Rz. 106

Regelmäßig finden sich Nachlässen umfangreiche Briefmarkensammlungen. Die Wertbestimmung ist im Einzelfall schwierig; oftmals handelt es sich um Massenware. Im Zweifel sollte ein Sachverständiger die Briefmarken schätzen. Diese können dann (wenn sie nicht für zu ermittelnde Erben aufzubewahren sind) in entsprechenden Briefmarkenauktionen[128] veräußert werden.

 

Rz. 107

Der Nachlasspfleger sollte vermeiden, örtlichen Briefmarkenhändlern ganze Sammlungen zur Prüfung ohne Aufsicht zu überlassen. Er kann nämlich ansonsten den Austausch von Marken nicht kontrollieren und verhindern. Selbst die fotografische Dokumentation der Albumseiten hilft hier nicht weiter, da oftmals Markeneigentümlichkeiten wie Wasserzeichen und Farbabweichung erhebliche Preisunterschiede ausmachen.

 

Rz. 108

Folgende Hinweise zur Werteinschätzung können gegeben werden:[129]

Briefmarken mit nennenswertem Wert könnten bis zum Jahr ca. 1955 vorliegen; historische Ansichtskarten ca. vor 1930;
Briefmarken, die nach ca. 1955 erschienen sind, gehören vielfach zur Massenware und haben nur noch "Brennwert"; ausgenommen ungestempelte Marken mit Frankaturkraft;
eine große Ausnahme bilden die Marken von China, die ca. bis zum Jahr 1985 extrem gefragt und wertvoll sind;
Briefmarken in Vordruckalben, die vor 1955 über mehrere Jahre weitestgehend vollständig sind, sollten größere Beachtung finden;
Vordruckalben der Bundesrepublik, Berlins, der DDR, die jeweils bis ca. 1955 (fast) vollständig sind, können als wertvoll bezeichnet werden;
Altdeutschland, Kaiserreich, Weimarer Republik, Drittes Reich, sowie die sogenannten Gebiete wie Kolonien sind in fortgeschritten gesammelter Form allesamt gefragt und wertvoll;
Weisen Briefmarken auf der Rückseite Prüfzeichen auf (kleine Namensstempel), sind Fotoatteste oder Fotobefunde enthalten, so kann von einem höheren Wert ausgegangen werden;
In den vergangenen 2–3 Jahrzehnten wurden/werden Spezialsammlungen aufgebaut, die weg vom reinen Briefmarkensammeln in Richtung Karten, Briefe, sowie andere Besonderheiten in Form von Randzudrucken etc. gehen;
Werthaltige Briefmarkensammlungen liegen meist auch dann vor, wenn der Sammler auf Auktionen oder in Fachgeschäften eingekauft hat. Auktionskataloge sind hier meist ein Indiz;
Vorhandene Briefmarkenliteratur, Briefmarkenkataloge, Fachzeitschriften und ggf. die Mitgliedschaft des Sammlers in einem Briefmarkensammlerverein, deuten meist auf ein engagiertes Sammeln hin;
Ungestempelte Briefmarken "aus der guten Zeit (bis ca. 1955)", die einen Falz tragen, bzw. deren Gummierung beeinträchtigt ist, werden nur zum Bruchteil der vergleichbaren "postfrischen" Stücke gehandelt;
(MICHEL-)Katalogpreise sind keine Handelspreise! Es sind Orientierungsgrößen;
Objekte der Philatelie, die meist kaum einen Wert haben sind: Briefmarken nach 1955, Ersttagsbriefe, Ersttagsblätter, Numisbriefe (lediglich Edelmetallwert), Kiloware und Motivsammlungen der Versandhäuser (Olympiade, Fußball, Raumfahrt, Lady Diana, Rubens, Autos, Tiere, Blumen etc.).
[128] Übersicht über Auktionshäuser: Bundesverband Deutscher Briefmarkenversteigerer e.V., www.bdb.net.
[129] Hinweise nach öbuv SV Torsten Hornung, Werte im Nachlass, Vortrag bei der NachlassAkademie vom 29.9.2014.

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Deutsches Anwalt Office Premium. Sie wollen mehr?

Anmelden und Beitrag in meinem Produkt lesen


Meistgelesene beiträge