Rz. 184

Absolute Fahruntüchtigkeit (ab 1,1 Promille) begründet generell den Vorwurf der groben Fahrlässigkeit,[208] selbst wenn die Unfallsituation auch von einem nüchternen Fahrer nicht zu meistern gewesen wäre.[209]
Bei relativer Fahruntüchtigkeit (ab 0,3 bis 1,09 Promille) müssen weitere Umstände hinzutreten und vom Versicherer bewiesen werden, die den Vorwurf der groben Fahrlässigkeit und die Kausalität für das Unfallgeschehen begründen;[210] auch bei 0,7 Promille kann relative Fahruntüchtigkeit vorliegen.[211]
Eine Blutalkoholkonzentration von 0,65 Promille führt zur Leistungsfreiheit wegen grober Fahrlässigkeit, wenn ein alkoholbedingter Fahrfehler vorliegt;[212] dies gilt ebenso bei einer Blutalkoholkonzentration von 0,85 Promille.[213]
Beruft sich der Versicherungsnehmer auf Schuldunfähigkeit (§ 827 BGB), ist der Versicherungsnehmer beweispflichtig;[214] ein Alkoholwert von 3 Promille führt nicht zwangsläufig zur Schuldunfähigkeit.[215]
Unzurechnungsfähigkeit des Versicherungsnehmers führt zur Leistungsfreiheit des Versicherers nach § 81 VVG, wenn der Versicherungsnehmer sich vorsätzlich betrunken hat und er zu einem Zeitpunkt, als er noch zurechnungsfähig war, zumindest damit rechnen musste, dass er noch fahren werde und wenn trotzdem keine geeigneten Vorkehrungen getroffen worden sind, um dieses zu verhindern. § 827 BGB ist entsprechend anzuwenden.[216]
[208] BGH VersR 1991, 1367; OLG Hamm VersR 1991, 539; OLG München r+s 1991, 189; OLG Köln r+s 1994, 329; OLG Köln SP 1996, 397.
[209] OLG Düsseldorf r+s 2000, 445 = NVersZ 2001, 24.
[210] OLG Karlsruhe zfs 1986, 309; OLG Köln VersR 1986, 229; OLG Hamm r+s 1989, 6; OLG Karlsruhe zfs 1993, 161.
[211] KG NZV 1996, 200 = zfs 1996, 421; OLG Köln zfs 1999, 199; Hanseatisches OLG SP 2000, 209; OLG Düsseldorf r+s 2000, 362; OLG Koblenz r+s 2002, 498; OLG Saarbrücken, 5 U 698/05, NZV 2009, 340.
[212] OLG Karlsruhe zfs 2002, 241; OLG Hamm r+s 2003, 188 = NZV 2003, 522.
[213] OLG Koblenz DAR 2002, 217.
[214] BGH VersR 2003, 1561 = SP 2004, 20.
[215] OLG Hamm r+s 1992, 42; OLG Hamm r+s 1998, 10; OLG Frankfurt VersR 2000, 883; OLG Saarbrücken zfs 2003, 597.
[216] OLG Hamm r+s 2001, 55 = SP 2001, 134 = zfs 2001, 119.

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