Rz. 9

Abgesehen davon, dass nicht am Unternehmen beteiligte Manager – wie grundsätzlich alle abhängig Beschäftigten – ein Interesse an der Erhaltung ihres Arbeitsplatzes haben, sind die Vorstellungen von der Unternehmensführung oft von rein kaufmännischen Gesichtspunkten geprägt. Gerade Manager, die sich ihre Sporen in großen Publikumsgesellschaften erworben haben, sind es gewohnt, in erster Linie ökonomisch sinnvoll zu handeln, um auf diese Weise den Gewinn und schlussendlich auch den Shareholder Value zu steigern. Das bedeutet zwar nicht, dass andere Kategorien, beispielsweise die Konsequenzen für die Arbeitnehmer oder mögliche Auswirkungen beabsichtigter Maßnahmen für den Standort, keine Rolle spielen oder nicht berücksichtigt werden. Vorrang haben aber im Zweifel die ökonomischen Faktoren.

 

Rz. 10

Darüber hinaus partizipiert das am Unternehmen nicht beteiligte Fremdmanagement nicht an einer langfristigen Steigerung des Unternehmenswertes. Selbst die Sicherung des dauerhaften Fortbestands des Unternehmens muss nicht zwingend mit den wirtschaftlichen Zielsetzungen des Managements kompatibel sein. Denn für die wirtschaftliche Absicherung des angestellten Managers spielt insbesondere seine laufende Vergütung aus dem Anstellungsverhältnis die entscheidende Rolle. Enthält diese erfolgsabhängige Komponenten, muss der Manager in seinem ureigensten Interesse bestrebt sein, diejenigen Faktoren, die bestimmend für seine variablen Vergütungskomponenten sind, zu optimieren.

 

Rz. 11

Es soll an dieser Stelle nicht der Eindruck erweckt werden, dass nicht am Unternehmen beteiligte Manager automatisch den eigenen Profit an die erste Stelle setzen würden. Das ist sicherlich nicht der Fall. Ebenso wenig verspricht es Erfolg, einen Manager allein durch entsprechend strukturierte finanzielle Anreize auf die Zielvorstellungen der Eigentümerfamilie einschwören zu wollen. Loyalität und Integrität können hierdurch niemals ersetzt werden; sie sind grundsätzlich auch nicht käuflich. Nichtsdestotrotz erwarten die Unternehmenseigner zu Recht von ihren angestellten Managern, dass diese ihr Wissen und Können konsequent zum Wohle des Unternehmens einsetzen. Von jemandem, der dieses von ihm erwartete Können tatsächlich mitbringt, zu erwarten, dass er seine eigenen wirtschaftlichen Interessen dabei vollkommen außer Acht lässt, ist aber gleichermaßen unfair wie lebensfremd.

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