229; DAR 2018, 387 = VA 2018, 107; OLG Hamm NStZ-RR 2009, 151 = NZV 2009, 303; VA 2012, 139 = VRR 2012, 243 [Ls.]; NStZ-RR 2016, 121 = NZV 2016, 241 = VA 2016, 85; Beschl. v. 9.3.2021 – III-4 RBs 44/21, zfs 2021, 531; OLG Schleswig, Beschl. v. 2.4.2014 – 1 Ss OWi 59/14, VRR 2014, 270 = zfs 2014, 413 = NZV 2015, 45; s. aber auch KG, NStZ-RR 2016, 27 = VRS 129, 155 = NZV 2016, 293 = VA 2016, 84; OLG Stuttgart, NZV 2017, 341 = VA 2017, 67; OLG Zweibrücken, Beschl. v. 28.2.2018 – 1 OWi 2 Ss Bs 106/17, NStZ-RR 2018, 156; weitere Nachw. bei Burhoff/Burhoff, OWi, Rn 3833 und § 3 Rdn 43).

 

Rz. 166

Das gilt grds. auch für die Atemalkoholmessung. Die früher dazu vom 2. Bußgeldsenat des OLG Hamm vertretende abweichende Auffassung (eingehend OLG Hamm, VRS 101, 53 = DAR 2001, 416 = zfs 2001, 428; bestätigt von OLG Hamm, VA 2002, 156 = zfs 2002, 401 = NZV 2002, 414; VA 2003, 30 = zfs 2003, 209 = BA 2003, 239 = VRS 104, 310 = NZV 2003, 538) hat dieser im Hinblick auf die dagegen erhobene Kritik in der übrigen obergerichtlichen Rechtsprechung später aufgegeben (vgl. OLG Hamm, VRS 107, 386 = DAR 2004, 713). Allgemeine Meinung ist es daher jetzt, dass es grds. ausreichend ist, wenn im tatrichterlichen Urteil die Messmethode und der festgestellte Atemalkoholwert mitgeteilt werden. Als derzeit ausreichend ist es auch angesehen worden, wenn in den tatsächlichen Feststellungen nur ausgeführt wird, dass eine "Atemalkoholmessung" durchgeführt worden ist und zudem der festgestellte Atemalkoholwert aufgeführt wird oder, wenn sich der Gerätetyp sonst unzweifelhaft aus den Urteilsgründen ergibt (OLG Bamberg, VA 2006, 67 [Ls.]; zfs 2013, 711 = VA 2013, 137 = VRR 2013, 283 [Ls.]). Das Atemalkoholmessgerät muss nicht namentlich genannt werden, da andere Geräte als die der Firma Dräger nicht im Einsatz sind (vgl. OLG Hamm, zfs 2004, 534 = VRS 107, 470; (unzutreffend a.A. – aber ohne nähere Begründung – KG, VRS 131, 148; VRS 133, 37 = VA 2018, 157 [Angabe des Messgerätes erforderlich]).

 

Hinweis

Zu der Frage, ob im Urteil bei einer Verurteilung wegen eines Verstoßes gegen § 24a Abs. 1 StVG die Einzelmesswerte mitgeteilt werden müssen, ist die neuere Rechtsprechung der OLG weitgehend übereinstimmend der Meinung, dass die Feststellung des Mittelwerts genügt (so zuletzt OLG Hamm, VA 2004, 64 = NStZ 2004, 323; OLG Stuttgart, DAR 2000, 537; auch OLG Düsseldorf, NZV 2002, 523; a.A. BayObLG, NJW 2003, 1752; NZV 2001, 524; NZV 2000, 295; KG, NZV 2001, 388; OLG Bamberg, DAR 2007, 92 = VA 2006, 178).

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Deutsches Anwalt Office Premium. Sie wollen mehr?

Anmelden und Beitrag in meinem Produkt lesen


Meistgelesene beiträge